laut.de-Kritik
Das war wirklich Rock Steady!
Review von Klaus Hardt"Das ist wirklich Rock Steady" meinte mein Reggae-Freund, der auch Marley mit Nachnamen heißen könnte, nach dem dritten Song und war ab diesem Zeitpunkt trotz schweren Bandscheibenvorfalls nicht mehr in der Lage, still zu stehen. No Doubt überzeugten mit jamaikanischen Wurzeln völlig und rissen das Publikum richtig mit. Der Höhepunkt war dabei sicherlich "Just A Girl", bei dem das Publikum im randvoll gefüllten E-Werk gemeinsam mit der Band springend den Beat markierte.
Dieser kam knackig rüber und wurde mit viel Power von den Musikern gespielt. Neben der eigentlichen Besetzung waren auch noch zwei schwarze Multiinstrumentalisten als Gastmusiker auf der Bühne, die mit Keyboards, Percussion-Instrumenten und was besonders schön war, mit Background-Gesang, Trompete und Posaune den Sound anreicherten. Die optische Präsentation unterstützte die positive Energie der Musik. Bassist Tony Kanal hüpfte immer wieder durch die Gegend und nahm durch seine Gestik Kontakt mit dem Publikum auf. Die beiden Gastmusiker sprühten auch vor guter Laune und bewegten sich rechts und links neben dem Schlagzeug so exzessiv, dass man manchmal Angst um deren Keyboards bekam. Gitarrist Tom Dumont ist wohl nicht der ganz so extrovertierte Typ, dafür überzeugte er mit seiner gepflegten Erscheinung, denn er trug einen Nadelstreifenanzug.
Doch im Mittelpunkt stand natürlich fast ausschließlich Sängerin Gwen Stefani, was zum einen an ihrer Erscheinung lag, aber zum anderen an ihrem großen Show-Talent. Auffällige Posen, ausgeprägte Mimik, die Kommunikation mit den Zuschauern und ihre guten Qualitäten als Sängerin machen sie zu einer tollen Entertainerin. Sie ließ aber auch immer mal wieder das Publikum in den Mittelpunkt rücken, so durfte es die erste Strophe von "Don't Speak" alleine singen. Ein einziges Mal stahl Drummer Adrian Young Gwen die Show. Irgendwie gelangte ein Damenslip auf die Bühne, den sie an das Schlagzeug hängte. Dies animierte Young dazu das Kleidungsstück einmal auszuprobieren. Er entledigte sich seiner Ober- und Unterwäsche und spielte den Rest der Show im Damentanga. Das war ganz schön sexy!
Die Stücke vom aktuellen Album, wie "Hella Good" oder "Hey Baby" kamen leider nicht so flüssig rüber. Man kann vermuten, dass die Band mit ihrem neuen, etwas am Hip Hop orientierten Stil, noch nicht ganz so vertraut ist. Doch scheint es eher ein Problem zu sein, die neuen Songs mit ihren vielen Sound-Effekten auch live entsprechend zu präsentieren. Die Stücke wurden mit Sequenzer gespielt, mit dem sie dann nicht immer 100-prozentig zusammen waren. In den Momenten agierte die Band auch etwas angestrengt. Vielleicht war der Sound auf der Bühne so schlecht, dass es nicht besser ging. Mein bereits erwähnter Freund meinte auch, die Unstimmigkeiten wären nur minimal gewesen. Die Zuschauer genossen trotzdem die Songs und freuten sich, die aktuellen Hits zu hören. Und so waren auch sicherlich alle am Ende des Konzertes zufrieden über den gelungenen Abend. Es hätte nur ein bisschen länger sein können. 90 Minuten einschließlich Zugabe sind doch die untere Grenze.