laut.de-Kritik
Stings Popmusik vereinte auch in Friedrichshafen die Generationen.
Review von Kai KoppSting weiß, was das Publikum von ihm erwartet und wie man es befriedigt. Mit einer 100-minütigen Show überzeugt er in der Friedsrichshafener Messehalle die teilweise von weit her angereisten Fans. Trotz "Sacred Love"-Tour stehen dabei Songs aus allen Perioden seines künstlerischen Schaffens im Vordergrund. Die Konzertgänger sind deswegen nicht traurig, gehört "Sacred Love" doch zu den eher durchschnittlichen Alben des Popgiganten.
Den Anfang des rundum gelungenen Abends gestaltet Chris Botti mit seinem energiegeladenen Funk-Pop-Jazz. 45 Minuten hat er Zeit, die Stimmung anzuheizen, was für den erfahrenen Trompeter kein Problem zu sein scheint. Ab der ersten Note geht das Publikum hervorragend mit. Die Beifallsstürme, die weit über das einem Support-Act freundlicherweise zugestandene Maß an höflichem Applaus hinausgehen, zeugen von seiner immensen musikalischen Durchschlagskraft.
Nach kurzer Umbaupause betritt der Protagonist des Abends um 21.10 h die Bühne. Auch gegen Ende seiner Hallentournee zeigt Sting keine Ermüdungserscheinungen. Gutgelaunt eröffnet er sein Set und zieht die Masse in den Bann seiner ungekünstelten Ausstrahlung.
Dennoch ist anfänglich etwas von der höflichen Reserviertheit, die man dem schwäbischen Volk nachsagt, zu spüren. Spätestens mit "Englishman in New York" lassen aber auch die 'Häfler' vom Bodensee ihre Hemmungen fallen und übernehmen lautstark den Refrain. Für den Rest der Show schöpft Sting aus dem vollem Umfang seines Repertoires.
Police-Klassiker wie "Synchronicity" und "Every Breath You Take" sorgen ebenso für gute Laune wie die zahlreichen jüngeren Nummern seiner Solokarriere. Einzig "Roxanne" ist in einer abstrahierten 8-Minuten-Version gewöhnungsbedürftig. Ansonsten ist Stings musikalisches Schaffen über jede Diskussion erhaben, und es gilt die alte Duke Ellington-Weisheit: "Es gibt nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte".
Abwechslungsreich und intensiv gestaltet er die Reise durch sein vor Hits überbordendes Liederwerk. Hinter den Musikern läuft derweil auf beweglichen Leinwänden eine Videoshow mit Sonnenfinsternis und Wäldern, politischen Statements, Elfen, esoterischen Symbolen, computeranimierten Fließgrafiken und einem Striptease, der vor allem dem männlichen Publikum die Aufmerksamkeit für die Live-Show kurzzeitig entzieht.
Als nach zwei Zugabenblöcken die Saallichter wieder angehen, bleiben unzählige Singlehits ungespielt, die Programm für weitere 100 Minuten Spielzeit liefern würden. Beim befriedigten Publikum bleiben dennoch keine Wünsche offen. Stings hochwertige Popmusik vereint auch in Friedrichshafen die Generationen und entlässt die rundum glückliche Zuhörerschaft in eine milde Winternacht.