Anna Von Hausswolffs Nachfolger zu ihrer "Ceremony" erschien am 13. November 2015. Dem Tag, an dem der Terror mit den Anschlägen auf Paris endgültig auch in Europa ankam. In der Folge stürzt sich Frankreich Hals über Kopf in den Krieg gegen den IS.
der album-opener haut mich schon ziemlich vom stuhl. dann schau ich mir bei google ein paar bilder von mir an. instant falling in love. http://www.dn.se/Images/2012/03/22/anna_vo…
So froh, das die Frau von Hausswolff hier besprochen wird. Ich weiß noch nicht. Die Soundwand erdrückt mich ein wenig. Das, was die Band hier vor allem spielerisch leistet und Frau Hausswolff gesanglich, ist aber wieder einmal sehr gut. Hier eine wilde Improvisation, dann mal eine sanfte Gitarre. Ceremony gefällt mir aber bisher besser, da es sich nicht so in diese Schwere verliert und insgesamt etwas luftiger und eingängiger klingt. Hätte ich vielleicht Funeral Pop genannt und ist immer noch (neben Soap and Skin) einer der hervorragendsten Künstlerinnenalben der letzten Jahre.
"post-gothic" passt gut. das ist um so viele welten besser als der gängige kram aus der (meist überforderten deutschen) szene. sollte sich jeder dunkelheimer gönnen. ein kniefall vor der hauswölfin!
Würde von Hausswolff, auch wegen der Verwandtschaft zum Minimal-Music/Drone- Künstler Carl Michael von Hausswolff eher zum Avantgardebereich zurechnen, denn zum Gothic. Obwohl letzteres auch eine gewisse Komponente in ihrem Sound einnimmt. Es ist aber neben anderen Aspekten wie Art Rock, Noiserock und auch skandinavischen Pop ein Teil ihres recht individuellen Stilmixes.
verstehe, was du meinst...aber mein goth-begriff ist da auch sehr weit und schließt avantgarde mit ein. ohne musikalisch vergleichbar zu sein, ist sowas doch sicher auch was für avantgarde-goth-freunde von current93/david tibet/michael cashmore/nature&organisation etc
kurz, prägnant und unter dem strich erfrischend ehrlich. wie hier soviel Gehalt und schlafwandlerische Sicherheit im umgang mit der zu beurteilenden Musik (auch zwischen den zeilen) in nur 18 Buchstaben und einem Punkt zusammengefasst wird ist beeindruckend. was besonders hervorsticht: die gar feierliche pause nach "fantastisches", die den erwartungsvollen Leser kurz innehalten lässt, um dann um so mehr das bei ihm erzeugte Hochgefühl sanft und sukzessive runtergleiten lässt, um ihm noch einmal vor Augen zu halten um was es hier geht. um ein album. ja, es geht um Musik in ihrer reinsten, puristischen form. ein genialer Schachzug, der einem noch lange nach dem lesen dieser review im Gedächtnis bleibt. auch unterschwellige Sozialkritik ist enthalten, sind wir nicht alle manchmal von einer art "Fanatismus" befallen? auch das regt zum nachdenken an und rundet diese exzellente Kritik ab. mir missfällt trotzallem, das statt eines Ausrufezeichens (welches ein fulminanter Schlussakkord dieses literarischen Festessens wäre) nur ein Punkt gesetzt wurde. jetzt kann man sicher darüber streiten, ob ein schnörkeloser Punkt in seiner Einfachheit genau der richtige Abschluss eines solchen Textes ist, um zu zeigen, dass man auch in Hochzeiten Demut zeigen sollte. so wird die Wertung schon fast zur nebensache. ich vergebe eine 4/5, da ich denke, dass trotz aller Lobpreisungen hier das ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist und noch mehr dringewesen wäre
Nach einem grandiosen Debut ist oft die Sorge groß, der Künstler könne beim Nachfolger nicht mehr an die enorme Leichtigkeit und spielerische Brillianz des gefeierten Vorgängers anknüpfen. Derlei Ängste sind hier jedoch vollkommen unbegründet.
Schon der vibrierende Anfang ist zum Zungeschnalzen: Ohne Umschweife befindet sich der Leser durch direkte Ansprache sofort im Geschehen. Die philosphisch angehauchte Frage nach der Zeit ist ein zentraler Bestandteil, der sich als roter Faden durch das Werk zieht. Zeit ist relativ, das ist die entscheidente Kernaussage und grundgedanke dieses ersten Satzmonuments. Der Leser betritt eine Welt voll klug gestellter Fragen und deren Hintergründe. Wird es Lösungsansätze geben?
Der Autor arbeitet geschickt mit Kommasetzung und stellt den Leser vor einen Gewissenskonflikt, ohne eine eindeutige Position zu beziehen. Er zögert, wirft ein vieldeutiges "oder" in den Raum und erzeugt so eine dichte Atmosphäre. Das hohe Tempo und die Intensität werden in der Folge noch zusätzlich gesteigert. Dem gebannten Leser wird keine Sekunde des Verweilens gegönnt, da stakkatoartig Wortsalven treffsicher die atemlose Spannung befeuern und den Puls in die Höhe treiben. Es werden episodenhaft Themen unsere Wohlstandsgesellschaft angesprochen und gleichzeitig hinterfragt. Arbeitslosigkeit, keine Perspektiven und eine allgemeine Frustration sind Felder, an denen wir alle - trotz allem technischen Fortschritts - arbeiten müssen, um das Miteinander zu stärken. So wirbt der Verfasser subtil für mehr Menschlichkeit. Denn die Gefahren sind der stete Begleiter und ohne Einsatz endet alles im Nichts, wie auch der Autor diesen Text mit diesen Fragen offen enden lässt und somit Raum für Spekulation, Sinnieren und Gedanken schafft. Ein wirklich beeindruckendes Zweitwerk, dessen Inszenierung sich sowohl rasant als auch tiefsinnig gestaltet. Unter dem Strich klare 5/5.
Anna von Hausswolff hat sonst im letzten Jahr auch noch unter dem Namen "Hydras Dream" ein sehr feines Album rausgebracht ("The Little Match Girl"). Sehr düster, sehr schwer, aber auch sehr verspielt. Gefällt mir noch immer extrem gut.
Mir ist da zuviel (eher langweiliges) "Geräusch" auf dem Album. Passiert irgendwie nix. Aber für eine Beerdigung ist das Album sicherlich ein passender Soundtrack.
nachdem ich die letzten 12 tage quasi nichts anderes mehr angehört habe als diesen monumentale kunstwerk musste ich mir auch ein paar andere ihrer lieder bei youtube geben.
Anna Von Hausswolffs Nachfolger zu ihrer "Ceremony" erschien am 13. November 2015. Dem Tag, an dem der Terror mit den Anschlägen auf Paris endgültig auch in Europa ankam. In der Folge stürzt sich Frankreich Hals über Kopf in den Krieg gegen den IS.
Was will man in einer so finsteren Zeit, in der …
der album-opener haut mich schon ziemlich vom stuhl.
dann schau ich mir bei google ein paar bilder von mir an.
instant falling in love. http://www.dn.se/Images/2012/03/22/anna_vo…
offensichtlich schwöööre kost. potenzial riesig.
Geile Scheibe.
bei mir der erste eindruck auch sehr gut.
So froh, das die Frau von Hausswolff hier besprochen wird. Ich weiß noch nicht. Die Soundwand erdrückt mich ein wenig. Das, was die Band hier vor allem spielerisch leistet und Frau Hausswolff gesanglich, ist aber wieder einmal sehr gut. Hier eine wilde Improvisation, dann mal eine sanfte Gitarre. Ceremony gefällt mir aber bisher besser, da es sich nicht so in diese Schwere verliert und insgesamt etwas luftiger und eingängiger klingt. Hätte ich vielleicht Funeral Pop genannt und ist immer noch (neben Soap and Skin) einer der hervorragendsten Künstlerinnenalben der letzten Jahre.
"post-gothic" passt gut. das ist um so viele welten besser als der gängige kram aus der (meist überforderten deutschen) szene. sollte sich jeder dunkelheimer gönnen. ein kniefall vor der hauswölfin!
Würde von Hausswolff, auch wegen der Verwandtschaft zum Minimal-Music/Drone- Künstler Carl Michael von Hausswolff eher zum Avantgardebereich zurechnen, denn zum Gothic. Obwohl letzteres auch eine gewisse Komponente in ihrem Sound einnimmt. Es ist aber neben anderen Aspekten wie Art Rock, Noiserock und auch skandinavischen Pop ein Teil ihres recht individuellen Stilmixes.
verstehe, was du meinst...aber mein goth-begriff ist da auch sehr weit und schließt avantgarde mit ein. ohne musikalisch vergleichbar zu sein, ist sowas doch sicher auch was für avantgarde-goth-freunde von current93/david tibet/michael cashmore/nature&organisation etc
Fantastisches Album. 5/5.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
kurz, prägnant und unter dem strich erfrischend ehrlich. wie hier soviel Gehalt und schlafwandlerische Sicherheit im umgang mit der zu beurteilenden Musik (auch zwischen den zeilen) in nur 18 Buchstaben und einem Punkt zusammengefasst wird ist beeindruckend. was besonders hervorsticht: die gar feierliche pause nach "fantastisches", die den erwartungsvollen Leser kurz innehalten lässt, um dann um so mehr das bei ihm erzeugte Hochgefühl sanft und sukzessive runtergleiten lässt, um ihm noch einmal vor Augen zu halten um was es hier geht. um ein album. ja, es geht um Musik in ihrer reinsten, puristischen form. ein genialer Schachzug, der einem noch lange nach dem lesen dieser review im Gedächtnis bleibt. auch unterschwellige Sozialkritik ist enthalten, sind wir nicht alle manchmal von einer art "Fanatismus" befallen? auch das regt zum nachdenken an und rundet diese exzellente Kritik ab. mir missfällt trotzallem, das statt eines Ausrufezeichens (welches ein fulminanter Schlussakkord dieses literarischen Festessens wäre) nur ein Punkt gesetzt wurde. jetzt kann man sicher darüber streiten, ob ein schnörkeloser Punkt in seiner Einfachheit genau der richtige Abschluss eines solchen Textes ist, um zu zeigen, dass man auch in Hochzeiten Demut zeigen sollte. so wird die Wertung schon fast zur nebensache. ich vergebe eine 4/5, da ich denke, dass trotz aller Lobpreisungen hier das ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist und noch mehr dringewesen wäre
Du hast Zeit zuviel, oder? Arbeitslos? Frustriert? Kein Leben?
Nach einem grandiosen Debut ist oft die Sorge groß, der Künstler könne beim Nachfolger nicht mehr an die enorme Leichtigkeit und spielerische Brillianz des gefeierten Vorgängers anknüpfen. Derlei Ängste sind hier jedoch vollkommen unbegründet.
Schon der vibrierende Anfang ist zum Zungeschnalzen: Ohne Umschweife befindet sich der Leser durch direkte Ansprache sofort im Geschehen. Die philosphisch angehauchte Frage nach der Zeit ist ein zentraler Bestandteil, der sich als roter Faden durch das Werk zieht. Zeit ist relativ, das ist die entscheidente Kernaussage und grundgedanke dieses ersten Satzmonuments. Der Leser betritt eine Welt voll klug gestellter Fragen und deren Hintergründe. Wird es Lösungsansätze geben?
Der Autor arbeitet geschickt mit Kommasetzung und stellt den Leser vor einen Gewissenskonflikt, ohne eine eindeutige Position zu beziehen. Er zögert, wirft ein vieldeutiges "oder" in den Raum und erzeugt so eine dichte Atmosphäre.
Das hohe Tempo und die Intensität werden in der Folge noch zusätzlich gesteigert. Dem gebannten Leser wird keine Sekunde des Verweilens gegönnt, da stakkatoartig Wortsalven treffsicher die atemlose Spannung befeuern und den Puls in die Höhe treiben.
Es werden episodenhaft Themen unsere Wohlstandsgesellschaft angesprochen und gleichzeitig hinterfragt.
Arbeitslosigkeit, keine Perspektiven und eine allgemeine Frustration sind Felder, an denen wir alle
- trotz allem technischen Fortschritts - arbeiten müssen, um das Miteinander zu stärken.
So wirbt der Verfasser subtil für mehr Menschlichkeit. Denn die Gefahren sind der stete Begleiter und ohne Einsatz endet alles im Nichts, wie auch der Autor diesen Text mit diesen Fragen offen enden lässt und somit Raum für Spekulation, Sinnieren und Gedanken schafft.
Ein wirklich beeindruckendes Zweitwerk, dessen Inszenierung sich sowohl rasant als auch tiefsinnig gestaltet. Unter dem Strich klare 5/5.
"Der Autor arbeitet geschickt mit Kommasetzung"
Schon allein dafür 5/5 für garret.
Anna von Hausswolff hat sonst im letzten Jahr auch noch unter dem Namen "Hydras Dream" ein sehr feines Album rausgebracht ("The Little Match Girl"). Sehr düster, sehr schwer, aber auch sehr verspielt. Gefällt mir noch immer extrem gut.
Mir ist da zuviel (eher langweiliges) "Geräusch" auf dem Album. Passiert irgendwie nix. Aber für eine Beerdigung ist das Album sicherlich ein passender Soundtrack.
Die ganze Zottelei auf dem Album gefaellt mir ueberhaupt nicht.
nachdem ich die letzten 12 tage quasi nichts anderes mehr angehört habe als diesen monumentale kunstwerk musste ich mir auch ein paar andere ihrer lieder bei youtube geben.
ein engel ist das. ein VERDAMMTER ENGEL!!!!!
https://www.youtube.com/watch?v=5tFWBw0-g1M
https://www.youtube.com/watch?v=LV-sG9UM5g4
mein signiertes vinyl-exemplar ist heute aus schweden gekommen