laut.de-Kritik

Rotzrock, so schnörkellos wie eine Dose Billigbier.

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Zum bereits dritten Album in sieben Jahren hat Captain Poon seine Bloodlights geprügelt. Der fleißige Hansdampf aus Oslo und seine Mannen liefern aber mitnichten Halbgares ab: "Stand Or Die" ist ein rundum gelungenes Rockalbum: energiegeladen, saftig, roh und so geil, dass man Poon den quasi-obligaten Vergleich mit seiner früheren Band am liebsten ersparen würde.

Auf ihrer neuen Rille rocken die Bloodlights so geradlinig nach vorne, als wären sie auf der Flucht. Keine Zeit für kompositorischen Firlefanz, das zeigt schon der Opener "Roll With Me": ein Schlagzeugwirbel, ein Schrei und ab geht der räudige Rotzrock. Zackiges Tempo, im Akkord schrubbende Gitarrenriffs, dazu der leicht kratzige Gesang des Captains. Das schnieke Gitarrensolo gibt es als Sahnehäubchen - oder vielmehr als Bierschaumkrone - obendrauf.

Fast alle Songs des Albums sind nach diesem Rezept gebraut. Wer glaubt, die Bloodlights würden den Rock'n'Roll neu erfinden, der fragt auf einer Grillparty wohl auch nach den neusten Mode-Cocktails. Hier gibt es nur soliden Rock mit punkigem Anschlag, so bodenständig und schnörkellos wie eine Dose Billigbier.

Damit der straighte Ansatz nicht ins Monotone führt, variiert die Band bei jedem Song ein wenig. Oder: So viel wie nötig. Die Single "Arms Around It" lässt den Bass hüpfen, in "I Got Mine" swingt und kreischt eine weibliche Gastsängerin mit (allem Anschein nach Inger Anne Hellgren von der norwegischen Punkband Cables), und beim stoisch vor sich hin stotternden "Sure Shot" ist es unmöglich, nicht mit dem Kopf zu nicken. Der Titeltrack "Stand Or Die" glänzt mit einer Extraportion Doublebass in bester Motörhead-Manier.

Allfälligen Nörglern, die das alles für zu simpel halten, schmettert Captain Poon in "Time To Kill" eine gehässige "Fuck you, fuck you"-Salve um die Ohren. Gerade in den Refrains beweist der Mann dagegen ein Händchen für eingängige Gesangslinien. Schon beim ersten Hören macht sich der Drang bemerkbar, lauthals mitzugrölen.

Wirklich aus dem Rahmen fällt einzig "Blackouts And Landmines": Die Band nimmt den Stiefel vom Gaspedal, was dem Albumfluss auch gut tut. Der Rausschmeißer "Dive Into The Void" überrascht dann nochmals mit eher dezenter Gitarre und generell relaxter Haltung, als wolle er sich als Sommerhit empfehlen. Die Grenze zur Käsigkeit übertänzeln die Bloodlights dennoch nicht.

Auch nach zig Durchgängen lässt sich unter den zehn Songs keine Pflaume entdecken. So simpel und frisch kann Rock-Mucke klingen. Da darf auch zugreifen, wer mit Gluecifer nie etwas am Hut hatte - sorry, Captain.

Trackliste

  1. 1. Roll With Me
  2. 2. Arms Around It
  3. 3. Shit For Gold
  4. 4. Sure Shot
  5. 5. 10 Times
  6. 6. Blackouts And Landmines
  7. 7. Stand Or Die
  8. 8. Time To Kill
  9. 9. I Got Mine
  10. 10. Dive Into The Void

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