Wer hört Ikkimel?
Kollegin Dani hat sich neulich schon mit dem Phänomen Ikkimel ausführlich auseinandergesetzt. Ich bin da ganz bei ihr, in der Ansicht, dass das irgendwie strange angefangen hat und sich immer weiter in eine komische Richtung entwickelt. Guckt mal, das ist ihre neue Single "Wellness":
Ich möchte jetzt einfach mal ganz grundsätzlich die Fragen stellen: Was ist das - und für wen ist das? Dieser Song, der vom Video her aussieht, als sollte er die deutsche Antwort auf Sean Pauls "Temperature" werden, verwirrt mich maßlos. Zunächst: Nein, er geht nicht einen Bruchteil so hart wie "Temperature". Nur um das geklärt zu haben. Vor allem hat er in meinen Augen das Problem, dass er irgendwie drei Sachen gleichzeitig macht, die sich inhärent widersprechen:
a) kommt der Track rüber, als wolle er lustig sein. Ihr wisst schon, weil Wörter wie "Pimmel" und "Muschi" sind einfach übertrieben lustig. Den Eindruck speist auch, das Ikkimel bis heute ein bisschen rappt wie so ein Carolin Kebekus-Sketch.
b) glaube ich seit dem wacken Ski Aggu-Feature, dass sie tatsächlich schon auch darauf setzt, dass die alleinige Tatsache, dass eine Frau über Sex redet, die horny Teenager-Boys an den Start bringt. Wahrscheinlich klappt das sogar. Als ehemaliger Teenager-Boy weiß ich, dass wir wirklich kein anspruchsvolles Publikum sind.
c) Aber trotzdem ist da dann doch noch so eine komische Note von Girlboss-Feminismus im Spiel, die sich in diesen wahllosen, deplatzierten Battlerap-Lines äußert. "Hallo, du bist lecker, gibts den Pimmel auch in groß?"
Ich schätze, alles in allem folgt der Song irgendwo der "WAP"-Tradition, Männer mit offensiver Sexualität zu verunsichern. Das erklärt dann immerhin den extrem albernen Vibe und die Musik wie aus "New Kids Turbo". Doch je länger das Phänomen Ikkimel anhält, desto mehr kommt es mir so vor, als glaube sie langsam wirklich ihren eigenen Joke, dass das alles super-hot wäre, was da musikalisch passiert. Aber als Rezipient bleibe ich, fürchte ich, sehr neutral zurück. Ich finds zu albern, um es hot zu finden, aber auch viel zu stumpf, um lustig zu sein, und solche Kirmesbeat-Mucke machen leider auch andere gerade deutlich besser.
13 Kommentare mit 3 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 2 Monaten durch den Autor entfernt.
Dagegen ist ja selbst Yaenniver die Flow-Queen vorm Herrn
Chocomel hat in meinen Kifferzeiten einfach besser geschmeckt.
Stimmt alles, was du sagst Yannick, aber das macht deine 4 Punkte für Ski Aggu nur noch unerklärlicher.
ich höre ikkimel! ich finde die knuffig! und ich hätte gerne ikkimel gf
Ich glaube das hört keiner. Das ist eher visuelle Kunst für die jüngere Zielgruppe. So wie für meine Generation in jungen Jahren der Quelle Katalog die visuelle Kunst war.