Bryan Ferry entschuldigt sich für seine positiven Bemerkungen bezüglich des Nationalsozialismus. Anlass der heftigen Kritik, die in den vergangen Tagen über den Popmusiker hereinbrach, war ein Interview mit der Welt Am Sonntag. "Leni Riefenstahls Filme und Albert Speers Bauten, dazu die Massenaufmärsche …
Naja, ästhetisch sind die Filme und die Bauten schon. Natürlich ist da immer dieser fade Beigeschmack... Albert Speer war (auch wenn er bis zu seinem Tod das Gegenteil behauptet hat) eindeutig ein überzeugter Nazi. Und Leni Riefenstahl habe ich es auch nie abgenommen, dass sie angeblich nix mit der Ideologie am Hut hatte, auch wenn sie später wieder "gesellschaftsfähig" wurde. Zu Ferry: Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass so eine Reaktion folgt. Und wenn er auch noch für eine Marke mit jüdischen Wurzeln modelt, sind solche Äußerungen einfach unüberlegt und dumm.
@Anonymous (« In sofern würde ich nicht unbedingt sagen das er ein überzeugter Nazi war »):
äh, da ist dir wohl entfallen, dass speer außer seiner tätigkeit als haus und hof architekt auch noch reichsminister für bewaffnung und munition oder so war und somit für die kriegswirtschaft der nazis verantwortlich war ... für so einen hohen posten muss man schon ziemlich überzeugt gewesen sein!
Was die andere Person, Leni Riefenstahl, anbelangt, ist es mit dem "Aufpassen" eher umgekehrt: Bis (fast) zum Ende ihres Lebens hat die nämlich wie ein Schießhund aufgepasst, dass nur keiner die von ihr - verständlicherweise - so gehasste Bemerkung verbreitet, die in ihrem "Tiefland"-Film aus Sinti- und Roma-Zwangslagern angeheuerten Statisten wären später in KZs umgekommen. Kurz vor ihrem Tod musste sie es freilich dennoch eingestehen. Personen wie Speer oder Riefenstahl standen während der NS-Zeit - und bei Riefenstahl auch danach - enorme Mittel zur Verfügung, ihre persönliche Karriere und ihre Reputation aufzubauen. Am Ende wurde die Riefenstahl - zum Beispiel in Schwarzer's Emma - auch noch als Kultur-Ikone und Jahrhundert-Person dargestellt. Es schadet nix, wenn sich ein paar wenige auch für ein korrektes Geschichtsbild in Bezug auf die einsetzen, denen solche Mittel nicht zur Verfügung standen und stehen.
Völlig unanbhängig von der Diskussion um P.C. behaupte ich, dass sich die Nazi-Ideologie - mit allen ihren inhumanen Konsequenzen - eins zu eins und ganz direkt sowohl in der Architektur Speers als auch in der Filmästhetik der Riefenstahl wiederspiegeln. Genau wie sich auch der Inhumanismus des Stalinkults in der entsprechenden Architektur wiederspiegelt.
Bryan Ferry ist ein großartiger Künstler, finde ich. Was aber nicht im Gegensatz zur Widersprüchlichkeit seiner Persönlichkeit und zu dem, was er so von sich gibt, steht, sondern vielleicht - eher im Gegenteil - damit zu tun hat.
Es lässt sich schwer etwas denken, was der Bombast-Kitsch-Ästhetik der Nazis ferner stünde als die Musik Bob Dylans. Leider kommen die Stücke des aktuellen Albums "Dylanesque" von Ferry nicht annähernd an die "It's All Over Now, Baby Blue"-Interpretation auf "Frantic" aus dem Jahr 2000 heran.
@István (« Führen wir die "Political Correctness" konsequent weiter, dürfte man sich auch nicht mehr von Geschichtsdenkmälern wie dem Kolosseum in Rom beeindrucken lassen. Denn schließlich wurde dort massiv gegen die Menschenrechte verstoßen - Sklaven mussten gegen Gladiatoren kämpfen, Andersgläubige wurden Löwen zum Fraß vorgeworfen - und das alles vor Publikum.
Aber niemand kommt auf die Idee, Touristen in Rom eine menschenverachtende Gesinnung vorzuwerden. Von daher ist es durchaus legitim geschichtliche Leistungen außerhalb des politischen Kontextes zu betrachten. »):
Zwischen dem Kolosseum in Rom und den Akropolis-Bauten in Athen gibt es einen gewissen Unterschied. Ich denke, es manifestiert sich darin schon ein gewisser Niedergang der antiken Kultur. Zumindest was ihren humanen Gehalt anbelangt.
@The Great Destroyer (« Zu Ferry: Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass so eine Reaktion folgt. Und wenn er auch noch für eine Marke mit jüdischen Wurzeln modelt ... »):
Vor allem, wenn er ein ganzes Album mit Stücken eines Songwriters mit jüdischen Wurzeln aufnimmt. Der hatte allerdings auch mal eine heftige evangelikale Phase. Sind die nicht vielleicht einfach etwas überfordert?
Bryan Ferry entschuldigt sich für seine positiven Bemerkungen bezüglich des Nationalsozialismus. Anlass der heftigen Kritik, die in den vergangen Tagen über den Popmusiker hereinbrach, war ein Interview mit der Welt Am Sonntag. "Leni Riefenstahls Filme und Albert Speers Bauten, dazu die Massenaufmärsche …
Naja, ästhetisch sind die Filme und die Bauten schon. Natürlich ist da immer dieser fade Beigeschmack... Albert Speer war (auch wenn er bis zu seinem Tod das Gegenteil behauptet hat) eindeutig ein überzeugter Nazi. Und Leni Riefenstahl habe ich es auch nie abgenommen, dass sie angeblich nix mit der Ideologie am Hut hatte, auch wenn sie später wieder "gesellschaftsfähig" wurde.
Zu Ferry: Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass so eine Reaktion folgt. Und wenn er auch noch für eine Marke mit jüdischen Wurzeln modelt, sind solche Äußerungen einfach unüberlegt und dumm.
@Gast2
damit hast du schon Recht, aber trotzdem hätte Ferry sich denken können, dass solche Kommentare kommen.
@Anonymous (« In sofern würde ich nicht unbedingt sagen das er ein überzeugter Nazi war »):
äh, da ist dir wohl entfallen, dass speer außer seiner tätigkeit als haus und hof architekt auch noch reichsminister für bewaffnung und munition oder so war und somit für die kriegswirtschaft der nazis verantwortlich war ... für so einen hohen posten muss man schon ziemlich überzeugt gewesen sein!
Was die andere Person, Leni Riefenstahl, anbelangt, ist es mit dem "Aufpassen" eher umgekehrt: Bis (fast) zum Ende ihres Lebens hat die nämlich wie ein Schießhund aufgepasst, dass nur keiner die von ihr - verständlicherweise - so gehasste Bemerkung verbreitet, die in ihrem "Tiefland"-Film aus Sinti- und Roma-Zwangslagern angeheuerten Statisten wären später in KZs umgekommen. Kurz vor ihrem Tod musste sie es freilich dennoch eingestehen. Personen wie Speer oder Riefenstahl standen während der NS-Zeit - und bei Riefenstahl auch danach - enorme Mittel zur Verfügung, ihre persönliche Karriere und ihre Reputation aufzubauen. Am Ende wurde die Riefenstahl - zum Beispiel in Schwarzer's Emma - auch noch als Kultur-Ikone und Jahrhundert-Person dargestellt. Es schadet nix, wenn sich ein paar wenige auch für ein korrektes Geschichtsbild in Bezug auf die einsetzen, denen solche Mittel nicht zur Verfügung standen und stehen.
Völlig unanbhängig von der Diskussion um P.C. behaupte ich, dass sich die Nazi-Ideologie - mit allen ihren inhumanen Konsequenzen - eins zu eins und ganz direkt sowohl in der Architektur Speers als auch in der Filmästhetik der Riefenstahl wiederspiegeln. Genau wie sich auch der Inhumanismus des Stalinkults in der entsprechenden Architektur wiederspiegelt.
Bryan Ferry ist ein großartiger Künstler, finde ich. Was aber nicht im Gegensatz zur Widersprüchlichkeit seiner Persönlichkeit und zu dem, was er so von sich gibt, steht, sondern vielleicht - eher im Gegenteil - damit zu tun hat.
Es lässt sich schwer etwas denken, was der Bombast-Kitsch-Ästhetik der Nazis ferner stünde als die Musik Bob Dylans. Leider kommen die Stücke des aktuellen Albums "Dylanesque" von Ferry nicht annähernd an die "It's All Over Now, Baby Blue"-Interpretation auf "Frantic" aus dem Jahr 2000 heran.
@István (« Führen wir die "Political Correctness" konsequent weiter, dürfte man sich auch nicht mehr von Geschichtsdenkmälern wie dem Kolosseum in Rom beeindrucken lassen. Denn schließlich wurde dort massiv gegen die Menschenrechte verstoßen - Sklaven mussten gegen Gladiatoren kämpfen, Andersgläubige wurden Löwen zum Fraß vorgeworfen - und das alles vor Publikum.
Aber niemand kommt auf die Idee, Touristen in Rom eine menschenverachtende Gesinnung vorzuwerden. Von daher ist es durchaus legitim geschichtliche Leistungen außerhalb des politischen Kontextes zu betrachten. »):
Zwischen dem Kolosseum in Rom und den Akropolis-Bauten in Athen gibt es einen gewissen Unterschied. Ich denke, es manifestiert sich darin schon ein gewisser Niedergang der antiken Kultur. Zumindest was ihren humanen Gehalt anbelangt.
@The Great Destroyer («
Zu Ferry: Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass so eine Reaktion folgt. Und wenn er auch noch für eine Marke mit jüdischen Wurzeln modelt ... »):
Vor allem, wenn er ein ganzes Album mit Stücken eines Songwriters mit jüdischen Wurzeln aufnimmt. Der hatte allerdings auch mal eine heftige evangelikale Phase. Sind die nicht vielleicht einfach etwas überfordert?
du vielleicht