The Jeremy Days: Klartext-Interview nach Tourabsage
Der Jeremy Days-Sänger gab dem Hamburger Mopo-Ableger mopop.de letzte Woche ein vielbeachtetes Interview, in dem er angesichts der Tourabsage seiner Band verschiedene Faktoren und Hintergründe anspricht. Womit in der Regel keine Künstlerin an die Öffentlichkeit geht, ist die Begründung des schlechten Ticketverkaufs. Diese Tatsache gibt Dirk Darmstaedter für seine Band unumwunden zu. Man habe "erschreckend wenig" Tickets verkauft, etwa ein Viertel im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie: "Ich kann das ja sogar irgendwie verstehen. Jeder von uns hat vermutlich noch ein paar Konzerttickets am Kühlschrank kleben von Shows, die schon drei Mal verschoben wurden. Da muss man nicht unbedingt wieder gleich neue kaufen. Insgesamt bedeutet das für uns als Band – und für Booker, Veranstalter und Clubs – aber ein unkalkulierbares Risiko, viel, viel Geld zu verlieren. Das macht so einfach keinen Sinn!"
Darmstaedters Band veröffentlichte dieses Jahr nach 27 Jahren Pause das Comeback-Album "Beauty In Broken". Vor der Pandemie spielten die Jeremy Days im Docks vor ausverkauftem Haus. Dies kratze zwar am Ego, aber es "fühlt sich besser an, da ehrlich mit umzugehen und nicht rumzueiern", so der Sänger, zumal er die Absage in einem größeren Zusammenhang sieht. Viele Techniker und Backliner hätten sich eben "völlig zu Recht schon vor zwei Jahren zum Chiropraktiker, Schaffner usw. umschulen lassen" und der Rest, der noch da ist, sei entweder zu teuer oder längst ausgebucht. Natürlich hoffe er, dass das Interesse an Live-Shows, gerade an solchen, die nicht in Fußballstadien stattfinden, wieder anzieht. Doch auch er selbst frage sich, ob er "derzeit nun wirklich, wirklich in die Astra-Stube gehen muss, um mir eine junge Band anzuschauen". Für ihn sei es wichtig, nach außen zu tragen, "dass in der Live-Branche eben doch nicht alles wieder super läuft, wie es Berichte über ausverkaufte Billie-Eilish-Shows glauben machen." Das ist ihm mit diesem Interview recht eindrucksvoll gelungen.
1 Kommentar
Sehe den Punkt und glaube auch, dass sich jetzt das Thema "unbekannte kleine Bands" fast vollends ins Internet verlagern wird - sage das notabene als Techies eines Projekts, das schon Jahre vor der Pandemie sein auf Nachwuchskünstler ausgelegtes Format einstampfen durfte, weil sich pro bühnengeile Hip-Hop-Teeniecrew ohne Potential aber mit Freude je fünf bis zehn Rentner-Bluesbands meldeten (entgegen der expliziten Angaben "U25" im Bewerbungsformular), von denen auch noch bei einer im Zeitraum zwischen Bewerbung und Antwort mal eben der Gitarrist verstarb. Das mag zwar nicht mehr RocknRoll sein, aber der Wandel der Dinge.