Porträt

laut.de-Biographie

Modest Mouse

Der Sänger und Gitarrist Isaac Brock gründet 1993 mit drei bescheidenen Jungs aus Issaquah, Washington, Modest Mouse. Der Bandname ist angeblich von einem Buch inspiriert, das Mitglieder der unteren Mittelklasse als "modest, mouse-like people" bezeichnete. John Wickart, Bass und Jeremiah Green, der für sein präzises und prägnantes Schlagzeugspiel bekannt ist, treffen in einer Videothek auf Brock. Der plant, eine Band zu gründen. Später stößt für kurze Zeit der zweite Gitarrist Dann Gallucci zur Gruppe, der aber bald zu den Murder City Devils wechselt.

Modest Mouse: Drummer Jeremiah Green ist tot
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MM vergleichen sich schon damals mit keiner anderen Band und hassen es, ihre Musik zu klassifizieren. Will man es doch versuchen, so landet man irgendwo zwischen den Pixies, Meat Muppets und den frühen Pavement. Die avant-art Punks nehmen nach vielen in Mamis und Papis Kellern eingespielten Demos 1994 in Calvin Johnsons Dub Narcotic Studios ihre Debüt-Single auf. Damals auf dem Johnson's K Records Label, bei dem sie aber nicht lange bleiben.

1996 spielen sie auf Up Records gleich zwei Alben "This Is A Long Drive For Someone With Nothing To Think About" und "Interstate 8" mit ihrem dissonanten, auf den ersten Blick konfusen Sound ein. Inzwischen ist Basser Eric Judy für Wickart eingesprungen. Die Feinde kommerzieller Musik beschließen schon 1997, ihr nächstes Album "The Fruit That Ate Itself" wieder mit dem K Records Label zu rocken.

Im selben Jahr gelingt Modest Mouse mit "The Lonesome Crowded West" der Durchbruch, und die großen Labels stürzen sich auf sie. Dabei wollen sie nach eigenen Aussagen einfach nur Musik machen, ohne sich darum zu kümmern, ob sie jemandem gefällt oder nicht. Doch dank des Erfolgs beginnt ein wahrer Kampf um die Band. Die unterschreibt schließlich einen Vertrag bei Sony.

Up Label bringt 2000 eine B-Seiten Platte "Building Nothing Out Of Something" auf den Markt, die wenig später vom neuen Album "The Moon & Antarctica" Konkurrenz bekommt. Ein Jahr später wird schon "Everywhere And His Nasty Parlor Tricks" veröffentlicht. Daraufhin kontert das von der Band schon fast vergessene Label K und presst die ersten 1994 aufgenommenen MM-Songs in voller Länge auf CD, um sie unter die Fans zu bringen.

Bis 2004 beschäftigen sich die Musiker, die mindestens sechs Monate im Jahr aus Spaß und nicht nur zu Promotionzwecken auf Tour sind, hauptsächlich mit ihren Nebenprojekten. Brock, der für seine außergewöhnlich heiser klingende Stimme bekannt ist, bringt mit Ugly Casanova 2002 "Sharpen Your Teeth" raus.

Erst 2004 kommen Modest Mouse mit "Good News For People Who Love Bad News" zurück. Der Verlust von Drummer Jeremiah Green, der durch Benjamin Weikel ersetzt wird, und auch Neuzugang Dan Gallucci (Gitarre) beeinflussen das neue Album stark. Der Sound geht wieder mehr in die ursprüngliche Richtung von Modest Mouse.

Außerdem wirkt die Dirty Dozen Brass Band an der Platte mit, Flaming Lips-Frontman Wayne Coyne remixt den Song "The Good Times Are Killing Me". MM verzichten bewusst auf viele Effekte und arbeiten mit bewährten Rockinstrumenten. Fans begrüßen das neue Line-Up und die Schlichtheit der CD. MTV nominiert die Band 2004 gleich für drei Kategorien bei den Music Awards. Das Video der Single "Float On" wird für "Best Special Effects In A Video"," Breakthrough Video" und "MTV 2 Awards" vorgeschlagen.

Modest Mouse - The Golden Casket
Modest Mouse The Golden Casket
Wie ein Happy End für Isaac Brock.
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Drei Jahre später melden sich MM mit "We Were Dead Before The Ship Even Sank" zurück. Dieses Mal ist der frühere The Smiths-Gitarrist Johnny Marr als Gitarrist und Co-Autor an den Aufnahmen beteiligt und wird neues festes Mitglied der Band. Das Album besticht mit seiner Mischung aus Disco-Krachern und gefühlvollen Folk-Balladen.

Während der Australien-Tour 2007 lernt die Band den Schauspieler Heath Ledger kennen. Der plant daraufhin ein Musikvideo für Modest Mouse zu produzieren, das aber nach dem Tod Ledgers im Januar 2008 unvollendet bleibt. Nach der Nordamerika-Tour verlässt Johnny Marr die Band wieder und wechselt zu The Cribs. Ihn ersetzt Jim Fairchild.

Zwischen 2010 und 2014 wird ausgiebig getourt und es gehen wieder einige Wechsel in der Besetzung über die Bühne. Gründungsmitglied und Bassist Eric Judy und Trommler Joe Plummer verlassen die Band und werden durch Russell Higbee und Davey Brozowski ersetzt. Zusätzlich werden die Multiinstrumentalistin und Sängerin Lisa Molinaro und Schlagzeuger Ben Massarella aufgenommen.

Im Juni 2012 veröffentlicht Pitchfork.tv eine Doku über das Album "The Lonesome Crowded West" von 1997 mit Live- und Studioaufnahmen. Acht Jahre nach "We Were Dead Before The Ship Even Sank" erscheint das Album "Strangers To Ourselves". Brocks typisch aufgeregter Gesang bündelt Indierock-, Kabarett-, Country- und Funk-Anleihen zu einem Gesamtpaket mit charmantem Popappeal.

Modest Mouse gelingt mit "Strangers To Ourselves" ein vielschichtiger, abgedreht lebendiger Langspieler, der den Durst der Fans nach Neuem befriedigt. Zwar verspricht die Band das nächste Album werde kurz darauf folgen, tatsächlich gerät der Arbeitsprozess dann aber doch wieder länger. Erst 2021 meldet sich Modest Mouse mit der Single "We Are Between" zurück, die auf das erstaunlich optimistische Album "The Golden Casket" einstimmt. Gegenüber Variety sagt Brock über seinen positiveren Ausblick auf das Leben: "Trotz all dem Chaos und dem Bullshit, den wir uns einbrocken, ist es wunderschön hier zu sein.".

Am 28. Dezember 2022 gegen Modest Mouse bekannt, dass ihr Drummer schwer an Krebs erkrankt ist, drei Tage später stirbt Jeremiah Green im Alter von 45 Jahren.

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