Porträt

laut.de-Biographie

Reef The Lost Cauze

Die Rap-Gemeinde Philadelphias ist gespalten. Streetrapper und Backpackers teilen sich das Terrain, wohl wissend, dass bei MC-Battles und Bühnenshows vollkommen unterschiedliche Energien fließen und entsprechend verschiedene Fähigkeiten gefragt sind. Reef The Lost Cauze wildert in beiden Revieren: Neben Songwriting-Skills verfügt er über immense Bühnenpräsenz und ein Talent für derbe Freestyles und macht so in der Battle wie im Studio gleichermaßen eine gute Figur.

Reef The Lost Cauze - Feast Or Famine Aktuelles Album
Reef The Lost Cauze Feast Or Famine
Aussichtsreiche Wege in den Wahnsinn.

Sharif Lacey fühlt sich schon als Kind auf der Bühne zu Hause. Bereits in frühen Jahren gehört die Schauspielerei zu seinen Hobbies, am Freedom Theatre in seiner Heimatstadt Philadelphia eignet er sich diesbezüglich einiges Wissen an. Im Prinzip stellen sich die Weichen für Reefs Werdegang allerdings, als der eben Achtjährige Anfang der 90er sein Herz an den Hip Hop verliert und selbst zu reimen beginnt. Er misst sich mit jedem, der seinen Weg kreuzt. Bei seinem Eintritt in die Highschool (Reef besucht die Overbrook und Lamberton High Schools) verfügt er bereits über eine beachtliche Reputation als Battle-MC. Eine Karriere als Rapper fasst er allerdings erst ins Auge, als er an Philadelphias University of the Arts für ein Filmstudium eingeschrieben ist. Reef verwendet mehr und mehr Zeit darauf, an seinem Songwriting und seiner Bühnenshow zu feilen. Die logische Konsequenz: Nach knapp einem Jahr verlässt Reef, mittlerweile 19 Jahre alt, die Hochschule, um sich voll und ganz seiner "wahren Berufung", der Musik widmen zu können. Mit verschiedenen Gelegenheitsjobs (darunter kurzzeitig als Fahrradkurier) hält er sich über Wasser; mehrere Jahre ist er als Protokollführer bei Gericht angestellt.

Anfang 2002 tut sich Reef mit dem ebenfalls aus Philadelphia stammenden Produzenten Sleep E zusammen. Gemeinsam produzieren sie Reef The Lost Cauzes erstes Solo-Projekt, das zehn Tracks starke Mini-Album "The High Life". Es folgen Auftritte in Clubs der näheren und weiteren Umgebung, die Reef (zusätzlich zum Fame der Straße) erste Lorbeeren von Presse und Publikum eintragen.

In Eigenregie produziert er 2003, nur unterstützt von ein paar Freunden, sein erstes Album in voller Länge: "Invisible Empire". Zuweilen ist Minimalismus der Weg der Wahl; stellenweise reduziert sich der Sound auf einen Beat und den Mann, der neben seinem Mikrofon nur eine Mission benötigt. Die Produktion liegt zu weiten Teilen in den Händen von Eyego Direct, einem jungen Produzenten-Duo, ebenfalls (wie könnte es anders sein?) aus Philadelphia. Gestalteten sich die Songstrukturen bei "The High Life" noch ausgesprochen simpel, legt "Invisible Empire" hörbar mehr Gewicht auf die Qualität der Beats. 2500 Kopien des Albums werden gepresst und - fuckin' independent! - ausschließlich lokal, via Internet und bei Reefs Live-Shows an den Fan gebracht.

Oh ja, die Live-Shows: Reef The Lost Cauze legt ganz nebenbei eine beachtliche Battle-Karriere hin. 2003 gewinnt er die "Philadelphia Mic Check Battle", bei der "Blaze Freestyle Battle" im kalifornischen Oakland landet er wenig später auf dem zweiten Platz. Anfang 2004 beeindruckt er mit seinen Freestyles bei der New Yorker Beat Society und gewinnt die "Riddle Records Mic Check Battle". Im Juli 2004 geht er als Sieger aus der "End Of The Weak"-Challenge hervor. Offenbar ist seine Strategie, sich vor der Battle eben nicht trinkend mit den Ladies an der Bar zu amüsieren, sondern sich zurück zu ziehen, den Schnabel zu halten und sich auf seine Reime zu konzentrieren (wie er den Kollegen von underwoldhiphop.com im Interview verrät), ein Erfolgskonzept. Kontakte und Präsenz in der Metropole New York hält Reef für unerlässlich; seinen Wohnsitz möchte er deswegen noch lange nicht dorthin verlegen: Seine Hood ist und bleibt in Philly.

Rückblickend betrachtet Reef das erste Jahr seiner Karriere als Zeit der persönlichen wie professionellen Reifung. Seine Erfahrungen schlagen sich in seinem weiteren Schaffen nieder. Gemeinsam mit seiner West-Philly-Crew JuJu Mob veröffentlicht er 2005 "Black Candles". Die JuJu Crew schloss sich auf Betreiben von Chief Kamachi zusammen; für Reef, wie er sagt, eine Ehre, neben diesem, State Store und Charon Don zu den Mitstreitern zu gehören. Daneben ist Reef an dem Kollaborationsprojekt "Army Of The Pharoahs" beteiligt und absolviert einen Gastauftritt auf dem aktuellen Album von High & Mighty. Als Vorbereitung auf seine nächste LP wirft Reef unmittelbar zuvor noch die Mixtape-CD "Street Team Vol. 1" unters Volk.

Sein dritter Schlag, "Feast Or Famine", wird zwar wieder eine Independent-Veröffentlichung, allerdings hat er diesmal das Label Good Hands / Eastern Conference im Rücken. Im Gegensatz zu einem Alleingang wie bei "Invisible Empire" schätzt Reef an dieser Konstellation besonders die Aussicht auf einen gesetzten Release-Termin; gleichzeitig erzeugt die Vorstellung, dass nun anderer Leute Geld in die Produktion involviert ist, einen ganz anderen Erfolgsdruck. "Feast Or Famine" gerät, was die Stimmung betrifft, eine Spur düsterer als bisher. Beats stammen diesmal von Mighty Mi und von Edan (der den Großteil des JuJu-Mob-Albums produzierte), die meisten tragen jedoch wieder Eyego Direct bei. Die Single "Fair Ones" featuret Sean Price, zu "Commander In Chief" wird in Zusammenarbeit mit Circle Limit ein Video produziert.

"Feast Or Famine" erscheint zeitgleich mit dem "Army Of The Pharoahs"-Album. Mit der Flut von Veröffentlichungen 2005 beabsichtigt Reef The Lost Cauze nun endgültig, seinen Fuß in die Tür zu bekommen; eine Tour mit Jedi Mind Tricks im Oktober 2005 bildet den nächsten Schritt auf die Bühnen des großen Rap-Games.

Alben

Surftipps

  • Good Hands Records

    Infos und Bilder, bald noch mehr Bilder, Hörproben und ein Online-Shop.

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