laut.de-Kritik
Danko Jones, Saxon und "We are Motörhead and we play Rock'n'Roll!"
Review von Michael EdeleLangsam geht mir Offenbach wirklich auf die Eier. Oder zumindest der Weg dahin über die A3. Dank des üblichen Staus wird aus dem ursprünglich auf 17:00 angesetzten Interview-Termin mit Saxon mal kurz ne Stunde später. Biff nimmt es aber locker und nach einem angenehmen Plausch stehen der Kollege und ich pünktlich zu Danko Jones in der Halle.
Der hat wie immer die größte Klappe von hier bis Kanada und ist sichtlich stolz darauf, im Vorprogramm von zwei Legenden wie Saxon und Motörhead zu spielen. Allerdings interessiert das maximal ein Drittel der Zuschauer, die später beim Headliner vor der Bühne stehen.
Danko kann's egal sein, der rockt gewohnt stark von der Bühne, labert stellenweise zu viel, hat aber ganze 40 Minuten Zeit bekommen, seine Songs und Ansichten über Frauen, Rock'n'Roll und verstorbene Helden zu verbreiten. Zwar könnte die Gitarre etwas mehr bratzen, doch der Sound des Trios ist ausgesprochen gut und differenziert, was in der Stadthalle Offenbach eher selten erlebt.
Saxon laufen wenig später gewohnt souverän auf die Bühne. Als es Sänger Biff aber schon beim ersten Song die Hose verreißt, geht die Souveränität beinahe flöten. Seine freundliche Mitteilung an das Publikum darüber bringt ihm die Info, dass sein Arsch einfach zu fett sei. Biff lacht sich daraufhin dermaßen schlapp, dass er den nächsten Song erst beim dritten Versuch ankündigen kann.
Ansonsten sind wie immer Biff und Basser Nibbs die größten Aktivposten der Band und die Engländer liefern eine gute Leistung ab. Vom Anfang 2009 erscheinenden Album "Into The Labyrinth" spielen sie zwei Songs, die ebenfalls sehr gut aufgenommen werden. Der Enthusiasmus eines einzelnen, gehbehinderten Fans geht sogar so weit, dass er seine Krücke auf die Bühne wirft, die Biff über das Security Personal dem Absender wieder zukommen lässt.
Motörhead sind eben Motörhead und spielen Rock'n'Roll. Wer das bis heute nicht weiß, kam gestern erst zur Welt und hat selbst dann schon einen massiven Rückstand in Sachen Bildung. Allerdings drückt der Sound der Headliner zwar deutlich mehr als der des Openers, er wirkt aber insgesamt auch deutlich mieser und undifferenzierter. Ein Novum bei Motörhead? Wohl kaum. Neu ist auch nicht, dass Phil Campbell fast schon desinteressiert über die Bühne schlappt und Lemmy seinen Bewegungsradius auf einen Meter um sein Mikro beschränkt.
Die treibende Kraft und der auf Hochdruck laufende Motor ist wie immer Drummer Mikkey Dee, der über eine Kamera über seinem Kopf und zwei Leinwände an den Bühnenrändern sehr gut in Szene gesetzt wird. Auch rechts und links sind zwei Kameras befestigt, die auch von weiter hinten einen guten Einblick ins Bühnengeschehen liefern.
Zwar finden ein paar der Songs vom bärenstarken "Motörizer" den Weg in die Setlist, aber natürlich müssen da noch unzählige Klassiker rein, so dass die Zeit knapp wird. Bei "Whorehouse Blues" kommt wie immer Mikkey nach vorne und spielt akustische Gitarre, zusätzlich zu Bass-Drum und Hi-Hat. Dabei reißt ihm auch direkt ne Saite, was aber schnell behoben wird.
Zu "Killed By Death" darf Danko Jones mit auf die Bühne und über Phils Mikro den Refrain mitshouten, was aber kaum zu hören ist. Mit knapp 80 Minuten ist die Spielzeit zwar deutlich zu kurz, aber Lemmy ist schließlich der älteste Sack auf der ganzen Tour und muss womöglich rechtzeitig in die Federn.