Seite 16 von 20

The Weeknd - "Kiss Land"

In den frühen 2010er Jahren lag R'n'B röchelnd am Boden. Zu viele latschten wieder und wieder den ohnehin schon ausgetretenen Pfad vom Club ins Schlafzimmer entlang, bis irgendwann alle glaubten, das müsse so sein und das Genre habe einfach nicht mehr zu bieten als wahlweise Vierviertel-Bumms-Beats oder Chimes-durchklingelte Schmachtballaden mit möglichst lasziven Texten.

Alle zum Glück dann doch nicht: Zwischen all den Chris Browns und Ne-Yos gab es trotzdem immer wieder Lichtgestalten, die einen neuen Zugang fanden und ihn anderen öffneten. Frank Ocean gehört dazu, später BERWYN - oder eben The Weeknd. Er hatte mit seiner "Trilogy" im Jahr zuvor schon gezeigt, was in ihm und vor allem, was in R'n'B steckt: ein B, nämlich. Mit den jeweils topaktuellsten musikalischen Mitteln seiner Zeit singt dieser Mann im Grunde den Blues.

Auf "Kiss Land" erzählt The Weeknd nun von der Welle des Erfolgs, die ihn nahezu ohne Vorwarnung überrollte. Alles toll? So scheint es, bei oberflächlicher Betrachtung. Tritt man jedoch näher (und The Weeknd zieht einen Engtanz-nah an sich heran), so zeigen sich die haarfeinen Risse. Die auf Hochglanz polierte Oberfläche entpuppt sich als dünner, abblätternder Firnis, der jederzeit Gefahr läuft, bei der ersten etwas rüderen Berührung unter den Fingern zu Staub zu zerkrümeln.

Gerade weil "Kiss Land" so wenig wehleidig und jammerlappig wirkt, fressen sich The Weeknds scharfsichtige Analysen seiner Befindlichkeiten, die leise Traurigkeit und die stete Sehnsucht in und zwischen seinen Zeilen tief in die Seele. "Kiss Land" setzte nahtlos fort, was "Trilogy" begonnen hat, goss das Fundament für eine Superstar-Karriere und half wesentlich dabei, das das Fünkchen Hoffnung, das im R'n'B noch glomm, wieder zu einem Leuchtfeuer anzufachen.

Kaufen?

The Weeknd - "Kiss Land"*

Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!

Seite 16 von 20

Weiterlesen

2 Kommentare