Details

Mit:
Datum: 24. September 2007
Location: Karlstorbahnhof
Am Karlstor 1
69117 Heidelberg
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Unter Dampf im Karlstorbahnhof mit The Concretes.

Review von Oliver Lambrecht

Etwas mystisch baut sich das Karlstor vor dem Heidelberger Ortsausgang in Richtung Wald auf. In Nebelschwaden direkt dahinter steht der Karlstorbahnhof. Das Nichtraucherschutzgesetz hält auch hier Einzug, wo die Bahn früher gen Würzburg abdampfte.

Im Vorraum beschallt ein DJ die Getränkebestellenden, während sich der Konzertsaal daneben stetig mit schick gekleideten Menschen in Williamsburg-Stil oder Karottenhosen füllt. Gemäß dem nächtlichen Fahrplan erfolgt zunächst die Einfahrt der Concretes ehe alle mit dem Indie-Express Shout Out Louds planmäßig abfahren.

Mit der für Konzerte üblichen Verspätung von einer halben Stunde betreten die Musiker der Vorband die Bühne. Es zeugt von einer natürlichen Arroganz, sich eine so gute Band Programm zu nehmen.

Die vom Schlagzeug ans Mikro gewechselte Lisa Milberg knabbert anfangs ungläubig auf den Fingernägel und sucht ständig den Blickkontakt zu Maria Eriksson und den Kollegen an Schlagzeug, Keyboard und Gitarre. Offenbar hinterließ der Weggang von Frontfrau Victoria Bergsman nicht nur Schmerzen, sondern auch eine verunsicherte Gruppe. Aber nach anfänglicher Schüchternheit nimmt die Sicherheit der Musiker stetig zu.

Schon nach drei Liedern liegt der gut gefüllte Karlstorbahnhof der 5-Männer-Plus-2 Frauenband zu Füßen. Bis auf zwei Ausnahmen präsentieren sie eine Auswahl ihres aktuellen Albums "Hey Trouble". Doch bereits nach nur einer unterhaltsamen halben Stunde begehen The Concretes mit dem beschwingten "Song For The Songs" ihren Feierabend.

Während der obligatorischen Umbaupause drängen nun auch die letzten Freunde schwedischer Popmusik hinein in die erwartungsfrohe Menge. Ganz vorne harren auffällig viele Pärchen der ersten Klänge, die nicht vom Band sondern von der Bühne schallen. Ein paar Fahnen vom Cover des zweiten Albums "Our Ill Wills" dienen als Dekoration im Hintergrund. Ähnlich unspektakulär nähern sich die Shout Out Louds ihren Plätzen. Den Auftakt gestalten sie allerdings furios erstklassig.

Mit "The Comeback" und "Please, Please, Please" legen sie noch eine Schippe drauf und manch einer fragt sich, wie sie dieses Niveau denn für die Dauer des Konzerts halten wollen. "Mit Leichtigkeit", wäre hier die zutreffende Antwort. Keyboarderin Bebban Stenborg, die noch wenige Wochen zuvor mit Lungenproblemen im Krankenhaus weilte, überließ einen Teil ihres Gesangs Gitarristen Carl von Arbin; auch bei "Impossible"!

Die aktuelle Single, die schon auf dem Album den zeitlichen Rahmen sprengt, führt live ins lauschig Uferlose. Auch bei anderen Stücken nehmen es die fünf Stockholmer mit der Länge nicht allzu genau.

Ohne große Ansagen in den Pausen schaukeln sich Anhänger und Musiker gegenseitig hoch. Je ausgelassener die einen vor der Bühne tanzen, desto beschwingter klingt es von oben aus den Boxen.

"Tonight I Have To Leave It", zu dem auch noch der Concretes- Schlagzeuger Dante auf die Bühne stürmt und aushilft, beschließt den ersten Teil des Auftritts, der mit frenetischem Beifall quittiert wird. Natürlich kommen die Shout Out Louds nach wenigen Minuten wieder zurück und vier Songs dürfen es dann schon noch sein.

Da ein Großteil der Zuschauer auch danach noch minutenlang applaudierend vor der Bühne ausharrt, betritt Adam Olenius ein letztes Mal die Bühne. Im Namen der Band bedankt er sich für die mehr als herzlichen Reaktionen, aber leider seien alle Lieder gespielt.

Um 23.45 Uhr gehen die Lichter an und die Zuschauer stürmen den Merchandise-Stand am Ausgang. Etwas irritiert lassen sich drei Tourbegleiter von den Fans die Shirts und Alben abkaufen, als gäbe es kein Morgen mehr. Daneben schreiben die Musiker wie selbstverständlich fleißig Autogramme und geben sich nicht minder selbstverständlich dem Alkoholgenuss hin.

So mystisch der Abend begann, so natürlich endet er. Dazwischen liegen weit mehr als 100 Minuten musikalischer Magie.

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Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Shout Out Louds

Von Vorurteilen sind wir alle nicht frei, und bei folgender Bandgeschichte könnte man auf so manche Klischees neidisch werden: Vier junge Männer und …