laut.de-Biographie
Antihelden
Deutschrap trete in die großen Fußstapfen von Public Enemy, heißt es anno 2010. Der Golden Era-Sound werde wiederbelebt. Was den hier zitierten Rezensenten so begeistert? Es ist das Debüt der beiden Ü-30er Abroo und Dra-Q.
In jenem Jahr erscheint "Kein Happy End" via NewDEF und setzt ein Ausrufezeichen gegen den Zeitgeist. Nicht umsonst nennt sich das Deutschrap-Duo Antihelden: Man versteht sich in Opposition zu Ghettoromantik, Gewaltverherrlichung und Frauenverachtung, wie sie viele andere Seiten im deutschsprachigen Rap seit langem propagieren.
Nicht die längste Knasterfahrung, die brutalste Messerstecherei oder das meiste Geld in der dicksten Alpha Industries-Jacke zählen für die Antihelden, sondern althergebrachte Werte wie fette Oldschool-Beats und gesellschaftskritische Lyrics. Damit positionieren sich Abroo, den man auch aus der Lemgoer Jägermeistergang kennen könnte, und Dra-Q alias SirQLate tatsächlich radikal gegen den Mainstream.
So augenzwinkernd die Namensgebung, so ernsthaft scheint ihnen das Anliegen, aufzurütteln, ohne weltfremd mit Plattitüden um sich zu werfen. Auf dem vom Snowgoons-Team produzierten und von Kool Savas und Olli Banjo gepriesenen Erstling rappen die beiden zum Beispiel gegen "coole Klamotten aus den Händen von Kindern aus Bangladesh" und einen wertfreien Lebensstil auf Drogen an, der irgendwann in der Nervenheilanstalt endet.
Die Antihelden tragen "immer noch" Baggys und Caps, feiern den Conscious Rap der 80er und 90er und verbauen entsprechende Samples mit Vorliebe in ihren Tracks. Zur Crew gehört im Übrigen auch DJ Access. Kurz: Es geht um die gute alte Idee von turntable-to-tha-mic-shit.
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