laut.de-Biographie
30 Seconds To Mars
Keanu Reeves, David Hasselhoff, Jared Leto. Was diese drei Herren in ein und demselben Satz vereint? Alle sind Schauspieler und alle mach(t)en nebenher mehr oder weniger erfolgreich Musik - oder so etwas ähnliches. Das war es dann aber schon mit den Gemeinsamkeiten.
Während Waschbärbauch Hasselhoff eher dem Schlager verfallen ist, treibt es den hübschen Jared Leto - bekannt aus "Fight Club", "Requiem For A Dream", "American Psycho" - in den Alternative-Rock und damit zu fetten Gitarren und nicht weniger dickem Lidstrich unter den Augen. Wie Reeves macht auch Leto schon länger Musik, als er schauspielert.
Seine Band heißt 30 Seconds To Mars. Leto selbst sorgt für das Songmaterial, spielt Gitarre und singt. Bruder Shannon Leto sitzt an den Drums, Bassist Matt Wachter und Tomo Milicevic (Gitarre, Keyboards) komplettieren die Besetzung. Milicevic ist bereits der dritte Gitarrist. Seine Vorgänger Solon Bixler und Kevin Drake suchten wegen des Tourstresses das Weite.
2002 veröffentlicht die Gruppe ihr selbstbetiteltes Debütalbum. Produzent Bob Ezrin, der auch schon für Pink Floyd hinter den Reglern saß, verpasst der Gruppe ein spaciges, überbordendes Soundgewand. Angesichts der Bekanntheit Letos ist das Album schwerlich als kommerzieller Erfolg zu bezeichnen, 100.000 verkaufte Einheiten in den Vereinigten Staaten sind aber auch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.
Innerhalb der nächsten drei Jahre entsteht der Nachfolger "A Beautiful Lie". Die Songs entstehen da, wo sich Leto eben gerade befindet, und man nimmt auf, wenn es seine Schauspielkarriere zulässt.
Fünf Monate vor der Veröffentlichung finden die Aufnahmen ihren Weg in die Online-Tauschbörsen. Als Reaktion packt das Quartett einfach noch zwei Bonus-Tracks drauf, darunter das Björk-Cover "Hunter". Das Album erscheint im Herbst 2005. Schon beim ersten Hören verwundert es nicht, dass Produzent Josh Abraham auch mit Velvet Revolver und Linkin Park gearbeitet hat.
Nach fünf Jahren entschließt sich Bassist Matt 2007 dazu, der Familie den Vorrang zu geben, und verlässt die Band. Ihn ersetzt Tim Kelleher. Kurz zuvor bricht sich Leto während eines Konzertes in El Paso beim Crowd-Surfen die Nase und zieht sich noch andere Verletzungen zu. Er bricht die Show aber nicht ab, sondern spricht hinterher von einem perfekten Konzert. Im März bringt EMI "A Beautiful Lie" erneut auf den Markt.
Insgesamt absolviert die Band im Zuge des Albums um die 500 Shows und spielt große Festivals wie Lollapalooza oder Pinkpop. Zwei Jahre später erscheint im November der langersehnte Nachfolger "This Is War" - Flood (u.a. U2) und Steve Lillywhite (Rolling Stones) stehen hinter den Reglern. 2011 bekommt der Drittling Platin.
Für die Scheibe sind 2000 verschiedene Cover angedacht, die aus Fanfotos gebastelt werden. Die Fancommunity The Echolon wird zuvor im Frühjahr ins Studio nach Los Angeles geladen: 2.000 Fans verewigen sich mit Chorgesang und anderen Geräuschen auf der Platte. In acht weiteren Ländern (darunter Deutschland, Frankreich, Australien und Mexiko) werden die Sessions ebenfalls abgehalten.
Im November 2010 sorgen 30 Seconds To Mars mit ihrem Clip zur Single "Hurricane" für Aufsehen. Mehrere große US-Sender strichen das Video mit Verweis auf die expliziten Gewalt- und Sexszenen aus ihrem Programm. Jared Leto spricht dagegen von "eine(r) Meditation über die Gewalt von Sex und den Sex der Gewalt". Dennoch fasst er den Entschluss, das Video mit gewissen Nachbesserungen zurück auf die Fernsehbildschirme zu bringen.
Sogar Weltrekordhalter dürfen sie sich nennen: Im Guinessbuch der Rekorde sind sie als die Band verzeichnet, die "Die meisten Auftritte innerhalb eines Album-Zirkels" absolviert hat. Zwei Jahre sind sie für "This Is War" on the road, am 7.12.2011 entern sie zum 300. Mal die Bühnenbretter während einer Tour. "Es waren zwei unglaubliche und wahnsinnige Jahre", sagt auch Jared Leto dazu.
Und der Beau hat Bock auf mehr: Das Jahr 2012 verbringen 30 Seconds To Mars damit, neue Songs zu schreiben und aufzunehmen. Mit einem echten PR-Coup kommt im März 2013 "Up In The Air" vom Album "Love Lust Faith + Dreams" daher: Die erste Kopie der Single wird, passend zum Titel, an Bord einer Rakete zur internationalen Weltraumstation ISS geschossen. Ziemlich abgespacte Idee. Damit nicht genug, feiert der Song am 18. März nicht irgendwo, sondern auf der offiziellen Nasa-Website ... ähm, ja, Welt-Premiere. Danach dauert es über vier Jahre, bevor im August 2017 mit "Walk On Water" ein neuer Song erscheint.
Ob die Band nun wegen des Gesichts eines Hollywood-Beaus oder wegen inspirierten Spacerocksongs gefeiert wird, sei dahingestellt. Dennoch beweisen zahlreiche Auszeichnungen, eine überaus treue Fanschar und großer kommerzieller Erfolg, dass das Trio eine der erfolgreichsten Rockcombos des jungen 21. Jahrhunderts ist.
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