Details

Mit:
Datum: 4. November 2006
Location: Ampere
Zellstraße 4
81667 München
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Endlich! Evan Dando und seine Zitronenköpfe enttäuschten nicht.

Review von Dominik Kraus

Endlich! Nachdem Evan Dando heuer nach über 10-jähriger Pause die Lemonheads bereits im Studio reanimierte, wagte man bereits zu hoffen, dass er womöglich seine Zitronenköpfe für ein paar Gigs aufs europäische Festland bugsieren würde. Und tatsächlich, eine Kurztour wurde an- und glücklicherweise auch nicht mehr abgesagt.

Doch irgendwie scheinen es noch nicht alle so richtig mitbekommen zu haben, dass die Helden unserer Jugend wieder auf Achse sind, und so wird der Gig aus der Elser-Zusatzhalle ins kleine aber feine Ampere in der Muffathalle verlegt. Und das passt dann: ausverkauftes Haus, gute Stimmung schon vor dem ersten Liveton und ein geschätztes Durchschnittsalter von 29 Jahren im Publikum.

Als Support startet Ex-Vaselines Eugene Kelly mit einem knapp halbstündigen Akkustikset. Er stimmt das Publikum charmant auf die Hauptband ein. Die kommt gegen 21.30 Uhr auf die Bühne. Den schon zu diesem Zeitpunkt teilweise entrückten Jauchzern nach zu urteilen, haben einige Anwesenden, der Rückkehr der Zitronenköpfe schon länger entgegen gefiebert.

Zu Recht. Von Beginn an legen Dando und seine zwei Mitstreiter einen Hit nach dem anderen aufs Parkett. Schließlich besitzt man eine ganze Menge davon. "The Great Big No", "My Drug Buddy", "Hospital", "Allison Started To Happen" ... Die ersten 45 Minuten gehören ganz den drei letzten Alben, bevor Dando vorübergehend ins Frührentnertum abstürzte.

Dann werden die ersten Stücke des aktuellen Albums intoniert. "Black Gown", "Become The Enemy" und "Let's Just Laugh" kommen am Stück. Und es zeigt sich, dass das Publikum auch bei den neueren Stücken recht textsicher ist - bei den alten Nummern singt mehr oder weniger der ganze Saal mit.

Nach gut einer Stunde und gefühlten 23 Spitzenstücken schickt Dando, der sich die ganze Zeit prächtig mit seiner Band versteht und mehr mit seinen Jungs als mit dem Publikum kommuniziert, die beiden von der Bühne. Was folgt, ist eine beinahe halbstündige Solo-Einalge auf der Wandergitarre.

Die ist verziert mit Fotos seiner Frau und sieht aus, als wäre sie schon um die ganze Welt gereist. Und spätestens hier wird jedem offenbar, dass dort oben auf der kleinen Bühne des Ampere einer der wunderbarsten und -samsten Sänger und Songwriter der jüngeren Rockgeschichte steht. "Into Your Arms", "Why Do You Do This To Yourself", "Outdoor Type" ... wieder folgt ein ergreifendes Stück dem anderen. Ohne Pause und ohne einen Blick ins Publikum jagt er den andächtig Lauschenden einen wohligen Schauer auf den Rücken.

Bis auf einen Herrn mittleren Alters: Der telefoniert ungezwungen in der ersten Reihe. Dafür gibts einen sanften Tritt aufs Handy und einen deutlichen Anraunz vom Meister. Früher war sowas durchaus ein Anlass, eine Schelle auszuteilen, um dann einfach auf Nimmerwiedersehen von der Bühne zu verschwinden. Heute aber ist alles zu schön und so gibts lediglich ein Platzverbot vom herbeieilenden Roadie.

Die letzte halbe Stunde widmet man sich dann wieder dem gemeinschaftlichen Musizieren. Und siehe da: Die dicksten Fische kommen erst noch, und so gibt die Band mit "It's A Shame About Ray", "If I Could Talk" und "Rutherless" - nach beinahe zwei Stunden ununterbrochener Darbietung ein furioses Finale.

Ich habe die Lemonheads schon ein paar Mal vor und während ihrer Hochzeit gesehen, aber so ausdauernd und gut aufgelegt noch nie. "Je oller, desto doller", möchte man sagen. Auch scheint das Alter Stimme und Stimmung der Diva Dando gut getan zu haben. Am Ende entschuldigt er sich sogar noch für den kleinen "Ausraster". Geht klar, Mann! Wer auf einem solchen Konzert ans Telefonieren denkt, kann einen kleinen Arschtritt durchaus vertragen.

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Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Lemonheads

"Bring me the head of Evan Dando!", prangte es von der Bassdrum des Social Distortion-Drummers herab. Anfang der Neunziger zeigte der Beliebtheitsgrad …