laut.de-Kritik
Hip Hop-Electro-Punk-Billing der Extraklasse.
Review von Philipp SchiedelDieses Doppel-Billing hätte nicht passender ausfallen können. Mit Von Spar und der Mediengruppe Telekommander spielten zwei der zurzeit interessantesten deutschen Bands auf, die beide der Hang zum tanzbaren Song und provokante und politische Texte verbindet. Perfekte Voraussetzung also für einen spannenden Konzertabend. Im prall gefüllten Gebäude 9 machte die Mediengruppe mit einer routinierten Performance von Hits wie "Trend" oder "Camouflageyuppie" den Anfang, konnte damit aber nur wenige Kölner zum Tanzen animieren.
Das ändert sich schlagartig, als mitten in der neuen Mediengruppe-Single "Bis Zum Erbrechen Schrein" plötzlich mehrere, in blaue Raumanzüge gekleidete junge Herren die Bühne stürmen, sich ein Mikro und die herumliegenden Instrumente schnappen, und den Telekommandern kurzerhand den Song aus der Hand reißen, um einfach ihre Version davon hinzuschmettern. Bevor man das Geschehen auf der Bühne so richtig versteht, ist dort oben auch schon eine lautstarke und aufregende Melange aus beiden Bands dabei, dem Songtitel alle Ehre zu machen. Während sich die Mediengruppe danach erstmal verabschiedet, übernehmen ihre Kollegen Von Spar das Ruder und ballern ihre Songs so schnell, stürmend und komplett verrückt durch die Boxen, dass der oft gehörte Vergleich zu den Goldenen Zitronen nicht zu kurz kommt. Dem Publikum gefällt der Krach und es bemüht sich daher zahlreich im Hüftschwingen und Brüllen.
Nach einigen Songs kriechen die zwei Telekommander sonnenbebrillt und mit Elvis-Perücke aus dem Backstage hervor, um nun wiederum Von Spar abzulösen. Dieses Hin-Und-Her-System folgt die kompletten zwei Stunden des Konzertes und sorgt so für einen fantastischen Fluss zwischen zwei Bands, von denen die eine mit dem dicken Hip Hop-Electro-Beat, die andere mit dem guten alten Punkrock das Tanzbein schwingen lässt. Trotz des Geschwindigkeits-Gegensatzes (Von Spar rasen gerade so durch ihre Stücke – die Mediengruppe setzt eher auf gediegene old schoolige Beats) schaffen es beide Bands, eine durch und durch flüssige Show auf die Bühne zu zaubern und einige magische Momente zu schaffen. Wer immer noch meint, dass deutsche Musik nichts kann, dem sollte man diesen Abend auf seinen "Ferrariihhh" taggen.