laut.de-Biographie
The Psychic Paramount
Improvisation setzt drei musikalische Fähigkeiten voraus: zum einen die völlige Beherrschung des jeweiligen Instruments, zum anderen das Meistern harmonischer, melodischer und rhythmischer Gesetzmäßigkeiten. Darüber hinaus verlangt diese höchste Form der Musizierkunst die Begabung, mit jenen Regeln kreativ umzugehen. Bei The Psychic Paramount trifft das alles in Vollendung aufeinander.
Es gibt weitere Charakteristika, die perfekt auf die New Yorker passen. Eine erstaunliche Kühnheit zum Beispiel. Wie sonst wollte man es nennen, wenn sich eine gerade gründete Formation nach fünf Tagen auf ihre erste Tournee begibt? Im November 2002 brechen Drew St. Ivany (Gitarre) und Ben Armstrong (Bass) nach Europa auf. Ohne ein festes Konzept geben sie sich, ergänzt durch Drummer Tatsuya Nakatani, in französischen und italienischen Spielorten der Improvisation hin.
Auf den Bühnen leerer Clubs zelebrieren sie frenetisch lärmend ihre eigene Geburt als Band. Tosende Fuzz-Orgien stürzen in psychedelische Gitarrenseen, die Jimi Hendrix persönlich gefüllt haben könnte. Der Bass entzündet die Luft mit irrwitzigen Ostinatos und löscht sie Sekunden später mit pumpendem Adrenalin. Martialisches Schlagzeugspiel peitscht die Rohentwürfe zurück in eine rhythmische Form - nicht ohne selbst pausenlos die Contenance zu verlieren.
Wahnsinn scheint für dieses Feuerwerk an Geistesblitzen fast ein Euphemismus. Nur folgerichtig, dass Public Guilt (Still, Magicicada) 2006 beschließt, die Initiation dieses instrumentalen Chaos im schicken DigiPack auf den Markt zu bringen. Zuvor veröffentlicht No Quarter mit "Gamelan Into the Mink Supernatural" das Studiodebüt. Seitdem werden The Psychic Paramount auch durch Drummer Jeff Conaway vervollständigt.
No Quarter ist für St. Ivany und Armstrong im Übrigen ein alter Bekannter. Die Plattenfirma bringt 2003 bereits eine rückblickende Songsammlung ihrer Vorgängerband heraus. Repetitive Gitarren, plötzliche Wechsel, kompaktes Schlagzeug, Noise und die vielleicht grimmigsten Riffs seit Big Black beförderten Laddio Bolocko (1996-2001) jedoch erst post mortem vom Geheimtipp zum Untergrund- und Kritikerliebling.
Noch weiter zurück reicht die gemeinsame Zeit des Duos bei der experimentellen Krachtruppe "Pancisville". Sie erlangt Berühmtheit durch den Umstand, dass man in den Anfangstagen das Publikum gerne einmal mit Fleischklumpen, Blut und Insekten bewirft. Heute lassen St. Ivany, Armstrong und Conaway vornehmlich musikalische Brocken auf die Zuhörerschaft los. Überlebt hat allerdings die extremistische Grundhaltung: The Psychic Paramount machen weder live noch auf Konserve irgendwelche Konzessionen - ihre größtes und außerordentlichstes Merkmal.
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