laut.de-Kritik
Schweiß, Rhythmus und Glückseligkeit: die weißen HipHop-Stars überrollten Zürich.
Review von Michael SchuhDer Zürcher Club Q ist ausverkauft, klar. Zu lange waren die Stereo MC's weg von der Bildfläche, warteten die Fans vergeblich auf einen neuen Schlag HipHop mit dieser speziellen Prise Funk und Soul-Groove, der die Band 1992 über Nacht berühmt machte. Doch endlose Tourneen zermürbten und glaubt man Mastermind Rob Birch, hätte sich jede andere Band längst aufgelöst. Es kam anders und deshalb wird nun ganz intim in viel zu kleinen Clubs gefeiert. Vor einem Publikum, das zusammenfand, ohne das neue Album überhaupt gehört zu haben.
Die Briten wissen das. Zur Begrüßung knallt deshalb "Fade Away" aus den Boxen und ob wir im Jahr 1992 oder 2001 leben, spielt plötzlich keine Rolle mehr. Rapper Birch ist noch immer dieser Goldketten-behängte, hagere Wicht, der bereit wäre, zur Akzentuierung seiner Messages die Bühne in Brand zu setzen. Doch im Gegensatz zu allseits bekannten Teutonenrockern braucht er dazu keine Hilfsmittel aus der Pyro-Abteilung, sondern lediglich eines: den Groove.
Der fegt auch über Zürich hinweg. Sobald Glatzkopf The Head seine Sequenzerbeats anwirft, die durch Live Drums und Percussions erst richtig an Tempo gewinnen und noch bevor Birch seine unnachahmlichen Mantra-Raps vom Stapel lässt, wackelt die Bude bereits wie beim Schützenfest. Man musste die Beine schon einbetoniert bekommen, um nicht halbwegs so auszuflippen wie das wieder mal äußerst anschauliche Damen-Trio an Birchs Seite. Louder than ever feuern die Stereos ein Greatest Hits-Programm ab, das zur Hälfte aus neuen Songs besteht! "We Belong In This World Together" ist genau so eine sichere Bank wie das rund polternde "Sophisticated".
Das liegt nicht nur daran, dass der Sound des neuen Albums nahtlos an den Vorgänger anknüpft, sondern unterstreicht vor allem die überzeugende Bühnenpräsenz der Briten. Kurze Blicke auf die heftigst rotierenden Protagonisten und diese wahnsinnig dichten Bässe machen "Connected" zu einem Erlebnis und "Creation" und "Lost In Music" zu Groove-Bomben. Am Ende treiben "Elevate My Mind" und "Bring It On" die schwitzende Meute dann in ein Nirvana aus Schweiß, Rhythmus und Glückseligkeit. Und aus allen Gesichtern ist zu lesen: "I'm a believer".