laut.de-Kritik
Die Schweden machten auch vor zehn Leuten nicht Halt.
Review von Michael EdeleIch fasse es immer noch nicht … Ganze zehn Nasen haben es geschafft, ihre Ärsche an einem Montagabend hochzukriegen, um sich den Transport League-Nachfolger M.A.N. in der Räucherkammer im Wiesbadener Schlachthof anzuschauen.
ZEHN LEUTE!!! So killt man nicht nur Bands, man killt auch die Clubszene, schließlich tragen die auch ein finanzielles Risiko. Was solls, jeder Daheimgebliebene hat jedenfalls ein satte Modern Metal-Vollbedienung verpasst, die ihn gerade mal schlappe 10 Euro gekostet hätte.
Die Mannen um Tony Jelenkovich waren wohl vorgewarnt: Als sie um kurz nach 21 Uhr die Bühne betraten, ist ihnen beim Anblick des leeren Clubs nicht ein Ei aus dem Sack gefallen. Stattdessen geben sie vom ersten Ton an Vollgas.
Was anderes kann man in der Situation wohl auch nicht machen: die Flucht nach vorne. Dabei griffen sie nicht nur auf ihre beiden Scheiben zurück, sondern streuten auch einen Track von Transport League ein. Außerdem gabs mit "Roots Bloody Roots" noch ein Sepultura-Cover auf die Ohren.
So ganz konnte die Band die Enttäuschung allerdings nicht verbergen, denn nach einer knappen Stunde (inklusive zweier Zugaben) war Schicht im Schacht. Dennoch hätte Fronter Tony die doch sehr intime Situation für ein wenig mehr Kommunikation mit dem Publikum nutzen können.
Absoluter Hingucker waren dafür die Gitarren von Robgus. Der spielte zuerst auf einem Modell, das aussah, als wäre es gestern noch als Geweih durch die schwedischen Wälder gewandert. Dann sattelte er auf ein recht futuristisches Design um und griff schließlich auch noch zur 11-Saitigen.
Um halb elf war alles vorbei, und wer noch ein wenig da blieb, um sich am Merchstand mit der Band zu unterhalten, war wenigstens früh genug daheim, um am nächsten Morgen frisch aus dem Bett zu kommen. Irgendwie lässt sich ja aus allem etwas Positives ziehen …