Mama, der Mann mit dem Koks ist da!
Ein Bereich, in dem sich die deutsche Szene allerdings auch im internationalen Verlgeich behaupten kann, ist ihre Vernetzung in die organisierte Kriminalität. Nicht das das lobenswert wäre, aber es ist eben nicht erst seit der Luciano-Doku ein offenenes Geheimnis, dass sich Rapper*innen gerne Rückendeckung von Großfamilien, Rechtsradikalen und Biker-Clans geben lassen. Kollege Dominik Lippe berichtete bereits über die Reportage des neuen invegistivjournalistischen ZDF-Formats "frontal", das uns weitere Einblicke in den kriminellen Untergrund gibt, dieses Mal durch die Augen des Newcomers Kolja Goldstein.
Der saß wegen Drogenhandel und anderen "Scharmützeln" schon im Knast, ist laut eigener Aussage seit Jahren im Geschäft verwickelt und wird in diversen Internetforen sogar des Mordes verdächtigt. Niemand, mit dem gut Kirschen essen ist, also. In der Doku gibt er sich erwartbar bescheiden: "Wir sind stärker als der Staat [...] Niemand kann mir an den Karren pissen." Immer wieder fallen Andeutungen auf brutale Gewaltakte, Waffen und Drogen werden vorgeführt, als wären sie Spielzeuge, im Traphouse wird Crack gekocht, sogar ein mutmaßlicher Deal mit dem Kartell wird undercover gefilmt.
Das alles ist gleichermaßen interessant wie beängstigend. Spätestens wenn Goldstein mit Kokain-Packs im Wert von Tausenden von Euros hantiert und die Abläufe der streng geheimen Deals erklärt, zwängt sich mir aber unweigerlich die Frage auf: Wieso in Gottes Namen würde man all das freiwillig preisgeben? Während die Geständnisse, die Goldstein regelmäßig in seiner Musik ablegt, von der Kunstfreiheit gedeckt sind, so dürfte ihn spätestens das hier gezeigte Videomaterial und das damit einhergehende Rampenlicht einen Platz auf sämtlichen Abschusslisten der deutschen Polizei bescheren.
Seine Kunst spiegle eben seinen Alltag wider, beantwortet Goldstein diese Frage selbst. Weiter heißt es: "Wenns andere machen, sich hier reinsetzen und erzählen, haben sie am nächsten Morgen ein großes Problem. Ich nicht." Auf Nachfrage, wieso das so sei, antwortet er: "Kein Kommentar." Dann lacht er. Mysteriös, brutal und verrucht ist das Bild, das der gebürtige Maleteser von sich selbst malt. Wieviel davon überzeichnetes Image und wieviel die skrupellose Realität eines rappenden Drogenbarons ist, ist in diesem Falle tatsächlich schwer zu sagen.
Dass diese delikaten Einblicke in die Abläufe der Unterwelt auch positive Auswirkungen auf den szeneinternen Ruf des Rappers und in der Folge wahrscheinlich auch auf seine Verkaufszahlen haben dürfte, ist allerdings der wahrscheinlich größte Faktor für die dargestellte Offenheit, unabhängig von der Authentizität des Ganzen. Es hilft natürlich, dass seine Musik darüber hinaus gar nicht mal schlecht ist.
2 Kommentare
Aufgrund der Tatsache, dass er den ganzem Kram öffentlich zeigt, kann man sicher sein, dass er in der OK wenn überhaupt nur n kleines Licht ist.
Das ist ein kognitive zu früh abgebogener Rüpelrapper mit Geltungsdrang. Einfach alles: Die Kleidung, die Tattoo’s, die Autos, die Art wie er Drogen und Waffen zeigt und natürlich zu guter Letzt die Musik schreit: Bitte, bitte beachte mich, ich möchte nicht übersehen werden, bitte Schenk mir Aufmerksamkeit! Was ein armseliges, dümmliches Riesen-Baby…