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Datum: 20. November 2007
Location: Salzbergwerk
Sondershausen
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

700 Meter unter Tag. Ein Konzert im Salzstollen mit 330 Fans.

Review von Julia Dörfler

Das Gelände ist vom Nebel verhangen und bestätigt wunderbar den Eindruck vom tristen Örtchen Sondershausen. Unzählige, einheitlich uniformierte Menschen sammeln sich, um genau hier das größte Undergroundereignis der Musikwelt mitzuerleben. Und zwar im wörtlichen Sinne.

In wunderschöner Bergbaumode gekleidet fahre ich zusammen mit 329
Konzertkarten-Gewinnern und Medienpartnern in die Tiefen Thüringens. Anstatt jedoch bucklig durch irgendwelche Schächte kriechen zu müssen, gibt es 700 Meter unter Tag ein Straßennetz, größer als das vom nahegelegenen Erfurt.

Alternativ zum Essens- und Getränkeangebot in der Unterwelt bietet es sich natürlich auch an, Salz einmal direkt an seinem Entstehungsort zu genießen und dadurch, mit der Zunge an der Wand, zumindest im Geiste das Prinzip regionaler Produkte zu unterstützen. In den Toilettencontainern sammeln sich die Menschenmassen, um dort heimlich aus dem Fenster zu rauchen, und schon hier wird die Intimität dieses Konzertes spürbar... zwar nicht im Sinne von wägbaren Pissoirbekanntschaften, sondern weil sich Bassist Michael Shuman und Keyboarder Dean Fertita völlig selbstverständlich die Schüsseln neben mir vornehmen.

Der Konzertsaal selbst glitzert im Scheinwerferlicht. Der Urgedanke, ein Akustik-Set zu spielen, wird zwar nicht eingehalten, klanglich gibt es das gewohnte Brett, dennoch hebt sich die Show von anderen Live-Auftritten ab. Die Songauswahl ist anders als sonst, an Stelle
verschiedener Hits treten größtenteils neue und auch etwas weichere Titel. Allerdings ist das keine Anwandlung von Altersmilde, vielmehr ein alternatives Konzertangebot. Der Durchschnittsfan kann dem Auftritt deshalb vielleicht nicht so viel abgewinnen wie erhofft. Wer das normale Live-Repertoire der Queens gut kennt, findet jedoch die eine oder andere Besonderheit. Darunter ein Tom Waits- und ein Billy Idol-Cover, sowie ein nigelnagelneuer Titel.

Doch nicht nur die Atmosphäre und die Setlist sind besonders. Das Verhältnis zwischen den Wüstenfüchsen und dem Publikum ist vertraut, es kommt immer wieder zum Dialog zwischen dem Hom(m)eboy und den Zuhörern. So entpuppt sich das "das tiefste Rockkonzert der Welt", wie es die Band betitelte, also wirklich als etwas für beide Seiten Neues und Tolles.

Und auch wenn nach dem Auftritt ein Fan heulend am Aufzug steht und predigt: "das sind nicht mehr meine Queens": so underground, wie es die Steinzeitköniginnen am Dienstag waren, wird keine andere Band so schnell werden.

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