laut.de-Kritik
Professioneller Auftritt im altehrwürdigen Theater zu Baden Baden.
Review von Alexander CordasDer SWR hatte geladen, und alle sind gekommen. Zumindest alle Gewinner, die beim Sender Karten für das Konzert in der putzigen Schuhschachtel namens Theater ergattern konnten.
Norah Jones veröffentlicht demnächst ihr drittes Album. Rechtzeitig vor dem Release schob die zierliche Amerikanerin deshalb diesen Auftritt in der mondänen Kurstadt ein. Das Ambiente stimmte schon einmal. Das wirklich hübsche Theaterlein mit seinem barocken Fürstencharme (unter der Decke prangt sogar ein Wappen des Badischen Fürstenhauses, inklusive zweier Greifen) stand als Spielwiese für den angenehm ruhigen Sound von Jones bereit.
Als die Hauptakteurin die Bühne im kleinen Schwarzen betrat (mit pinken Strumpfhosen), war die Stimmung schon mit Händen greifbar, schließlich bekommt man im beschaulichen Kurstädtchen nicht ständig Besuch von der hohen Pop-Prominenz.
Ihre Begleitband machte von Anfang an einen überaus eingespielten Eindruck, und das, obwohl Drummer Delpietro für den etatmäßigen Schlagwerker einspringen musste, weil der sich unglücklicherweise das Handgelenk gebrochen hat. Von derlei Ungemach scheinbar unberührt, spulte Norah Jones ein hübsches Best Of-Set ihrer bislang erschienenen zwei Alben herunter und streute einige neue Tracks ein, die sich vom Klang her nicht allzu weit von dem unterscheiden, was die Dame bislang auf CD bannte. Dennoch blieb genügend Raum für schräge Klang-Collagen mittels Steel-Guitar und zweckentfremdeter Drumsticks.
Ärgerlich allein die schlechte Abstimmung der theaterlichen PA: Ein bis zum Schluss hörbares zischendes Hintergrundrauschen störte bei gemächlicheren Passagen den Hörgenuss doch entscheidend. Auch was die Lautstärke der einzelnen Instrumente anbelangt, gab es Probleme bei der Abmischung. Die Drums klangen zu Beginn eher nach Heavy Metal, denn nach Schmuse-Jazz. Von Gitarren-Klängen war auch noch nicht viel zu hören, obwohl sich der Klampfer sprichwörtlich den Wolf gniedelte. Die Soundmenschen bekamen zumindest die Lautstärkenanpassung im weiteren Verlauf ganz gut in den Griff.
Obwohl Jones mittlerweile in der Popwelt eine absolut große Nummer ist, hat sie sich auf der Bühne immer noch einen etwas schüchternen Charme bewahrt. Damit kam sie beim begeisterten Publikum sehr gut an, auch wenn für den einen oder anderen die Performance etwas zu professionell geriet. Nach knapp einer Stunde sowie zwei Zugaben gab es noch einen Wink ins Publikum, und aus wars.
Die große Offenbarung, die sich manch einer erhofft haben mag, war dieses Konzert ganz sicher nicht, aber von schlechten Eltern eben auch nicht. Für den Autor dieser Zeilen war der Gig trotz seiner Kürze genau richtig bemessen. Norah Jones macht eben den perfekten Sound für einen kuscheligen Abend mit der/dem Liebste(n). Beim Versuch, ihr über längeren Zeitraum die volle Aufmerksamkeit zu schenken, machen sich allerdings ein paar wenige Ermüdungserscheinungen breit.
Spaßig war die Beobachtung der Konzertbesucher. Zum Beispiel zwang einen ein netter Herr mit dem breiten Mittelscheitel und Walross-Schnauzer dazu, amüsiert zu grinsen. Beim Klatschen avancierte er mit seiner weiblichen Begleitung zu einem auf und abhüpfenden Applaudissimus. Während er den kurstädtischen Extrem-Wipper vollführte, bestach seine Sitznachbarin mit dem badischen Clap Your Hands-Shuffle. Ist doch nett, wenn es (fast) allen so gefallen hat.