Platz 1: Rosalia - "Saoko"
Das Haupthandwerk eines Popstars besteht darin, Aufmerksamkeit zu lenken. Manche großartigen Popsongs haben deswegen großartige Refrains, manche großartige Strophen, aber wenn die jüngere Vergangenheit etwas gezeigt hat, dann, dass Songstrukturen genau wie Genregrenzen eigentlich langsam der Vergangenheit angehören dürften. Rosalía beweist auf dem furiosen Opener ihres neuen Albums "Motomamí", wie es gemacht wird. Zweieinhalb Minuten lässt der Song sich Zeit, der sich wie das Highlight-Medley der Greatest Hits anderer Künstler anfühlt.
Die Frau stopft diesen Track einfach von vorne bis hinten mit geilen, einprägsamen und unerwarteten Momenten zu. "Saoko" ist Hook nach Hook nach Hook. Erst einmal dieses bretternde, schneidende Piano-Riff, das sich subtil verschiebend gegen einen pulsierenden Reggaeton-Drumbeat drückt. Die Lyrics - von der Referenz auf den Daddy Yankee-Klassiker "Saoco", die "Makeup de drag queen, yo me transformo"-Stelle, die sie mit genug Druck rappt, um jeden Rapper alt aussehen zu lassen, der ins Ende eingestreute Jazz-Interlude ...
Rosalía zeigt auf dem besten Song des Jahres, dass wir in einer Zeit aller Möglichkeiten leben und man jede absurde Idee durchziehen kann, ohne auch nur ein Quäntchen Pop-Effektivität dafür aufgeben zu müssen.
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