laut.de-Biographie
Otto
"Wie ein Maler, der die Farbe nicht am Ende der Leinwand enden lässt, sondern alles um ihn herum in Farbe taucht." Mit diesem Bild trifft Benilton Bezerra Jr., ein Professor für Psychologie an der Universität von Rio de Janeiro, den Charakter Ottos und seiner Musik recht gut. Ottos Musik ist bunt wie eine Farbpalette und hält sich nicht an Grenzen und Genres.
Bewusst überschreitet er herkömmliche Schranken und begeht neue Wege mit seiner Musik: Unbekümmert mischt er Funk, Reggae, Hip Hop, Electro, Acoustic Drum'n'Bass mit den brasilianischen Rhythmen der Musica Nordestina zu einem eigenen Musikstil. Der lässt sich zwar unmöglich einordnen, begeistert aber die meisten seiner Zuhörer. Kein Wunder, findet doch jeder etwas für sich in Ottos ruhigem und gelassenen Stilmix. Hinzu kommt der bodenständige Charme seiner Stimme, die sich oft Rande des Nuschelns bewegt und mit höheren Tonlagen kämpft, aber immer eine gefühlvolle Melodie trifft.
Mit seinen Liedern wurde Otto in Brasilien bald bekannt und erreichte auch die Schicht der Intellektuellen. So bekam er beispielsweise für sein Debüt "Samba Pra Burro" von 1998 den Preis für das beste Album der Sao Paulo Art Critics’ Association verliehen. Dieses Album war der Auftakt einer Trilogie, die sich in "Condom Black" fortsetzt und mit "Sem Gravidade" endet. Alle drei Alben wurden vom brasilianischen Elektronica-Hero Apollo 9 produziert. Mit letztgenanntem Album Ottos kamen seinen Lieder nach Europa und seit 2004 wird sein gesamtes Werk auch bei uns vertrieben. Zuvor schon hatte Otto Europas Musikkritiker mit einem überzeugendem Auftritt während der Worldmusic Expo 2003 (WOMEX) in Sevilla aufhören lassen.
Doch das war eigentlich nur eine Rückkehr Ottos zu seinen musikalischen Anfängen. Im Jahre 1989 packte den Brasilianer holländischen Ursprungs das Fernweh, er reiste nach Frankreich, wo ihm schon kurz hinter dem Flughafen das Geld ausging. Darauf verdingte er sich zwei Jahre lang als Musikant auf den Straßen und Plätzen sowie in den U-Bahn Stationen Frankreichs. Erst nachdem er die Schule der Straße durchlaufen hatte, kehrte er nach Recife, Brasilien zurück. Dort spielte er zusammen Chico Science und Nacao Zumbi, welche als Väter des Mangue-Beat - eine Mischung aus Rock, Techno, Hip Hop und den traditionellen Stilen Forro und Embolada - gelten.
Danach wirkte er auf zwei Werken der Mangue-Beat Band Mundo Livre S/A als Percussionist mit, wodurch er die vielfältigen Möglichkeiten elektronischer Aufnahmemöglichkeiten kennen lernte. Nachdem Otto seine Band und Recife verließ, ging er nach Sao Paulo, wo er schon kurze Zeit später auf Apollo 9 traf, der ihn dabei unterstützte, seine akustischen Fähigkeiten mit den Möglichkeiten elektronischer Produktion zu verschmelzen.
Mit seiner Musik schaffte es Otto nicht nur, verschiedenste Genres und Kulturen zusammenzuführen, man kann ihn auch zweifelsohne als einen der Protagonisten ansehen, die Brasiliens traditioneller Musik einen Weg ins 21. Jahrhundert zeigen.
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