laut.de-Kritik
Wer ins Publikum schaut verliert!
Review von Michael EdeleDie A3 ist immer für einen Spaß gut. Dass es bei einem Unfall zu einem Stau kommt, ist verständlich. Dass aber schon der nächste, vollkommen unbegründete Stau auf den Redakteur in Eile wartet, geht einfach nur auf den Sack.
Lange Rede, keinen Sinn, ich komm gerade noch zum letzen Song von Amon Amarth in die Halle. Dass Mastodon ihren Gig zwar aus gesundheitlichen Gründen absagen mussten, passt da ins Bild. So sind Trivium, die ich durch die Linse der Kamera betrachte, und als Erstes fällt auf, dass Basser Paolo wohl einen Red Bull-Einlauf hinter sich hat. Der Kerl seht keine Sekunde still, springt sogar im Fotograben herum und headbangt, was das Zeug hält. Und wann dem Kerl ein Hals gewachsen ist, könnte auch mal geklärt werden.
Trivium konzentrieren sich in 45 Minuten auf die neue Scheibe "Shogun" und können dabei auf zahlreiche Fans zählen, die die Scheibe in- und auswendig kennen. Somit halten sich die gewohnten Slayer-Rufe in Grenzen - was eigentlich schon beeindruckend genug ist. Doch am Ende sind die über 2.000 Fans doch vor allem wegen einer Band nach Offenbach gekommen: SLAYER!!!
Der Bart ist ab - Tom Araya hat den Saddam Hussein-Look abgelegt und swingt nun gemütlich hinter seinem Mikro. Kein Witz, der Kerl wackelt manchmal locker mit der Hüfte, wie einst James Last, lässt aber bei den Soloparts von Kerry King und Jeff Hanneman trotzdem die Matte kreisen. Gesanglich geht er es ebenfalls eher ruhig an und spart sich die meistens derbe Screams. Und das nimmt dann etwas den Saft aus der Show - auch wenn es bei Slayer eigentlich kaum einen schlechten Gig gibt.
Dave Lombardo macht seinen Jungs von hinten durchgehend Druck, und sein Drumpodest bleibt der kurzerTreffpunkt für die Gitarrenfraktion, ehe man sich wieder an den vorderen Bühnenrand begibt. Während Tom öfter ein fettes Grinsen im Gesicht hat und sich artig bei den für Interesse und Enthusiasmus bedankt, gilt bei Jeff und Kerry nach wie vor: Wer ins Publikum schaut verliert!
Und wer doch von Jeffs Eisblick getroffen wurde, dürfte eh Eisklöten bekommen haben. Kerry schleppt wieder eine halbe Tonne Ketten am Gürtel mit sich rum und sieht dabei aus, als könne er auch noch einen Truck durch die Gegend ziehen. Aber so will man Slayer schließlich sehen: derbe, brutal und ohne Kompromisse.
Allerdings würde man Slayer auch gerne ein bisschen länger als eine Stunde sehen. Was die Spielzeit angeht, war das eher ein Witz, aber da haben viele Amis inzwischen eine ganz andere Einstellung als europäische Bands ...