laut.de-Kritik

"I Freddy Krueger your face, Michael Myers your mom."

Review von

Ich habe es an anderer Stelle bereits verlauten lassen: Für mich buhlen die Herren P um den Thron des Regenten von New York. Styles wegen seiner Street Credibility und seines, ähm, Styles und Sean aufgrund seiner mehr als sympathischen Art einen feuchten Furz auf Alles und Jeden zu geben. Ein Karrieresprung vom "Brokest Rapper You Know" zum beliebtesten Independent Künstler des Jahres - für manche Rapper wäre das ein guter Grund, den richtig dicken Macker zu markieren. Nicht so Sean Price. Der nölt einfach weiter seine Schluder-Raps und zeigt der Industrie die kalte Schulter:

"How you gonna be broke and your last name Price?
That's like, sweatin bullets and your nickname ice.
How ironic, take two pulls, pass the chronic.
Tryin' to write a rhyme that'll get me out of the projects.
Try to write a rhyme that'll make me a mill'.
But if you into takin pills I got a spot in the 'Ville.
Cause, right or wrong, I must get paid.
Damn, look at the mess I made."

"Mess You Made" liefert dafür den besten Beweis: Die säuselnde Hook will so gar nicht passen, der Beat schäkert wunderbar schrecklich mit dem Pop und Sean P macht sich selbst und Rap im Allgemeinen zum Affen. Schon diese Single allein hätte mir die Angst vor einer herben Enttäuschung nach dem grandiosen Debütalbum "Monkey Barz" genommen, aber "Mess You Made" gehen erfreulicherweise noch 15 weitere Großtaten voran.

"Like You" eröffnet die Veranstaltung auf lockerem Reggae-Beat und zeigt gleich mal wie unterhaltend simpler Rap sein kann: "Wu-Tang Clan ain't nuthin' to fuck with, Boot Camp Clik ain't nuthin' to Wu-Tang." Reimt sich gar nicht, macht aber trotzdem Spaß. Lieber Rap-Nachwuchs, fresst euch ein paar Pfunde an und legt euch die Nonchalance von Sean Price zu, dann klappt es auch mit dem Musikredakteur.

Noch mehr als auf "Monkey Barz" vertraut P bei "Jesus Price Supastar" (Wie geil kann eigentlich ein Album-Titel sein?) auf die Beat-Schmiede aus Durham und lässt vorwiegend die Justus League-Produzenten 9th Wonder und Khrysis musizieren. 9th lässt es wie gewöhnlich ruhig angehen und mischt Samples mit klassischem BoomBap-Sound - heraus kommt nichts weniger als die perfekte Symbiose mit dem Bariton-Organ von Herrn Price. Besonders sticht "Let It Be Known" heraus, nicht zuletzt wegen des Auftritts von Little Brothers Phonte.

Khrysis hingegen zeigt sich facettenreicher und offeriert die ganze Palette seines Könnens: zurückhaltende Sample-Spielereien auf "One" und "Stop", die so gut sind, dass ich ihm bei Letzterem sogar die Dilla-Biterei verzeihe. Auf der anderen Seite untermalen bedrohliche Streicher "King Kong" und verleiten Sean P dazu, den werten Kollegen ein wenig Angst einzujagen: "I Freddy Krueger your face, Michael Myers your mom." Schluck. Bei mir wirkt es zumindest.

Und auch die Beiträge von den weitaus weniger bekannten Beatbastlern halten den Level. 10 For the Triad feiert gemeinsam mit Sadat X und Buckshot frech funky Sean P als "Da God", Illmind lässt voll gestopft mit Orchester, Voice-Sample und antreibendem Beat die Puppen tanzen ("Cardiac") und Mo$$ spielt auf "Oops Upside Your Head" den Soundtrack für den nächsten Gangster-Flick. Dass die Auftritte der Kollegen von der Boot Camp Clik (Buckshot und Steele) den Standard vom herausragenden Protagonisten halten, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

"Jesus Price Supastar" erreicht zwar nicht ganz die Kohärenz und Klasse von "Monkey Barz", hat aber auch nicht das Überraschungsmoment im Rücken, wie das Debüt aus dem Jahre 2005. Nichtsdestoweniger bringt die Platte große Unterhaltung von einer wahren Rap-Institution. Bleibt nur zu hoffen, dass es Herr P nicht ernst mit seiner Ansage "Sean is a rapper but rappin is lame. I quit!" meint.

Trackliste

  1. 1. Intro (Jesus Price)
  2. 2. Like You
  3. 3. P-Body
  4. 4. Cardiac
  5. 5. Stop
  6. 6. Violent
  7. 7. God
  8. 8. Oops Upside Your Head
  9. 9. Church
  10. 10. King Kong
  11. 11. One
  12. 12. You Already Know
  13. 13. Directors Cut
  14. 14. Let It Be Known
  15. 15. Hearing Aid
  16. 16. Mess You Made

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8 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Naja, ob das stimmt, möchte ich noch bezweifeln. Doch fakt ist, dass Sean Price mit Saigon und Papoose richtige Chancen haben, den New Yorker Hip Hop Tron wieder auf Hochglanz zu bringen. (abgesehen von Veteranen wie Ghostface Killah und AZ). Jedenfalls ist Sean Price mit seinem Album 'Jesus Price Supastar' diesem Ziel ein großes Stück nach vorne gekommen: Fein gesampelte Beats, tolle Textebene und vorallem das für ihn typisch, charakterisierende New Yorker Street rapping bringen dieses Album nach ganz weit vorne. Schade nur, dass es, so wie es scheint, hier im Forum nicht so große Aufmerksamkeit erreicht wie andere Platten...

    Keep it real, keep it gangsta!!!

  • Vor 17 Jahren

    Das neue Album von Pee ists eine absolute Bombe, leider aber von der breiten Masse nicht beachtet und genau dass ist leider sehr schade, denn hier haben wir eines der besten Rapalben der letzten Jahre aus New York.

    Edit: Is kein Unfug, nenn mir bitte ein Bombenalbum aus N.Y. der letzten 2 Jahre!

  • Vor 17 Jahren

    red keinen unfug - ein gutes album, nicht mehr und nicht weniger