Details

Mit:
Datum: 11. März 2008
Location: Hugenottenhalle
Neu-Isenburg
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Eher routiniert als ambitioniert, aber mit Killersongs.

Review von Michael Edele

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Bewahrheitet sich immer wieder. Hätte ich mir tatsächlich mal die Mühe gemacht, mich zu informieren, wer bei der Megadeth-Tour im Vorprogramm spielt, hätte ich mein Interview mit Mercenary wesentlich einfacher haben können. Anstatt ständig den Telefontermin zu verschieben, hätte ich mir die Jungs einfach vor Ort krallen und ein paar Fragen zum neuen Album aus den Rippen leiern können.

Was soll's auch, pfeift man sich eben erst mal die Jungspunde von Evile rein, die als erste Band in Neu-Isenburg auf die Bretter kommen. Und wenn wir ehrlich sind, in Sachen Härte haben die vier Briten die Nase eindeutig vorne, denn auch wenn Sänger/Gitarrist Matt Drake leichte Ähnlichkeit zu Bullet For My Valentines Matt Tucker hat und auch das gleiche Gitarrenmodell schrubbt, brettern die Jungs fast noch old-schooliger durch die Boxen als der Headliner.

Aber die Herren haben nicht nur äußerst coole Klampfenmodelle zu bieten, sondern auch jede Menge Spielfreude und ein paar wirklich gute Songs. Würde mich nicht wundern, wenn man von den Kerlen in Zukunft noch hört. Mercenary haben es anschließend fast schon ein wenig schwerer, denn obwohl sie in Sachen Bekanntheitsgrad und Verkäufe Evile klar toppen, passen sie stilistisch vielleicht nicht so ganz zu Megadeth. Nachdem sie mit René Pedersen ja wieder einen Tieftöner (und vor allem Shouter für die derben Vocals) dabei haben, funktionieren live die Songs von "11 Dreams" wie auch das neue Material von "Architect Of Lies" endlich wieder.

Die sechs Dänen zeigen sich recht engagiert. Allerdings sind ein großer Prozentsatz der zu gut drei Viertel gefüllten Hugenottenhalle beinharte Old School-Fans, weswegen die eher modernen Sounds von Mercenary nicht bei allen Anwesenden zünden wollen. Mit solchen Problemen hat Dave Mustaine natürlich nicht zu kämpfen. Nach einer recht kurzen Umbaupause steht er erst mal allein auf der Bühne lässt die Klampfe qualmen.

Routine schlägt Ambition

Zwar prangt im Hintergrund ein großes Megadeth-Banner, doch so recht hat man als Fan kaum mehr den Gedanken an eine Band im Kopf, wenn der Name Megadeth fällt. Unbestreitbar hat Megadave mit Gitarrist Chris Broderkick (Ex-Nevermore), Basser James Lomenzo (Black Label Society) und Drummer Shawn Drover (Ex-Eidolon) ein absolut fähiges und auch tightes Team beieinander, doch irgendwie hängt dem Ganzen doch der Beigeschmack der Söldnertruppe an.

So hat man trotz der blitzsauber gespielten Songs eigentlich nie den Eindruck, eine echte Band oder Einheit vor sich zu haben, sondern eben ein paar verdammt gute Musiker, die ein paar verdammt gute Songs spielen. Die Kommunikation von Dave Mustaine mit dem Publikum ist äußerst sparsam, was der Rotschopf damit erklärt, dass er lieber ein paar Songs mehr spielt, als viel zu sabbeln. An sich eine unterstützenswerte Herangehensweise. Leider verdient das Konzert eher das Prädikat "routiniert" denn "ambitioniert".

Insbesondere der Frontmann traf das Mikro nur bei jeder zweiten Strophe frontal. Und da man bei Mr. Mustaine leider nie sicher sein kann, ob er nicht jeden Augenblick Megadeth wieder zu Grabe trägt, darf man ja leider keine Möglichkeit auslassen, sich die Songs live zu geben. Nach anderthalb Stunden ist schließlich Schicht im Schacht. Mit gemischten Gefühlen geht es heimwärts.

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Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Megadeth

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