laut.de-Biographie
Radical Face
Radical Face ist der Grund, warum die halbe Welt beim Fotografieren vor sich hin summt: "Welcome home. Ho-ho-ho-ho-home."
Man schreibt das Jahr 2010. Radical Faces Song "Welcome Home" ist bereits drei Jahre zuvor auf dem Album "Ghost" erschienen, doch erst zu diesem Zeitpunkt wird eine große Kamerafirma darauf aufmerksam und nutzt den Song für einen ihrer Werbespots. Es bringt dem Track in Kürze mehr als acht Millionen Klicks auf YouTube ein - und beschert Ben Cooper, dem Verfasser, viel öffentliche Beachtung.
Cooper, der Singer/Songwriter hinter Radical Face, bleibt offenbar dennoch gelassen: "Don't you fear me, I am where I'm supposed to be."
Der Amerikaner ist ein Träumer, so scheint es, der an das Gute im Menschen glaubt und sich gleichzeitig auf den verschiedensten Kanälen künstlerisch austobt. Er stammt aus dem Fiktion-Autoren-Kontext, fertigt Bilder, Grafiken und Illustrationen an und ist als Songschreiber so aktiv wie kreativ.
Neben Radical Face besteht er als eine Hälfte der Band Electric President und arbeitet(e) an Projekten wie Clons, Mothers Basement, Patients, Iron Orchestra, Unkle Stiltskin, Random Junk, Headache und Pearl Harbor ... die Liste ist lang.
Trotz der aufkeimenden Aufmerksamkeit bleibt er seiner ruhigen Art treu – in Tom Sawyer-Manier im Karohemd, mit Hosenträgern und Vollbart arbeitet er ganze vier Jahre lang an einem Albumkonzept und lässt sich fünfzehn weitere Monate Zeit, um das Werk im Schuppen hinter dem Haus seiner Mutter aufzunehmen.
Cooper ist Chaot und Autodidakt. "Ich lernte alles, während ich es tat, und bin außerdem kacke in Zeitmanagement. Das ist nicht die beste Kombination. Hahaha."
"The Family Tree: The Roots" erscheint Anfang des Jahres 2012 als der erste Teil einer Trilogie, die einen Familienstammbaum zum Thema hat. Cooper beweist auch hier großes Vorstellungsvermögen. Denn die Geschichten und Songs auf dem Album beziehen sich allesamt auf eine erdachte Familie aus dem 19. Jahrhundert. "Ich mag es, Geschichten zu erzählen", erklärt er. "Ich sah mir Genealogien an und studierte ein wenig amerikanische Geschichte, dann bediente ich mich bei persönlichen Erfahrungen und fügte alles zusammen."
Im März 2016 erscheint mit "The Family Tree: The Leaves" der letzte Teil, welcher die Trilogie komplettiert. Ursprünglich wollte Cooper nur drei EPs über dieses Thema veröffentlichen, "aber es ging mit mir durch. Ich ahnte nicht, dass ich mich auf ein acht Jahre währendes Projekt einlasse." Umso schöner, dass Radical Face die Mehrgenerationen-Geschichte einer Familie mit magischen Fähigkeiten in Hochform abschließt - und dass mit dem musikalisch reichhaltigsten, anspruchsvollsten Album der Serie.
Um das methodische Vorgehen vollständig umzusetzen, limitiert Radical Face das Songwriting größtenteils auf jene Instrumente, die in dieser Epoche zugänglich waren: Klavier, Akustik-Gitarre, Floor-Tom. Hinzu kommt Coopers melancholisches Organ, das trotz seiner Rauheit zart und weich daher kommt.
Bereits die Debütveröffentlichung "Ghosts" hat mit drei Jahren eine lange Erarbeitungsphase und erscheint als Konzeptalbum. "Ich mag Konzeptalben", schreibt Cooper auf seiner Homepage. "Hinter 'Ghosts' steht die Idee, dass Häuser Erinnerungen haben und dass Leute Geister zurücklassen, wenn sie von einem Ort zum nächsten ziehen. Die Idee, dass sich alles, das wir in unseren Häusern tun, in den Wänden sammelt und herauskommen und den nächsten Bewohner heimsuchen könnte."
Auch Cooper kommt nach den Aufnahmen heraus aus seinem kleinen Aufnahmestudio in Jacksonville in Florida. Er geht Anfang des Jahres 2012 auf Tour - jedoch nicht, ohne sich vorher bereits wieder neuen Aufgaben zu widmen:
"Vieles im letzten Jahr ging um Sachen in Verbindung mit Musik, aber nicht darum, wirklich Musik zu machen. Schreiben und aufnehmen gefällt mir bei Weitem am besten, deswegen ist es gut, sich wieder darauf zu konzentrieren. Das habe ich definitiv vermisst."
Noch keine Kommentare