laut.de-Kritik
Kommen aus der Hauptstadt und verbreiten trotzdem noch gute Laune: Mad Sin.
Review von Michael EdeleHoher Besuch aus Berlin steht in Wiesbaden an und das bedeutet in dem Fall nicht, dass Schröder mal auf ein oder zwei Äppler bei Hans Eichel vorbei schaut. Nein, Mad Sin geben sich die Ehre und rocken den Wiesbadener Schlachthof.
Als erstes betreten die Sin City Circus Ladies die Bühne. Deren Gitarrist sieht zwar meist so aus, als ob er nicht so ganz wüsste, wie man sich die Schnürsenkel bindet, dafür zockt er aber ein paar ganz abgefahrene Rock'n'Roll- und Blues-Licks aus der Hüfte. Bei den beiden Damen am Micro, muss man allerdings ein wenig aufpassen, denn nur eine von beiden dürfte tatsächlich einmal im Monat bluten. Die Band macht aber gute Laune, hat witzige Texte und Ansagen und ist als Anheizer gut gewählt.
Die Greaserpunks von Turbo AC's drehen den Gashahn von Anfang an etwas weiter auf. Zwar ist in der Triobesetzung kein großer Bewegungssport auf der Bühne angesagt, zumal Gitarrist Kevin Cole ja auch noch für den Gesang zuständig ist. Die Jungs sind aber schon alte Hasen im Business und heizen die Stimmung noch mal um ein paar Grad an. Owohl der Sound nicht der Beste ist, lassen sich nur die wenigsten davon beirren und feiern stattdessen eine gute Party.
Hatte ich persönlich noch meine Zweifel, dass Smoke Blow in das Line-Up passen, so scheint das Wiesbadener Publikum da eindeutig anderer Meinung zu sein. Von den ersten Tönen an gehen die Fans steil und feiern die Kieler ab. MC Strassenköter hat sich zwar ein paar Tage zuvor bei einem Sturz den linken Arm gebrochen oder verstaucht, aber, das hindert ihn nicht daran, heute mit den Jungs wieder auf der Bühen zu stehen. Mit Mitleid muss da eh keiner rechnen, Jack Letten rotzt ihm eher liebvoll auf den Kapuzenpulli (würg). Die Stimmung auf der Bühne steht der im Publikum in nichts nach - so langsam wird die Temperatur im Schlachthof ganz angenehm.
Mad Sin setzen da natürlich noch einen drauf. Mit einem Fronter wie Köfte ist das eh keine Problem, aber natürlich sind auch Kontrabasser Holly und die beiden Klampfer Stein und Tex Morton ihr Geld wert. Die Fans gehen sofort steil, ein paar Girlies in der ersten Reihe müssen vermutlich nach dem Gig erst mal die Windel wechseln.
Die Berliner sind ein eingespieltes Team, haben von arschcool über superfreundlich bis voll-an-der-Waffel alle Posen drauf und ziehen sämtliche Register. Holly lässt Funken oben aus dem Bass sprühen, Bandspezi Hellvis spuckt Feuer oder singt bei ein paar Songs mit, und zum Ende des Sets kommen die Mucker der anderen Bands zum heftigen Mitgrölen und Mittanzen auf die Bühne. Auch wenn die Spielzeit der Punkabillys etwas kurz bemessen ist, so tut das der allgemeinen Hochstimmung weiß Gott keinen Abbruch.