laut.de-Kritik

Zwischen Selbst-Feierei und Selbst-Mitleid.

Review von

Ein seltsamer Zwiespalt zieht sich durch das Debütalbum der selbst ernannten Goddess. Wobei der Albumtitel den inneren Konflikt, den Banks auf den vierzehn Songs deutlich hörbar austrägt, im Grunde ja schon verrät. Mal gibt sich die Sängerin als toughes, kühles Mädel, der keiner was anhaben kann, nur um im nächsten Moment ein zerbrechliches, von der Welt missverstandenes Geschöpf zu mimen.

Zwischen Selbst-Feierei und Selbst-Mitleid klafft ein gähnendes Loch, das sich auch in der Vertonung der jeweiligen Stimmungslagen wieder findet. Solange sich Banks aus der Perspektive einer ganz und gar selbstbewussten, jungen Frau über verkorkste Beziehungen auslässt, klingt das Resultat nach einer Electro-schwangeren Form von R'n'B. Plagen sie jedoch Zweifel und Selbstkritik, tragen ihre Texte plötzlich ein von sämtlichen Effekten reingewaschenes Akustik-Gewand.

Von dieser Sorte finden sich auf "Goddess" zwar nur drei Stücke, doch diese kommen derart unerwartet, dass sie trotz ihrer Unterzahl sehr viel Gewicht einnehmen. Den Anfang macht die Klavierballade "You Should Know Where I'm Coming From", eine verbitterte Pop-Nummer, in der Banks von ihrem Gegenüber Verständnis einfordert: "Gerade du solltest doch wissen, wo ich herkomme / Wie alleine ich war, als ich mein Zuhause niedergebrannt habe", singt sie vorwurfsvoll und mit unterkühlter, tiefer Stimme.

Sehr viel zarter und fragiler gibt sie sich im Track "Someone New", bei der sie ausschließlich von einer Akustikgitarre begleitet wird. Inhaltlich geht es darin um den traurigen Fakt, dass Trennungen oder Beziehungspausen manchmal nötig sind, um sich gegenseitig wieder Luft zum Atmen zu geben:

"Ich gewähre dir nun die Zeit und den Raum, um die Person zu werden, die du sein kannst." Banks zeigt sich dabei gesanglich von ihren Emotionen so überwältigt, dass ihr an mehreren Stellen beinahe die Stimme versagt. Kratzend bringt sie den Song zu Ende.

Jene Verse, die Banks' unsichere, menschliche Seite am besten auf den Punkt bringen, befinden sich auf dem letzten der drei Akustik-Tracks: "Mein Herz könnte deines sein / Warum machst du es nicht zu deinem Heim?", heißt es im wuchtigen Orchester-Stück "Under The Table". Und weiter: "Ich bin es so leid, auf Erlaubnis zu warten / Ich will endlich lieben".

Dermaßen opulente Gefühlsregungen lassen sich mit dem Rest des Albums fast nicht vereinen. Gäbe es die drei soeben skizzierten Songs nicht, würde sich die hiesige Kritik wie folgt lesen: Düster wabernde Synthies, lautstark vibrierende Bässe und steril klappernde Beats geben "Goddess" eine dunkle, unterkühlte und irgendwie unnahbare Aura. Das einzige, was einen davon abhält, Banks dem Elektro-Pop-Genre zuzurechnen, ist ihr zu gleichen Teilen sinnlicher wie cooler Gesang, der hörbar an R'n'B orientiert ist.

Auch die mehrstimmigen Hintergrundgesänge und die Melodieführung erinnern bisweilen an Acts wie die frühen Destiny's Child, Amerie oder Ashanti. Die Bezeichnung Post-R'n'B kommt Banks' vibrierendem, betörendem Genre-Bastard dabei wahrscheinlich am nächsten. Wären da nicht diese Ausreißer ...

Trackliste

  1. 1. Alibi
  2. 2. Goddess
  3. 3. Waiting Game
  4. 4. Brain
  5. 5. This Is What It Feels Like
  6. 6. You Should Know Where I'm Coming From
  7. 7. Stick
  8. 8. Fuck Em Only We Know
  9. 9. Drowning
  10. 10. Begging For Thread
  11. 11. Change
  12. 12. Someone New
  13. 13. Warm Water
  14. 14. Under The Table

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