Die Ziege ist unglücklich
Das führt uns ja dann aber nahtlos zu Kollegah, der seinen "Still King"-Rollout weiterhin mit viel Brimborium betreibt. Wirkt für mich auch so, als gäbe es seit Jahren das erste Mal wieder Szene-intern eine ganze Menge Interesse an so einem Kolle-Album, er scheint immerhin selbst richtig Bock zu haben. Das muss man ihm lassen. "Blessed" fand ich sogar ganz gut, "Sigma" dafür eine Vollkatastrophe.
... und jetzt? Jetzt kriegen wir noch einen sentimentalen Track, und, Menschensgüte, es gibt inzwischen doch wirklich mehr als genug Tracks, in denen Kollegah seine Erfolgsgeschichte erzählt, oder? Oder?! Ich schwöre, seit zehn Jahren gibt es auf jedem Album gefühlt mindestens einen solchen Part. Irgendwann ist es doch einmal auserzählt. Klar, es ist textmäßig alles zwar müde, aber schon solide aufgebaut, was aber nicht hilft, wenn er das alles so rappt.
Digga, du weißt, du kannst einen Part auch einfach über die Drums aufnehmen und dann nach vorne auf den Part ohne die Drums schieben, wenn du beim Rappen ohne Drums wirklich jede zweite Line extrem verstolperst??? Was ist das???
Gegen Ende pendelt es sich ein, und ein durchschnittlich hölzerner Kollegah-Flow klingt wie eine regelrechte Offenbarung, aber dieser erste Part ist rapmäßig mit das Schlechteste, das ich seit Jahren von ihm gehört habe. Das klingt regelrecht hilflos. Der Beat baut zwar okay Atmosphäre auf, während fünf Minuten wird mir dieser recht generische Ambient-Synth aber recht schnell fad. Es ist nicht so gottlos beschissen wie "Sigma", aber die Singles bleiben für mich definitiv bei einer kümmerlichen 1/3.
3 Kommentare mit 8 Antworten
Kollegah schon immer flowtechnisch einer der schlechtesten Rapper in Deutschland gewesen. Find's immer lustig wenn seine fanbase ihn dann noch gerade dafür lobt. Da merkt man erst das die Musik ausschließlich von den Lyrics lebt/gelebt hat. Raptechnisch war der schon immer total langweilig bis whack
Wir haben vor vielen, vielen Jahren zur Hochzeit eines Freundes was "eingerappt" (zu welchem Beat, sage ich aus Gründen nicht, nur soviel: der lautuser würde es jubelpersern). Wohlgemerkt ohne jegliche Rapskills, -erfahrung und -talent. Kollegah flowt hier besser als wir damals. Also als die meisten von uns. Also zumindest ein kleines bisschen besser als die meisten. Also zumindest wäre er nicht negativ aufgefallen. Also zumindest nicht besonders negativ. Also negativ aufgefallen vielleicht schon, aber wir hätten das mit "extra neben dem Beat" und "extra hölzern" den Kritikern gegenüber wegerklärt bekommen. Also zumindest gegenüber den meisten. Vielleicht gegenüber einigen.
Sollte mensch aber wirklich mal versucht haben, um zu verstehen, dass rappen schon relativ schwierig ist und viel Talent oder Übung braucht. Hier ich in meiner „Prime“ ca 2012:
https://open.spotify.com/track/27gL8Z1p2vs…
Ist wirklich schwierig, noch viel schwieriger , als ich dachte. Alleine den Takt halbwegs zu treffen. Ich war immer deutlich zu spät, obwohl ich es schon hinkriege, bei nem normalen 4/4-Takt im richtigen Moment zu klatschen. Und dann kommen ja diverse Skills - Atmung, Druck, Betonung etc. - dazu, die alle unter einen Hut passen sollten.
Mag sein, dass Kollegah nicht nur den Umgang mit Worten (damit meine ich nicht den Inhalt, sondern eher die Wortspiele/Reimketten an sich) durchaus beherrscht, schient common sense zu sein. Was mich an ihm durchweg irritiert/stört, wofür er mir sogar ein ganz kleines bisschen leid tut, ist dieses Angestrengte, dieses Getriebene, das in meinen Ohren immer mit durchkommt. Er kann das nicht ablegen. Deswegen klingt das hölzern. Und aus meiner Sicht klang das schon immer hölzern, weswegen ich (eigentlich anderer Faden) bei ihm gar keine Hochphase ausmachen kann.
Wahrscheinlich steht mit diesem Getriebenen/Angestrengten - küchenpsychologisch betrachtet - auch sein ganzer Optimierungs-Alpha-ichverstehedieweltambesten-irgendwas-Scheiß in Zusammenhang. Ich denke, er steht die ganze Zeit unter immensem selbst auferlegtem Druck und kann sich nicht mal locker machen. Schade für ihn. Trauriger Möchtegernkönig.
„ Was mich an ihm durchweg irritiert/stört, wofür er mir sogar ein ganz kleines bisschen leid tut, ist dieses Angestrengte, dieses Getriebene, das in meinen Ohren immer mit durchkommt. Er kann das nicht ablegen. Deswegen klingt das hölzern. Und aus meiner Sicht klang das schon immer hölzern, weswegen ich (eigentlich anderer Faden) bei ihm gar keine Hochphase ausmachen kann.“
Same
War auch immer mein Problem mit ihm. Hölzern nennst du es, ich vllt eher unorganisch bis maschinell. Dennoch hatre der Vortrag auf mich ungefähr eine Woche lang eine beeindruckende Wirkung. Danach aus genannten Gründen nie wieder gepersert.
Er ist einfach sehr limitiert, hat nur ein kleines Repertoire an Stilmitteln, zumindest zeigt er nirgends, dass er mehr könnte. Seine Delivery ist genauso eintönig wie seine Themen. Das angestrengt ermüdende sehe ich eher in den Texten, die auf mich seit fast schon immer wie Hausaufgaben wirken. Lustlos hingeklatschte geminmaxte Knobelaufgabenlösungen, gefühllos, kalt. Verglichen mit Dilemma, der ja auch für Reimketten und Wortspiele berühmt ist fällt das besonders stark auf, und Dilemma hat auch mehr Variation in den Flows, aber das ist wieder das vorige Thema.
Das Gerappe von Kollegah ist inzwischen auf dem Peinlichkeitslevel seiner Outfits angekommen.
Also war der lautuser letztlich immer im Recht.
Er war weise und vorausschauend!
Ich denke zwei komplett genrefremde Gestalten wie ihr sollten ihre Schnäbelchen halten.