laut.de-Biographie
Nicolay
Es klingt wie der wahr gewordene Traum eines jeden Schlafzimmerproduzenten im Zeitalter des globalen Dorfes der Internet-Vernetzung. Der Hip Hop-Produzent Matthijs Rook sitzt in Utrecht, Holland vor seinem Rechner und tauscht sich auf der The Roots-loyalen Internetplattform okayplayer.com mit diversen Rap-Fans aus der ganzen Welt aus. Hier kommt er auch in Kontakt mit dem Rapper Phonte Coleman aus Durham, North Carolina. Dem gelingt gerade mit zwei seiner Kollegen als Little Brother im Rucksack-tragenden Rap-Untergrund ein kleiner/großer Wurf. Ihr Debütalbum "The Listening" bringt ihnen in der BoomBap-Gemeinde großes Lob ein.
Matthijs ist selbst Künstler und tingelt seit einigen Jahren als Live-Musiker in Funk- und Soul-Bands in der niederländischen Heimat von Bühne zu Bühne. Dabei spielt er etwa im Vorprogramm von K-Ci & JoJo oder Boyz II Men. Doch die Zeit der ständigen Bühnenpräsenz ist vorbei. Seit einer Weile hat er sich dem Produzieren verschrieben und lässt Phonte per Message Board daran teilhaben. Phonte ist begeistert. Fortan kommt es zum regen Austausch von Beats und Reimen. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
2003 landet der erste Beweis für die künstlerisch florierende Verbindung auf der B-Seite einer Single zu Little Brothers "The Listening": "Light It Up". Die gemeinsame Vision entpuppt sich längst als Realität. 2004 erscheint schließlich auf dem englischen Traditionslabel BBE das gemeinsame Album "Connected". Als Duo The Foreign Exchange erobern Nicolay und Phonte die Herzen der Kritiker und Fans mit butterweichem, balladesquem Wohlfühlrap. "Connected" avanciert zum Geheimtipp, Phonte und Nicolay werden gefeiert als neues Traumduo. Dabei standen sie sich noch nicht ein Mal Angesicht zu Angesicht; bis zur Veröffentlichung von "Connected" hatten sie noch nicht einmal telefoniert. Die mediale Revolution des Internets macht es möglich.
In Nicolays Musik spiegelt sich seine jahrelange Live-Erfahrung wieder, genauso wie seine Liebe zum Hip Hop der Pete Rock-Ära und der Soulquarians-Phase. Durch seine Fähigkeiten ganz verschiedene Instrumente zu spielen, betten sich seine Drums in melodische Live-Instrumente und schlichte Samples. Hip Hop klang seit A Tribe Called Quest nicht mehr so entspannend wie das, was den Computer des Holländers verlässt.
Die Connection zu Little Brother öffnet Nicolay weitere Türen. Er verlagert seinen Lebensmittelpunkt in die Vereinigten Staaten, ohne jedoch den Fehler zu begehen, sich dem Mainstream anzubiedern. Auf der anderen Seite des großen Teiches angekommen, macht er sich auf die Reise durch das weitläufige Land und grast ganz Hip Hop-unspezifische Orte wie Pittsburgh ab. Dort verpflichtet er eher unbekannte Rapper für sich und nimmt mit ihnen gemeinsam sein erstes Solo-Album "Here" auf. Mit dabei sind Wiz Khalifa aus Pittsburgh, Sy Smith aus L.A., Kay Jackson aus Texas oder Black Spade aus St. Louis. Darüber hinaus reist er nach Durham, North Carolina, um dort ausschweifend mit dem Justus League-Umfeld zusammenzuarbeiten - der Heimat seines Foreign Exchange-Partners Phonte, mit dem er mittlerweile auf Augenhöhe zusammenarbeitet.
Es folgen Auftragsarbeiten für Panacea, Cesar Comanche, Justus League-Crooner Darien Brockington, Supastition, das Strange Fruit Project, Masta Ace, Zion I, Wale Oyejide und natürlich Phonte, sowie Little Brother. Remix-Arbeiten liefert er außerdem bei Roy Ayers, Bob James, Candy Dulfer und den holländischen Kollegen Pete Philly & Perquisite ab.
Die Kollaboration mit dem texanischen Rapper Kay Jackson entwickelt sich zu einer engen Freundschaft und gipfelt schließlich Anfang 2008 in dem gemeinsamen Album "Time:Line". Ihren Beginn hatte, so wie es der Zufall will, auch diese Partnerschaft im Message Board von Okaplayer. Wenige Jahre später - eine Zeit voller Rückschläge von Seiten der Musikindustrie - freuen sich Kay und Nicolay schließlich über ihr gemeinsames Baby "Time:Line", das über Nicolays frisch gegründetes Label Nicolay Music erscheint.
Erneut verteidigt der weltoffene Holländer seinen Titel als einer der sympathischsten und versiertesten Beatbastler der Klingelton-infizierten Szene. Das weiß man auch hierzulande zu schätzen. Für sein Album "Freiheit" holt Curse den Holländer mit ins Boot. Doch auch international steht für 2008 Neues an: "Leave It All Behind" soll den zweiten Teil des Foreign Exchange-Märchens weitererzählen.
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