Details

Mit:
Datum: 16. März 2010
Location: Docks
Spielbudenplatz 19
20359 Hamburg
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Dafür hat Gott Gitarre, Bass und Mikroständer geschaffen – mit Betonung auf Ständer.

Review von Giuliano Benassi

In Dr. Dres Dreiergespann aus Snoop Dogg, Eminem und 50 Cent mag letzterer die dicksten Muckis haben. Dass er vergleichsweise das schlechteste Organ besitzt, ist für einen Musiker weitaus schwerwiegender. Dennoch hatte sich im Club an der Reeperbahn ein überraschend buntes und zahlreiches Publikum eingefunden, um dem Geschäftsmann aus der Bronx zu lauschen. Wobei die Hip Hop-Fraktion überraschenderweise unterbesetzt war. Es dominierten die mittleren Jahrgänge bis hin zu einem ergrauten 60-Jährigen, der mit seinem Zöpfchen eher auf ein Uriah Heep-Konzert gepasst hätte.

Die Altrocker hätten sich auch sicherlich zu einer passenderen Uhrzeit auf der Bühne gestellt als Fiddy, der mit zwei Vizegängstas schon um viertel vor acht seine Vokalakrobatik startete. Warum er dabei ständig den rechten Arm vom Hitlergruß zu seinen Eiern und wieder zurück schwenkte, ist eines jener Mysterien, die nicht wirklich einer Aufklärung bedürfen. Offenbar machte es ihm Spaß, auch wenn es eher nach grobmotorischen Bewegungsschwierigkeiten als nach einer gelungenen Bühnenshow aussah. Deshalb hat Gott schließlich Gitarre, Bass und Mikroständer – mit Betonung auf Ständer – geschaffen. Wohin auch sonst mit der unnützen Hand, die man nicht zum Singen braucht?

"Yo, war das 'In Da Club'?", kam die Frage nach den ersten paar Stücken. "Keine Ahnung, Alter. Hört sich alles gleich an", lautete die Antwort. Die trotz des breiigen Sound nicht ganz gerecht war, denn die Jungs gaben sich tatsächlich Mühe, angefangen bei den Vizegänstas, die den vokalen Wumms mitbrachten, der dem Obergängsta fehlte.

Der unterschied sich optisch durch fetten Glitzerschmuck und einer ständig erneuerten Garderobe. Dabei muss Fiddy mit ungefähr so vielen Koffern durch die Gegend reisen wie einst Dandy Brian Ferry. Und einen ständigen Nachschub organisiert haben, denn viele Kleidungsstücke landeten im Publikum. Auch eine Art und Weise, die weniger erfolgreichen Artikel aus der eigenen Kollektion unters Volk zu bringen. Das sich über die Gaben freute, ansonsten aber eher wenig beeindruckt herumstand.

Neben dem DJ mühten sich gelegentlich ein Gitarrist samt Schlagzeuger und Bassist ab, besonders bei einer seichten, an "Easy Like Sunday Morning" angelehnten R'n'B-Nummer, die einer der Vizegängstas bei einem Shirtwechsel des Chefs den Ladies vortrug. Ansonsten war von den Lyrics außer "Nigga" und "Mothafucka" nicht zu nicht viel zu verstehen.

Unter die bekannten Stücke wie "Candy Shop" und "P.I.M.P" mischten sich mehrere Fremdeinlagen: Huldigungen an Kumpel Snoop etwa, "Is This Love" von Bob Marley und gar Milows Ohrwurm "Ayo Technology". Als Zugabe kam schließlich auch noch unverkennbar "In Da Club".

Um halb zehn war der Auftritt bereits vorbei. Wollten die Gängstas vor ihrem frühen Schönheitsschlaf noch ein bisschen den Kiez unsicher machen? Dafür hatten sie sich den falschen Abend ausgesucht, denn außer ein paar Punks, die mit ausgestreckter Hand dem eisigen Wind trotzten, war am Sonntag Abend auf der Reeperbahn tote Hose.

Die paar Kondenstropfen, die sich auf den Scheiben des Clubs gesammelt hatten, waren jedenfalls ebenso schnell zerronnen wie die Erinnerungen an diesen nicht wirklich überzeugenden Auftritt.

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Artistinfo

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