laut.de-Kritik
Die Grande Dame des Raps war eine Enttäuschung.
Review von Alexander EngelenEs war, abgesehen von einem kleinen Live Aid-Besuch, Lauryn Hills einziger Deutschlandauftritt. Im Zuge der Jazz Open holten die Stuttgarter Organisatoren die Grande Dame des Hip Hop ins Schwabenländle und schlugen mit diesem Act die Brücke zwischen herkömmlichen Jazz Festival-Besuchern und jungen Hip Hop-Fans. Es gab nur ein Problem: Lauryn Hills Auftritt war eine Enttäuschung.
Dabei sah es danach zu Beginn gar nicht aus. Im Vorfeld präsentierte sich die schwedische Hip Hop-Crew Blacknuss, die mit ihrem Mix aus straightem Rap, melodischem Black-Pop und lockerem Reggae durchaus gefielen. Danach machten die ohnehin hohen Erwartungen noch einen kleinen Satz, als Lauryn Hill mit einer 16(!)-köpfigen Band die Bühne betrat. Allein zwei Bassisten, vier Percussionisten und drei Damen als Backgroundvocals unterstützen das ehemalige (?) Fugees-Mitglied. Wer so einen Aufwand schon für einen Garant für eine außergewöhnliche Show hält, musste an diesem Abend jedoch enttäuscht werden. Denn genauso wie siebzehn Musiker wunderbar harmonisch auf einer Stage miteinander spielen können, geht das auch weniger begeisternd gegeneinander.
Da steht dann diese zierliche Person Lauryn Hill vor ihrer Band und ihren Fans, rappt, singt, spielt Gitarre, sieht umwerfend aus und gibt ihren Musikern mit scharfen Blicken zu verstehen, wer der Star des Abends ist, vergisst aber dabei, dass man ein Publikum vor allem mit Emotionen fesselt.
Wahrscheinlich hat sich die Musikerin die Kritiken ihres letzten Unplugged-Albums zu sehr zu Herzen genommen. Da monierte nämlich die Öffentlichkeit, dass sie ihre Platte mit minutenlangen Erklärungen und Anekdoten unnötig in die Länge gezogen habe. Muss man aber deswegen den Dialog mit den Zuschauern auf ganze zwei Worte ("Hallo" und "Tschüss") beschränken? Bei einem Konzert von gerade mal einer guten Stunde wäre zumindest zeitlich mehr drin gewesen.
So blickte man in Richtung Ausgang gehend in enttäuschte Gesichter, die sich von einem Konzert dieser Ausnahmekünstlerin definitiv mehr erwartet hätten. Natürlich gab Lauryn Hill eine gute Show. Von Beiträgen ihres Solodebüts "The Miseducation Of Lauryn Hill" über ruhige Stücke des Unplugged-Albums bis hin zu einem Fugees-Medley war alles dabei und alles gekonnt vorgetragen. Doch was bleibt von einem Konzert übrig, wenn die Emotionen fehlen und das Ganze eher einer Pflichtübung ähnelt? Immerhin kann man dann sagen, dass man bei einem Auftritt von Lauryn Hill dabei gewesen ist ...