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Platz 3: Somewhere In Time (1986)


Was sollte nach "Powerslave" und besonders dem Schlussmonster "Rhyme Of The Ancient Mariner" noch kommen? Iron Maiden hatten ihren Metal-Sound fast in Prog-Richtung ausgedehnt und trotzdem Hits wie "Aces High" am Start. Steve Harris erkannte nach einiger Zeit im Studio um 1985 herum die Gefahr drohender Kreativitätslähmung. Er gab den Gitarristen Dave Murray und Adrian Smith auf dem Nachfolger "Somewhere In Time" mehr Verantwortung und diese zahlten ihm das Vertrauen doppelt und dreifach zurück.

Die beiden Gitarristen rücken logischerweise ihre Riffs noch mehr in den Vordergrund. Sie gehen sogar so weit, mit Synthesizern zu experimentieren. Frevel, da wählten einige True Metaler doch glatt die 666, die meisten verfallen aber dem weiterentwickelten Sound. Dessen Catchiness wirkt wie ein Sog, ohne die Progressivität des Vorgängers komplett weg zu fegen.

Adrian Smith steuert sogar drei Songs im Alleingang bei - alle catchy as fuck. "Wasted Years" ist wohl trotz "Can I Play With Madness" der poppigste Maiden-Song ever, funktioniert aber neben den mitreißenden Riffs dank der superben Rhythmus-Section von Steve und Niko sowie dem Mitgröhl-Refrain perfekt in jeder Maiden-Setlist. "Sea Of Madness" verkleidet sich als Maiden-Standard, doch statt eines galoppierenden Beats dominieren die Gitarren, die wie eine Wand den wieder hervorragenden Refrain einkleiden. Sein Meisterstück liefert Smith aber mit "Stranger In A Strange Land". Ein überraschend straighter Groove, wieder getrieben von tighten Riffs. Zusammen mit der melodischen Synthie-Untermalung liefert es Bruce das Fundament für neue Heldentaten. Das fast pink floyd'sche Solo im letzten Drittel rundet den Song ab.

Und sonst? "Caught Somewhere In Time" galoppiert mit jubilierenden Gitarren durch Harlem, während Bruce zwingend und intensiv wie der Rattenfänger persönlich klingt. "Alexander The Great" ist als progressives Historien-Epos auch nur eine Kleinigkeit unter dem "Mariner". Die Harris-Murray-Kombo "Deja-Vu" rockt gewaltig - und doch bildet ein anderer Song den Höhepunkt des Albums: "The Loneliness Of The Long Distance Runner" nach der bekannten Erzählung von Alan Sillitoe aus dem Jahre 1960 drückt alles in Grund und Boden. Fast so atemlos wie ein Läufer lassen Maiden den Fans keine Sekunde Zeit, Luft zu holen.

Die einzige, klitzekleine Schwäche ist die etwas cheesy geratene Hook auf "Heaven Can Wait", für die andere Bands trotzdem killen würden wie Manowar. Fazit: Iron Maiden gelingt mit "Somewhere In Time" 1986 dank neuer Songwriting-Strukturen, mehr Mut zu Melodien und göttlichen Gitarrenriffs für nicht wenige Fans das bestes Album aller Zeiten.

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