8. Juli 2001 Tindersticks live in Hamburg

The IncredibleTindersticks

Einfach unglaublich was die Engländer Tindersticks an diesem Sonntagabend ihrem Publikum boten. Herzzerreißende Melancholie, egal ob mit Sitzgelegenheit oder ohne. Die Briten begeisterten fast zwei Stunden lang ihre Zuhörer, und das mit einer faszinierenden, beinahe schon gleichgültig erscheinenden Professionalität.

Eine bunte Palette von altem und neuen Material. Klassiker, wie "A Night In" performte das Sextett auf einem Equipment, als wäre es noch im Tonstudio. Herausragend die Stimme von Frontmann Stuart Stapels. Noch nie hatte ich zuvor diese Band live erlebt und bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, Nick Cave wäre der coolste Melancholiker auf der Bühne. Aber Mr. Staples übertrifft noch einmal alles. Im smarten Anzug, rauchend und beinahe geistesabwesend haucht er seine Textzeilen ins Mikro. Ansagen zwischen den Songs gibt es nicht. Da ist man auch nicht böse. Der Mann mit den aparten grauen Haaren darf sich das leisten. Sein Auftreten spricht für sich. Das braucht keine Worte. Stuart kommuniziert durch seine Songtexte. Wunderschön die Geigenbegleitung von Dickon Hinchliffe. Überhaupt ein grandioses Zusammenspiel der englischen Band, obwohl kurz vor dem Auftritt die Monitore versagten. Jeder, der schon auf der Bühne stand, kennt das Problem. Man kann sich selber nicht hören, da ist höchste Konzentration gefragt.

Nach der ersten Zugabe kam schon Musik aus den Lautsprechern und das Licht ging an. Doch Stuart und seine Band ignorierten keinesfalls das minutenlange, heftige Klatschen und die freudige Rufe der glücklichen Fans. Lässig betraten sie noch einmal die Bühne. Wenn es nach dem Publikum ginge, dann hätten sie wahrscheinlich noch häufiger ihre todtraurigen Lieder zum Besten geben können. Aber irgendwann ist auch der coolste Popstar müde.

Das einzig Negative an diesem Abend, die Vorgruppe "Micatone" aus Berlin. Geradezu eine Beleidigung für Stuart Staples und seine Band. Inszenierte Jazzcombo mit einer Sängerin, die glaubt sie wäre Nicolette persönlich. Doch die dreiviertel Stunde war schnell vergessen, sobald die unglaublichen Tindersticks die Bühne betraten.