Die eine Hälfte von 2023 haben wir bereits hinter uns. Zeit, um schon einmal Zeugnisse zu verteilen. Den Anfang macht traditionell das Liedgut, das wir uns lieber nicht gegönnt hätten. Wir haben eben eine philantropische Ader und warnen euch vor dem Genuss der einen oder anderen Scheibe. Hier sind …

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  • Vor einem Jahr

    Das meine ich regelmäßig damit, wie bescheiden es um die deutsche Musikwelt aussieht. Klar, das hier sind nur die schlechtesten Platten, und natürlich gäbe es weniger Clickbait, Müll aus dem Ausland zu rezensieren. Klar. Allerdings ist der deutsche Markt halt extrem klein und fast komplett isoliert von internationalen Märkten. Bei all diesen hierzulande mega erfolgreichen Schundplatten im Populärsegment müssten eigentlich jedes Jahr mindestens 5 bis 6 absolut konkurrenzfähige Killerscheiben darunter sein. Nur: Die gibts halt nicht. :)

    • Vor einem Jahr

      Der deutsche Musikmarkt war/ist der drittgrößte der Welt (Stand 2013), aber in dem Kontext ist es ein absoluter Offenbarungseid, dass hierzulande trotzdem nur selten gute Musik erscheint- oder von der Allgemeinheit schlicht ignoriert wird und komplett untergeht.

    • Vor einem Jahr

      Oh, korrekt, war etwas unpräzise. Mit "klein" meinte ich, daß es natürlich weitaus weniger deutschsprachige Musiker und Bands gibt. Und ja - bestenfalls wird da vielleicht etwas schlecht abgekupfert, was in den USA mal vor ein-zwei Jahren trendete.

    • Vor einem Jahr

      Ich hab immer das Gefühl, dass das deutsche Mainstreampublikum extrem anspruchslos ist, was Musik angeht, genauso in puncto Film. Musikalisch wird dieser immer gleiche "Pop-Poeten" - Schrott goutiert, und im Kino jede noch so bräsige Beziehungsklamotte von und mit Til Schweiger oder Mathias Schweighöfer & Co.

    • Vor einem Jahr

      Deutsche habens einfach nicht so mit Kultur. Zumindest nicht mit dem Erschaffen von Kultur. Hamse alles ziemlich gründlich ausgemerzt vor 80 Jahren.

    • Vor einem Jahr

      @Ragism:
      Och doch, haben sie schon. Nur haben sie meistens in der Summe keinen wirklich guten Geschmack. In den letzten Jahren kamen schon einige richtig gute deutschsprachige Sachen raus, allerdings weichen die Leuts immer mehr auf immer kleinere Labels aus, sofern sie überhaupt noch mit Labels gemeinsame Sachen machen. Und über Muster für größere Musikredaktionen denken da auch vergleichsweise wenig Leute nach. Wozu auch, wird ja ohnehin heutzutage kaum noch gelesen oder vom potentiellen Publikum herausgesiebt. Wenn mir ein Künstler erzählt, er habe den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhalten, und in den nachfolgenden drei Monaten ziemlich sicher kein einziges Exemplar seines Album abgesetzt, das auf diesen Preis zurückzuführen gewesen wäre, dann spricht das auch Bände.
      Gruß
      Skywise

    • Vor einem Jahr

      Das ist so die eine Sache, die ich über Deutsche eher weniger sagen würde, die mit dem Geschmack. Den halte ich nämlich im direkten 2-Länder-Vergleich für ziemlich gleich schlecht. Und schaue ich mir "Charts" oder Playlists an, so sieht es auch z.B. in den USA geschmacklich nicht besser an. Auch dort hört der Großteil einfach komplett generischen Schmodder.

      Ich halte es für wesentlicher, daß es hier bis auf Schlager kaum Infrastruktur gibt, die für gesunde Musikkultur (oder Kulturkultur überhaupt) wichtig ist. Da gibt es u.A. einfach kaum Förderer und Liebhaber. Und ähnlich wie im Film, liegt der Grund für mich darin, daß vor 80 Jahren alle dieser Förderer samt Infrastruktur verbrannt oder vertrieben wurden. Zu keinem Zeitpunkt danach wurde Kultur in Deutschland wieder wichtig - selbst Schlager ist der Wurmfortsatz alter Naziproduzenten. Was insgesamt spannend war, wurde dann in den 70ern als explizite Protest- und Antikultur erschaffen.

      Ich nehme gerne Empfehlungen an, welche Bands aus Deutschland in den letzten Jahren wirklich gut sind. Trotz meiner Kritik, habe ich ja auch einen Schrank mit löblichen Ausnahmen. Die sind halt viel, viel, viel, viel, viiiiiiel seltener als im vergleichbaren Ausland.

    • Vor einem Jahr

      Me & My Drummer fand ich stellenweise ganz gut.

    • Vor einem Jahr

      Das liegt ganz einfach am System. Die Rundfunkgebühren werden dafür benutzt, Pensionen zu zahlen und bewährte Systeme zu stützen, anstatt Kultur und Kreativität wirklich zu fördern. So lange es Sender wie MDR Jump (alternativ ohne Jump für die Schlagermafia) gibt, die zu 99 Prozent Warner/Sony/Universal spielen, brauch ich mich nicht wundern, wenn Generation über Generation in diese Richtung erzogen wird. Eine Hand wäscht die andere, hier noch der überbezahlte Beitrag über Hunde fürs Lokalfernsehen, da noch der Aufsichtsratposten bei Eventim.

      Die Majors haben sich mittlerweile Ihre eigenen Deutschen "indie"zweige wachsen lassen, damit auch ja niemand außerhalb dieses Kosmos in den Genuss von Airplay und Support kommt. Sollte das dann doch mal passieren, beweisen diese Veräter*innen oft ziemlich wenig Rückrat und landen iwann im selben Topf.

    • Vor einem Jahr

      @sir.mulanski,

      Das ist die zweite oder dritte Ebene der Infrastruktur. Logo, die ist auch marode, und trägt ihren Teil zum Elend bei. Es werden Unsummen für den minimalst möglichen Ertrag ausgegeben.

      Eine Ebene darüber geht es aber schon um grundsätzlicheres Geld. Damit Kultur florieren kann, ist das einfach essentiell wichtig. Hochzeiten der Kultur gibt es historishlch betrachtet immer dann, wenn entweder ein großer Teil der Bevölkerung über Geld und Zugang verfügt, oder aber wenn Mäzene, Produzenten und andere reiche Geldgeber Geld in Liebhaberprojekte oder Risikoinvestitionen stecken.

      Der Nationalsozialismus hat in beiderlei Hinsicht extreme Schäden angerichtet. Bedeutender ist aber, wie mit den Investoren, den Liebhabern umgegangen wurde. Und die wurden quasi restlos ausgemerzt oder vertrieben, weswegen nach dem 2. WK nur noch die Infrastruktur der Propaganda übrig blieb. Und grundsätzlich erholt wurde sich in der BRD seitdem nie wieder.
      Auch heute noch gibt es quasi keine wohlhabenden Förderer im Kulturbetrieb, sondern vor allem Investoren, die möglichst schnell profitieren wollen. Da kommen nur die komplett kaputten, kreativitätstötenden staatlichen Förderfonds zum Zuge.

      Ach, über dieses Thema ließen sich Bücher schreiben. Jedenfalls hat der heutige Kulturbankrott, wie so vieles in Deutschland, direkt mit der NS-Zeit zu tun.

      Wie auch immer - ab und zu gibt es kleine Alternativperlen. Aber die bestätigen durch ihren radikalen Anti-Status umso mehr sie Regel.

    • Vor einem Jahr

      ich verstehe eure punkt aber ich denke wenn viele brüder kommen jetzt hier her die bringen auch kultur und gute muzik geschmack und vielleicht deutsche können lernen viel von uns und das ist ein win für alle

    • Vor einem Jahr

      Schönes Anti-AfD-Statement. Danke, El Maestro.

    • Vor einem Jahr

      Es sieht ja in der Regel aber leider so aus, dass Deutsche die Basics lernen, ohne sich wirklich mit der Materie auszukennen und so oft der Eindruck entsteht, das es sich nur um eine billige Kopie handelt.

      Btw kein Gegner vom ÖRR, aber die müssten schonmal kehren.

    • Vor einem Jahr

      wer die Perlen nicht findet, der hat nicht lange genug gesucht

    • Vor einem Jahr

      Harte Klatsche, aber der ÖRR hat faktisch derzeit nicht die Ressourcen, um in die faszinierend und mysteriös schimmernden Tiefen vom beliebtesten Kommentarspalten-Nischentaucher auf ganz laut.de vordringen zu können. Das hat schon fast James Cameron vs. Stockton Rush-Vibes aus deiner Feder! Gerade eben erst hat der SWR die Einstellung der vergleichsweise beliebten und noch jungen Tatort-Ablegerreihe aus Mainz mit Heike Makatsch in der Hauptrolle verkündet. Der Tag von bis zu 9 Millionen gutbürgerlichen Zuschauer*innen war bereits vor deinem Kommentar ruiniert und nun ist ihr Grad an Enttäuschung mit keiner existierenden Skala mehr adäquat erfassbar! :mad:

    • Vor 6 Monaten

      sämtliche Radiosender im Äther hängen doch in der Gemegebührenrabattierung der Musikindustrie fest. Und damit ein hoch auf das Formatradio, wo der Chef von Sony Music bestimmt, was im hinterletzten Sender gespielt wird.
      Aber das ist ja mit polit. Entscheidungen nicht anders- alles pyramidal aufgestellt.

  • Vor einem Jahr

    Die Hälfte der Alben sind Schlager.
    Für Interessierte:
    www.schlagerprofis.de

  • Vor einem Jahr

    Gibt es eigentlich irgendeinen Grund dafür, dass Vanessa Mai im Thumbnail dargestellt wird, abgesehen von "wir packen da halt die nach gängigen Schönheitsidealen attraktivste Frau rein"? Also klar, sie ist zurecht Teil der Liste, aber würde Platz 1 nicht mehr Sinn ergeben?!

  • Vor einem Jahr

    Tja, da bin ich aber mal gespannt, wie viele deutsche Produktionen unter den besten Alben des Halbjahres sind.