Zwei Jahre nach der Premiere auf dem Sundance Festival kommt "Anvil! Die Geschichte Einer Freundschaft" Anfang März in die deutschen Kinos.
Frankfurt (edy) - Ein Film über eine Band. Ein Film über eine Freundschaft. Ein Film über ein Versprechen, einen Traum, über unendliche Hingabe, Ignoranz, Selbstaufopferung und eine Blauäugigkeit, wie man sie nur noch selten findet. All das ist Sacha Gervasis Film "Anvil! Die Geschichte Einer Freundschaft" – und noch viel mehr!
"Die witzigste und beste Band-Doku aller Zeiten", schreibt die Maxim. Welchen Film haben die gesehen? Klar, es gibt ein paar lustige Momente. Ok, man erfährt tatsächlich einiges über die seit mehr als 30 Jahren existierende Band Anvil. Doch letztendlich ist "Anvil! Die Geschichte Einer Freundschaft" ein melancholischer, fast schon tragischer Film über zwei Freunde, die mit 14 einen Traum hatten und diesen auch nach 30 Jahren noch mit einer Sturheit verfolgen, die man genauso bewundern wie bedauern muss.
Wohl kein Musiker im Rock'n'Roll-Zirkus und vor allem im Metal hat das Alter von 15 Jahren mental je verlassen. Innen drin sind wir alle noch kleine Kids, wollen auf der Bühne Rockstar spielen, von Fans angehimmelt werden und rund um den Globus touren. Anvil haben all das getan, mit einigen der größten Bands gespielt, viele davon mit ihren Sound sogar beeinflusst – und sind letztendlich doch immer nur die Loser geblieben. Wer sonst als Motörheads Lemmy könnte den ganzen Inhalt in zwei Sätzen auf den Punkt bringen? "Es kommt nur darauf an, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Anvil waren das nie".
Im S/M-Geschirr auf der Bühne
Das erscheint schier unglaublich, zumal die Band wirklich alles hatte und hat, um richtig groß zu werden. Die technischen Fähigkeiten, starke Songs, jede Menge Energie und einen so sympathischen wie durchgeknallten Fronter, der früher im S/M-Geschirr auf der Bühne rumsprang und seine Gitarre mit einem Dildo bearbeitet. Musiker wie Tom Araya (Slayer), Scott Ian (Anthrax), Slash (Velvet Revolver) und Lars Ulrich (Metallica) sprechen in höchsten Tönen von der Band und erweisen ihr einen Respekt, der sich dank mieser Manager und Labels nie in irgendeiner Art und Weise ausgezahlt hat.
Teile der Doku machen deutlich, wie nah eine Satire wie "This Is Spinal Tap" tatsächlich an der Realität ist und wie wenig sich im Musikgeschäft eigentlich verändert hat. Wenn die Band auf Europatour von miesen Clubbesitzern abgezockt wird, man den Zug zum nächsten Auftrittsort verpasst, sich die Managerin als engagiert, aber doch als organisatorische Niete entpuppt - all das kennt man schon von Spinal Tap. Dass Anvils Drummer Robb Reiner heißt, Lips seinen Verstärker bei den Aufnahmen zu "This Is Thirteen" auf 11 dreht und man schließlich vor Stonehenge landet, passt da nur zu gut ins Bild.
Durchbruch nach 30 Jahren?
Doch wie der Titel des Films schon sagt, geht es eigentlich nur vordergründig um die Band. Vielmehr steht die bedingungslose Freundschaft zwischen Steve 'Lips' Kudlow und Robb Reiner im Mittelpunkt, die sich immer wieder in einigen Streitereien verhakt, letztendlich aber in unerschütterlicher Einigkeit unter Tränen offenbart. Allen Widrigkeiten zum Trotz halten die beiden am Traum vom großen Durchbruch auch nach 30 Jahren fest und glauben dermaßen fest an sich und die Band, dass man immer wieder zwischen Bedauern und Respekt hin und her schwankt.
Regisseur Sacha Gervasi, der Anfang der 80er als Roadie mit der Band unterwegs war, später als Drummer von Bush an deren größten Hits mitarbeitete, um schließlich als Drehbuchautor von "The Terminal" (von Steven Spielberg mit Tom Hanks verfilmt) in Hollywood Fuß zu fassen, hat Anvil von 2005 bis 2007 mit der Kamera und seinem Team begleitet. Genau wie Lips und Rob glaubt er an die Band und hat die Doku zunächst aus eigener Tasche finanziert. Wäre es ein Hollywood-Film, müsste man wohl von einer Loser-Ballade sprechen, denn wenn man eines nach dem Film mit Sicherheit weiß, dann, dass kein Schwanz so hart wie das Leben sein kann.
"Anvil! Die Geschichte Einer Freundschaft" spiegelt die Realität. Echte Bands bleiben am Ball, auch wenn der große Erfolg ausbleibt, so lange die Liebe zur Musik stark genug ist. Ob man tatsächlich den Traum vom großen Durchbruch unabdingbar verfolgen und anstreben muss, sei dahin gestellt. Doch zumindest hat sich nach der Premiere beim Sundance Festival 2008 einiges zum Positiven gewendet: Anvil haben einen guten Manager und auch in Sachen Label steht die Band endlich da, wo sie schon seit Jahren hingehört.
Und das Gefühl, mit dem man schließlich das Kino verlässt, ist bestimmt nicht Mitleid - sondern Respekt!
15 Kommentare
sehr spannende sache. der film scheint pflicht zu sein.
mir war gar nicht klar, dass die anvils solche underdogs sind. ich dachte immer, die hätten auch einen pionier-legenden status wie zb exodus.
aber die ersten drei scheiben der kanadier (Hard 'n' Heavy; Metal on Metal;
Forged in Fire) sind absolut prähistorische sahne. (mehr kenne ich leider nicht).
old school thrash is ja nich so mein ding
Als Old School Thrash kann man deren Sound auch kaum bezeichnen. Die haben einfach die ersten Thrash Bands beeinflusst. Musik gibt es in dem Streifen gar nicht so viel zu hören.
Werd mir den auf jeden Fall ansehen
bin dabei \m/
hört sich interessant an, den film muss ich sehen?