5. September 2011

"Die alten Regeln funktionieren nicht mehr!"

Interview geführt von

London calling to the Underground im Ausnahmezustand! Mittlerweile reckt auch der heimische Pöbel in unserer beschaulich-versifften Hauptstadt sein hässlich-destruktives Haupt. Und mittendrin in beiden Städten steht Deutschlands systemkritischer Elektropunk-Halbgott Alec Empire.Mit "Is This Hyperreal" rotzte er uns sezierend eben noch ein schwefliges Manifest vor die Füße und verhaftete sogleich die Kanzlerin und das gesamte Parlament als Hochverräter. Schon brennt Berlin tatsächlich.

Allemal ein guter Grund, unserem sendungsbewussten Robespierre mal ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Doch während die Bedenkenträger der Restauration und Dummheit ihn damals wie heute gern als "Vorposten einer neuen RAF" oder "Chaoten" diffamieren, erlebe ich den sensiblen Gerechtigkeitsfan im Gespräch gewohnt mutig, analytisch und außerordentlich selbst hinterfragend.

Mitten in diesen apokalyptischen Wochen offenbart der im Interview sehr charmante 'German Berzerk' der breiten Öffentlichkeit erstmalig seinen überbordenden Humor zwischen Galgen und Anekdote.

Moin Alec, lass uns erst mal die neue Scheibe besprechen, sonst kommen wir bestimmt aus den Riots nicht mehr raus.

Alec: Hi Ulf, klar, ist mir recht.

Es kommt einem ja fast ein wenig hellsichtig vor, was ihr da gemacht habt. Waren denn der Arab Spring und andere Umwälzungen bereits in Gange, als ihr ATR reanimiert habt?

Alec: Zuerst ging es eigentlich weniger um die Platte, als vielmehr darum, überhaupt mal wieder mit der Band etwas zu machen. Ehrlich gesagt wollten wir eigentlich letztes Jahr nur eine einzelne Show in London spielen. Ich habe das zunächst alles auch noch recht skeptisch gesehen. Man muss das wirklich im gesamten Kontext verstehen. Damals 1999 haben wir ja die letzte Show in der Brixton Academy gemacht. Da waren wir sehr ausgebrannt und haben ne halbe Stunde nur Noise gemacht. Alle Maschinen nur auf Anschlag, weißte. Das war aber keine Missachtung. Wir waren einfach nicht in der Verfassung, richtige Songs zu spielen. Eine ziemlich kontroverse Show, weil natürlich viele Fans sauer waren. aber andere fanden das dann natürlich noch härter und besser. Nichtsdestotrotz war ich deshalb der Ansicht, dass wir den Fans einfach noch ne Show schuldig waren. Und als dann mit MC Kidtronic der frische Wind kam und wir Texte und so aktualisiert haben, damit es nicht einfach nur derselbe alte Kram ist, ging bei mir ab dem Moment so ein Gedankenprozess los. Eine echte Herausforderung. So viele Bands tun sich in letzter Zeit wieder zusammen. Viele machen es als Karriereplan wegen des Geldes. Das ist ja ok. Bei mir war dieses Motiv aber nicht der Fall, weil wir ja auch mit der Alec Empire Soloband unterwegs sind.

Ach schade Alec. Es wäre gerade von dir jetzt die schönste Antwort der Welt gewesen, wenn du gesagt hättest: Leute, ich hab das jetzt wirklich nur der Knete wegen getan.

Alec: (Feixend) Hätte ich wirklich so sagen können. Nur ist es eben nicht so gewesen. Sonst hätten wir doch alles auf das alte Publikum zugeschnitten. Ich habe das aber auch falsch eingeschätzt. Auf einmal stand da eine komplett neue Generation von Leuten, die über Pendulum oder M.I.A. oder solche Bands angekommen sind. Oder diese punkigen Elektrosachen, die aus dem New Rave entstanden sind. Ich hab das echt nicht auf dem Radar gehabt, dass die uns, Atari Teenage Riot, als Vorbilder haben.

Du hattest gar nicht das eigene Ikonenfeeling?

Alec: Nee, echt jetzt. Guck mal, ich habe die letzte Platte - "Golden Foretaste" - auf 80er Analogsynthies eingespielt. Ich war schon ein bisschen sehr weit entfernt von ATR, was die Musik angeht. Und dann ging das so weiter. Eine Herausforderung, der wir uns dann auch stellen wolllten und bestehen. Warum kein Statement zur heutigen Zeit? Was ist anders als in den Neunzigern?

Was ist denn anders?

Alec: Für mich ist das jetzt schon eine neue Epoche. Seitdem die Regierung und große Konzerne anfangen, alles aufzuteilen, wie im Zoo. Facebook zB. Man will ein kontrollierbares Umfeld schaffen, wo sich jeder nur noch darin bewegt. Apple macht das auch. Der User wird zum reinen Konsumeten degradiert. Und es wird damit festgelegt, in welchem Bereich man sich aufzuhalten habe. Und dann noch die Regierung und der Staat, die nun kramphaft versuchen, im Nachhinein das Internet an die nichtvirtuelle Welt anzupassen. Eigentlich ein klassisches Cyberpunkthema, oder? Und als wir dann angefangen haben, im Dezember/Januar die Platte zu machen, waren auch schon die ersten Sachen im Gespräch. Wikileaks zB mit der Assange-Geschichte.

Dann hast du auch noch die Anfänge mit Gaddafi und Mubarak mitbekommen?

Alec: Als die Gaddafi-Sache losging, war das Album schon fast fertig. Und da hat dann zum Beispiel auf der Singleversion von "Black Flags" ein politischer Rapper namens Bruce Riley die Sachen mit Ägypten gebracht. Der hatte seine Vocals zu spät für die Albumversion eingeschickt. Da haben wir das dann für die Single aktualisiert; quasi zum Sendeschluss. Die Aktualität hat sich zwangsweise aus der zügigen Vermarktung ergeben. Schon im Mai haben das dann die ersten Journalisten gehört. Viele Kritiker haben uns dann gleich dafür kritisiert, dass es auch um Zensur, Abschalten von Handys oder Kontrolle der Smartphonedaten durch die Polizei geht. Die haben uns richtig angegriffen und hielten das nur für eine paranoide Verschwörungstheorie. So etwas würde doch in der westlichen Welt nie passieren! Und jetzt plötzlich: In England wurden Leute verhaftet wegen Facebook und was Cameron alles machen will.

Nicht nur verhaftet. Verknackt zu vier Jahren. Kein Problem, wenn sie es verdienen. Aber solche Junta-artigen Schnellprozesse erinnern mehr an Bananenrepubliken, oder?

Alec: Eben. Deshalb sieht das alles so hellsichtig aus. Aber vieles war doch schon langer abzusehen. Deshalb wundert es mich halt, wenn die Leute so tun, als sei da so ein überraschender Tsunami aufgetaucht und als Naturkatastrophe über sie hereingebrochen.

Wundert dich das tatsächlich? Damit unterschätzt du aber die Verdrängungsmechanismen der Menschheit ungemein.

Alec: Wahrscheinlich. Aber genau deshalb sind wir auch keine Hellseher, sondern Kommentatoren.

Die Härte in der elektronischen Musik und deine textliche Kompromisslosigkeit kennt man in der Ursuppe des Genres eigentlich nur vom deutschen Elektropunkerfinder Tommie Stumpff. Siehst du da auch Parallelen? Seid ihr seine Kinder?

Alec: Die Kinder? Hm, das weiß ich nicht. Aber natürlich habe ich die Sachen damals gehört. Das kannte ich und hab ihn, glaube ich, auch schon mal in irgendeinem Interview genannt. Klar, die meisten schauen leider immer nur nach Amerika/England. Man muss aber, denke ich, was in Deutschland in den 80er Jahren/Anfang 90er im Elektrounderground abgegangen ist, auf jeden Fall mit beachten.

Absolut. Da rennst du bei mir offene Türen ein.

Alec: Bei dir, sagst du selbst. Nur im Ausland kennen das natürlich nicht so viele. Da wird es dann häufig nicht genannt und fällt unter den Tisch. Aber klar, genau aus dieser Ecke kommen wir. Atari Teenage Riot ist für viele Hörer deshalb auch ein radikalerer Schnitt, als es sich für uns damals anfühlte. Wir kannten das ja.

Bei mir stelle ich fest: Je älter ich werde, desto mehr stehe ich auf deine ganz anderen Solosachen. Dein französisches Album mit dem Stern des toten Mädchens und so was.

Alec: Ach ja? Geil, danke.

Das war halt eine ganz andere Form der fast elektrojazzigen Musikkultur, die neben ATR auch sehr schön erblüht. Hast du es noch nie in Erwägung gezogen, mal das Beste aus beiden Welten zu mischen?

Alec: Klar. Das Missverständnis liegt doch bei jenen, die immer nur ATR sehen. Die verstehen eben gar nicht erst, woher wir eigentlich kommen. Nic Endo kommt eigentlich doch auch aus dieser experimentellen - entschuldige, dass ich nun das abgegriffene Wort nutze - 'Avantgarde'. Wir eben alle. Es gibt so viele, die denken, wir wären so Kreuzberger Punks, die voll auf die 12 hauen. So ist das aber lustigerweise nie gewesen. Ehrlich gesagt empfinde ich das mit den neuen Sachen schon so, als wenn wir da auch ATR etwas Neues zugefügt hätten. Ich weiß gar nicht, warum. Aber heute sehe ich das nicht mehr als zwei einander völlig fremde Welten, die man bewusst voneinander abtrennt.

Im Umkehrschluss war es damals doch eine echte künstlerische Schizophrenie?

Alec: Ja, damals war das schon so. Atari musste funktionieren. Die Beats müssen knallen und voll abgehen. Wir dekonstruieren das Ganze ja auch gern live. Bei der neuen Platte natürlich nicht, das soll man erst mal kennenlernen. Aber die alten Sachen schon gern. Wenn die Leute gerade voll am Tanzen sind, mal in komplettes Chaos schwenken und so. So was wie "Digital Decay" kann neue Türen zum Experiment öffnen. Ich habe nämlich schon das Gefühl, dass die Leute, die ATR gut finden, dafür auch offen sind. Das ist echt nicht mehr so getrennt wie in den 90ern.

Ein Vorteil des Internets, oder? Dadurch hat sich doch musikalisch in 15 Jahren mehr gemischt als zuvor in 200 Jahren. Wie siehst du das?

Alec: Klar. Ich denke, dass liegt auch einfach daran, weil kein Mensch einfach Lust hat, sich nur und ausschließlich in so einem engen Gehege zu bewegen.

Naja, Metal und Darkwave machen seit 20 Jahren überwiegend bewusst nichts anderes als Tradition

Alec: Das merke ich nicht so. Bei uns ist das anders. Wir haben ja eben auch wirklich voll junge Fans, ja? Die erzählen dann teilweise: Ja, ich war Fünf, als ihr das legendäre Konzert gespielt habt (lacht freundlich).

Sehr knuffig.

Alec: Und dann merkt man das auch auf den Konzerten, wie sich das mischt. Da hört dann jemand eben Billie Holiday, Atari Teenage Riot und noch irgend etwas ganz anderes. Sie können alles nebeneinander hören, weil es eben im Internet einfach und frei verfügbar ist. Da liegt auch so ein bisschen meine Hoffnung, dass die Menschen - aufgrund der Vielfalt - zum ersten Mal überhaupt ihren Musikgeschmack frei entwickeln können.

Theoretisch richtig. Praktisch aber auch unübersichtlich durch das gegenwärtig quantitative Überangebot, in dem jeder Klappskalli sich als Musiker bezeichnet und stilisiert. Der Wald vor lauter Bäumen?

Alec: Jaja, genau. Ich merke auch, dass es für viele 20-Jährige ein ziemliches Durcheinander ist. Allein schon, weil auch viele neue Bands perfekt retro imitieren; auch den Sound. Aber andererseits bemerke ich auch besorgt diesen Drang zur Ordnung. Viele wollen Musik gleich auf dem Teller präsentiert bekommen. Nach dem Motto: 'Das ist es. Du musst nicht nachdenken, lass dich darauf ein, ohne zu hinterfragen.' Dadurch entstehen doch oft auch diese sinnleeren Schwärme im Internet, dieser Hype. 'Oh, der X hat aber gesagt, das ist jetzt total angesagt.' Einen Monat später haben sie aber schon wieder vergessen, dass sie es überhaupt konsumiert haben. Dieses zur Mehrheit gehören wollen! Es wird bei irgendeiner Band einfach auf "I like" gedrückt und schon haben sie damit ihren Impuls befriedigt, zu einer Veränderung beizutragen, obwohl es keinerlei Auswirkung auf die richtige Welt hat. Genau das sehe ich ganz oft. Leute bewegen sich durchs Internet und leben Sachen aus. Wenn es aber zB darum ginge, zu einer Demonstration zu kommen, heißt es dann: 'Nö, wieso?' Die große Faulheit, die entsteht!

"Arbeitslosigkeit ist keine Entschuldigung!"

Nun hast du auf deinem Blog selbst die Bilder eures 1999er Pazifismus-Gigs als 'Geschichte des Scheiterns' bezeichnet. Was ist denn da gescheitert? Die Kommunikation? Und warum?

Alec: Wichtig war mir hier vor allem das Thema der Gewalt. Man darf mit dem Thema doch gerade nicht nicht so umgehen, als sei es ein Tabu, über das man nicht sprechen darf. Es ist einfach Realität. Deshalb wollte ich das Ereignis einfach mal für Fans und Leser klären. Typisches Beispiel: Demonstranten sehen im Polizisten nur die Uniform. Und umgekehrt sehen die Demonstranten für die Polizei auch alle gleich aus. Worum ging es und was war eigentlich anders als sonst auf den 1. Mai Demos? Das sollte geklärt werden. Das ist mir auch ganz wichtig. Wenn man nur so die Bilder im Netz sieht - ohne Hintergrundinfos, kann man schnell zum falschen Schluss kommen. Eine Zeit, in der sogar Joschka Fischer angegriffen wurde. Man konnte nicht fassen, dass Deutschland so einen Schritt macht, Soldaten zum Kampfeinsatz in ein anderes Land zu senden. Damals wurde die Tür aufgestoßen. Heute haben sich ja viele leider daran gewöhnt. Aber deshalb muss man auch verstehen, wie aufgeladen das Ganze damals war und wie wichtig für uns, auch unsere Meinung klar zum Ausdruck zu bringen.

Es gab 30 Jahre früher einen ähnlichen Gig, der nicht scheiterte: 1970, Isle Of Wight, Leonard Cohen. Die Massen sind komplett ausgerastet. Keiner der Protestrocker hat etwas erreicht, allein der 'Partisan der Liebe' hat es mit der Akustischen und einem tadelnden "Hey, That's no Way To say Goodbye" geschafft. Unglaubliche Besänftigung von Tausenden. Was entgegnest du Leuten, die dir vorwerfen, mit eurer aggressiven Musik und ebensolchen Lyrics könnte man im Gegensatz zu Cohen auch locker dafüpr sorgen, dass ein negativer Dominoeffekt entsteht?

Alec: Ich sehe das so, dass ATR damals stören mussten. Wir sehen die Musikwelt doch wie ein Raster vor uns. Bestimmte vorgesetzte Hörgewohnheiten können dazu führen, dass man sich auch sonst automatisieren lässt. So eine Funktion hat doch leider oft die Musik in der Industrie. Stichwort: Weihnachtslieder. Man hört das unentrinnbar überall, kommt in diese Stimmung und denkt automatisch daran, Geschenke kaufen zu müssen. Mit bestimmten Formen von Musik kannst du soziale Gruppen dazu bringen, sich auf bestimmte Art und Weise unbewusst zu verhalten.
Wir wollen die Leute dagegen zum Nachdenken bringen.

Aber klar. Natürlich kann Musik beides verursachen. Das hab ich bei Konzerten auch oft gesehen. Da stehen Leute und haben auf einmal die Erleuchtung. Manche sagen hinterher auch: Wir haben vorher nie darüber nachgedacht, dass man die Welt auch anders sehen kann! Das ist wirklich das gängigste Statement, was wir regelmäßig zu hören bekommen. Seit wir angefangen haben. Gibt aber auch viele im Internet, die klar sagen, man müsste uns von Atari allesamt verhaften.

Durchaus. Viele Kommentare, die euch als eine Art Haus- und Hofband für eine neue RAF im neuen Jahrtausend dämonisieren und diskreditieren.

Alec: Wenn man sich gedanklich auseinandersetzt mit Sachen, vor denen man als Künstler warnen möchte: 'Es kann dahin führen.' So etwas wollen ganz viele verbieten. Man darf den Teufel hierzulande nicht an die Wand malen. Der Verkünder der Nachricht ist der Böse. Wenn man uns unsere Texte vorwirft, ist das doch als würfe man einem Krimiregisseur vor, er wolle zu Mord und Totschlag aufrufen. Ich jedoch denke, es ist immer falsch, die Kunst verantwortlich zu machen.

Du meinst, je mehr Menschen eure Musik hören, desto geringer eine Riot-Gefahr wie in London?

Alec: Ich glaube fest daran, dass, wer sich auseinandersetzt, ganz anders vorbereitet ist und ganz anders nachdenkt. Das sieht man jetzt doch bei den Riots in London. Wer sich nur für Klischeepopmusik und Schaufenster interessiert und dann nie an diesen Sachen teilhaben kann - der explodiert irgendwann. Und wenn man leider keinen anderen Lebensinhalt hat, als zu konsumieren, regen sich die jungen Leute eben auf.

Bereits vor zwei Jahren hat Michael Caine – anlässlich seines prophetischen Films "Harry Brown" – ein Interview gegeben, in dem er, der selbst aus diesen ärmlich trostlosen Londoner Verhältissen stammt, warnt: "Wir haben mit den echten schweren Jungs gedreht. Die sind oft zu mir altem, weißem Mann gekommen und sagten, sie seien stolz, dass ich meine Chance genutzt habe. Sie jedoch würden gar nicht erst eine erhalten. Man schottet sich stattdessen von ihnen ab. Wer glaubt, es ginge ihn nichts an, wird zuerst darunter leiden, wenn sie sich für das Vergessenwerden an der Gesellschaft rächen." Stimmst du dem als Teilzeit-Londoner zu?

Alec: Es ist immer eine schwierige Sache, dieses 'Wir haben ja keine Chance bekommen.' Ich erinnere mich da generell an Sachen, die ich auch erlebte, wo Leute aus meinem Umfeld sagen: "Wir sind deutsche Musiker und bekommen sowieso keine Chance im Ausland." Ich verstehe zwar auch, dass man – wenn man in so einem Tief steckt – da nur schwer wieder herauskommt. Aber man muss den Leuten einfach vermitteln: Hey, ihr dürft nicht darauf warten, dass man euch eine Chance gibt. Nehmt euer Leben selbst in die Hand und kontrolliert es. Nimm nur mal hier diese Geschichte in Kreuzberg vor zwei, drei Jahren. Wo zwei Jugendliche einen Mann wegen eines I-Pod abgestochen haben.

Das habt ihr in Berlin inzwischen doch jeden Tag.

Alec: Ja, ok, klar. Ich habe damals darüber aber mal nachgedacht. Und egal, wie die Verhältnisse sind. Wenn man eine bestimmte Form von Respekt gelernt hat, dann kann man das verhindern. Ich sehe ja deshalb leider oft hierzulande diese Haltung der eher Linken (nachäffend): 'Ja, der Staat muss uns ne Chance geben.' Und darauf begründen sie dann dieses: 'Deshalb gibt es jetzt auch mehr Kriminalität.' Doch da sage ich: Es gibt bestimmte Prinzipien. An die muss man sich einfach halten. Es gibt keine Entschuldigung, wie 'ich finde keinen Job.'

Dennoch kann ich den Frust natürlich irgendwo verstehen. Bloß an genau diesem Punkt kommt die Frage auf: Wie gehe ich damit um? Und wenn man immer nur gesagt bekommt, es läge alles an persönlichem Versagen, dann interpretiert man irgendwann auch die eigene Lage vollkommen falsch. In Amerika finde ich das gerade so interessant. Leute, die ich kenne, sagen mir, dass es in vielen Gegenden einfach keine Jobs mehr gibt. Da kann jeder noch so fleißig sein. Es ist einfach kaputt. Ich kann Michael Caine also schon zustimmen. Aber man muss dennoch früher ansetzen und den Leuten mal was anderes mitgeben als einfach nur Religion und den blinden Glauben an Autoritäten. Das ganze Zeug, was häufig an Schulen gemacht wird: Benimm dich und halte dich an die Regeln. Es wird dann schon ok sein. Und das funktioniert heute eben nicht mehr. Leute können noch so religiös oder brav sein. Irgendwann wird ihnen klar, dass sie nur verarscht und ruhig gehalten wurden. Das haut heute einfach nicht mehr hin.

Auf deinem Blog sagst du; ich zitiere: "Why do people divide between rioters and protestors? Aren't those as 'guilty' who stood by and watched how a whole generation of young people were put into a corner where there is absolutely no way forward anymore? Das klingt doch aber ein wenig, als würdest du jene freisprechen, die ihren Zorn noch nicht einmal gegen das System richten, sondern schön den kleinen, sauer ersparten Tante Emma Laden der Nachbarn plattmachen.

Alec: Nein, so war das nicht gemeint. Ich wollte darauf hinweisen, dass einfach nicht jeder sozial die Verantwortung mitträgt. Viele gucken die ganze Zeit zu und machen nichts dagegen. Ha, und dann regen sie sich auf. Ich habe ja auch deshalb deutlich geschrieben, dass bei diesen Riots eben nicht die Intellektuellen mit ner Fahne vorne stehen und dann irgendwie Thesen aufstellen. Solche Ausbrüche wie hier haben wir doch immer wieder in der Geschichte erlebt. In Frankreich ist es doch auch so; in Paris zum Beispiel. Es wird die ganze Zeit so getan, als gäbe es gar kein Problem. Und dann hinterher mit dem Finger zeigen und so tun, als hätte man selber nicht genug dazu beigetragen.

Heißt konkret?

Die Einstellung: Ich mache mein Ding und mir ist der Rest der Welt egal, sozusagen. Das hat mich wirklich am meisten aufgeregt: Die erste Reaktion in englischen Medien (lacht bitter auf)! Da wurde echt fast mit einer Stimme gesprochen. Es wurde sofort kommentiert und gerichtet, obwohl man noch nichts über die Hintergründe und Einzelheiten wusste. Da sieht man dann in der Presse das gleiche Mob-Verhalten wie auch bei den Riots selbst.

Quasi als hätte man auf allen Kanälen die BILD-Zeitung?

Alec: Genau! Warum wurden keine Leute richtig interviewt? Stattdessen kommen die ganze Zeit Kommentare, schon fast vorgefertigt. Die wurden da abgelesen. Der Zuschauer bekommt also die Interpretation bereits übergestülpt, während das Ereignis noch im Gange ist. Da hat doch keiner seriös etwas analysieren können. Das finde schon echt gefährlich.

Hatten wir doch bei dir vor der anderen Haustür in Berlin auch vor ein paar Wochen. Als Sarrazin mit seiner selbstmitleidig-polemischen Inszenierung durch Kreuzberg geeiert ist. Der konservative Teil der Medien wie die Welt und Co ist doch kroko-tränenreich dieselbe Schiene gefahren, nach dem Motto: Oh Gott, der arme Mann war so demokratisch gesprächsbereit, und das asoziale Pack hat in davon gejagt.

Alec: (Sarkastisch) Hehehehe.

Das war doch harter Tobak, wie diese Medien sich da zusammen gerottet haben.

Alec: Ja klar, natürlich hast du Recht. Deshalb betone ich auch, dass ich nicht mit dem Finger auf England zeige. Ich sehe das auch eher als globale Angelegenheit. Wer richtig hinschaut, sieht doch: Es spitzt sich gerade in allen Ländern zu. Deshalb bemühe ich mich auch, immer den gesamten Kontext zu sehen. Man darf ja nicht denken: Ok, da sind jetzt ein paar verwahrloste Jugendliche und die randalieren eben da. Und wir – Deutschland hätte damit nichts zu tun.

Deutschland?

Alec: Ja, immer, wenn ich in England bin, sehe ich diese Empfindung. Viele haben wirklich diese tiefe Angst vor Deutschland und der deutschen Wirtschaft. Da sind ganz viele diffuse Ängste, bei denen ich mich frage: Woher kommt das in dieser heftigen Form? Aber klar. Ich lese natürlich auch nicht jeden Tag The Sun oder lass mir bei jedem Fußballspiel Parolen um die Ohren hauen. Das ist aber schon interessant, wie die Leute Deutschland sehen. Dem muss man sich auch einfach mal bewusst sein. Da passt auch Amerika rein. Deshalb habe ich im Blog auch Obama erwähnt.

Entschuldige, lass mich da bitte gleich einhaken. Du sagst im Blog sinngemäß: Seine Stimme klingt, wie jene eines Mannes, der versagt hat, aber aus Respekt vor dem Volk weiterhin versucht, den Job des Präsidenten auszufüllen. Das klingt sehr hart. Hat er als Hoffnungsträger ausgedient?

Alec: Ich war ja auch anfangs schon eher skeptisch. Weißte, für mich sind Politiker fast ausschließlich Ergebnisse des Systems. Das war früher schon immer so spannend, wenn ich nach Amerika getourt bin und da mit den Leuten über das Dritte Reich gesprochen habe. Da ist die gängige Meinung: Eines Tages kam der böse Mann Adolf Hitler und hat sozusagen das ganze Land ge-hijacked. Der habe es dann in diese Richtung geführt und am Ende waren alle erschrocken, dass es so weit kommen konnte. Auch in US-Filmen wird das oft so dargestellt. Ich will sagen: in den USA wollen die Leute eben immer ein Gesicht sehen für das 'Gute und Böse'. Alles muss an einer Person festgemacht werden können. Jetzt haben sie bei Obama alle gedacht, dass eine Person ganz schnell wie durch Zauberhand alles verändern kann, was schon längst seit Jahrzehnten hätte geändert werden müssen. Und das klappt eben nicht. Deshalb ist jetzt bei vielen die Enttäuschung so groß, weil sie eben nichts verstanden haben. Politiker sind vor den Wahlen als Popstars interessant. Für Inhalte interessieren sich viele nach der Wahl nicht mehr. Deshalb geben ihm jetzt so viele die Schuld.

Das hieße doch im Umkehrschluss, dass viele Amerikaner keine Ahnung davon haben, wie ihr eigenes politisches System funktioniert und dass der arme Mann wegen der Rückständigkeit des Wahlsystems nichts machen kann; Stichwort Republikaner im Repräsentantenhaus. Deshalb finde ich deinen Blog auch so missverständlich, weil es sich liest, als wenn Obama ein totaler Versager wäre. Dabei hat er immerhin die historisch überfällige Gesundheitsreform durchgeboxt.

Alec: Oh, nein, nein. Das muss ich erklären. Was ich meinte: Er hat eine Hoffnung dargestellt und zwar genau für solche Kids wie in London, die den Riot gemacht haben.

Ach, jetzt verstehe ich den Eintrag.

Alec: Das ist vielleicht nicht so deutlich rausgekommen. Bei den Hip Hoppern dieses: 'Ok, wir wissen zwar, wir sind noch nicht gleichberechtigt. Noch nicht! Aber Obama ist ein Symbol der Veränderung.' Das hatte eine große Macht. Deshalb finde ich es auch so tragisch, dass viele Enttäuschte jetzt in die ganz extrem andere Richtung schwenken. Nach dem Motto: Wenn schon Obama als Präsident fertig gemacht wird, könnte ich also erst recht immer nur versagen, selbst, wenn ich an seiner Stelle wäre. Das können die meisten natürlich nicht so benennen. Ist ja alles unterbewusst. Das richtet doch wirklich unheimlich viel Schaden an.

Mit anderen Worten: Bei uns gab es genau deshalb noch keine Riots. Die Kanzlerin taugt nicht einmal mehr zum Versagen, weil man ohnehin nichts mehr erwartet? Keine Revolte wegen des fehlenden Enttäuschungspotentials?

Alec: (Lacht) Jaja, genau ... wer weiß. Dazu: Ich habe nach London den Sprecher der Polizeigewerkschaft oder so was gehört. Wären solche Zustände auch in Kreuzberg möglich? Sehr interessant. Der war sehr ruhig und sah eine Gefahr überhaupt nicht. Vor allem, weil man aus den ganzen Berlin-Erfahrungen deeskalierend gelernt habe (lacht). Das klang ungewohnt vernünftig. Die Engländer hätten so was auch tun sollen, statt hysterisch zu werden. Riot zu Kreuzberger Straßenfest machen (lacht immer mehr)! Weißte, was ich da manchmal gedacht hab? An Brettspielabende (Lachkulmination).

"Ihr seid bei MySpace? Ihr Imperialisten!"

Mit eurem optischen Konzept – das mich und meine Augen auf eurer Homepage fast wahnsinnig gemacht hat – seid ihr von Gottfried Hellnwein inspiriert?

Alec: Du meinst das Design?

Genau, dieses Bellende, Schreiende

Alec: Das macht alles Nic Endo. Aber eben auch schon seit den 90ern. Die hat ja auch alle Cover gemacht. Das ist schon eine sehr spezielle Mischung. Comics haben da unter anderem einen gewissen Einfluss. Aber den Hellnwein werde ich mal weiterleiten (lacht). Wenn du mal mitkriegen würdest, wie das gemacht wird, wärst du – glaube ich – überrascht, wie schnell das geht. Aber das täuscht. Musik, Text und Artwork hängen direkt zusammen und beziehen sich aufeinander. Das Design ist also – wenn du so willst – das Ergebnis eines Denkprozesses, der schon bedeutend früher eingesetzt hat. Das ist nicht so hingehauen, wie es vielleicht auf manchen wirkt.

Bei eurer Mucke ist es doch ähnlich

Alec: Klar, eben auch gerade jetzt. Klar zu machen, warum ist da ein Unterschied zu den Klangexperimenten, die irgendwelche Leute mal schnell mit nem Laptop bei Soundcloud machen und hochladen. Du weißt doch, was ich meine. Ich merke das jedes Mal, wenn ich mit jüngeren Musikjournalisten spreche. Die kommen damit analytisch überhaupt nicht mehr klar. Dann fragst du dich echt. 'Ok, wie kann man ihm das jetzt überhaupt verständlich machen?' Vielleicht sollten wir einfach mal ein neues Konzept machen. Aber das Problem haben ganz viele Leute, die mit uns angefangen haben. Weil die dann einfach durch eine Art Netz fallen und mit zahllosen Amateuren in einen Topf geworfen werden. Da kann einem schon mal der Spaß vergehen.

Auf der anderen Seite hast du es doch ganz besonders bequem. Du bist der coole deutsche Künstlerikonen-Macker, der mal eben in San Diego, Tokio und New York auftritt. Ein überall gern gesehener deutscher intellektueller Gast. Andererseits kannst du fröhlich durch Berlin marschieren, ohne an jeder Ecke erkannt zu werden. Obwohl es von dir im Netz Abertausende dieser 'Freie-Oberkörper-Rock-Animal-Bilder' gibt.

Alec: Nee Moment, klar ist es nicht so, dass ich wie Tom Cruise erkannt werde. Aber ich bin manchmal wirklich überrascht, wie viele Leute die Musik eigentlich kennen. Das ist mit schon oft passiert. Ich geh in die Apotheke, um Kopfschmerztabletten zu kaufen. Und drei Leute, die da arbeiten sind große Fans. Wo man es echt überhaupt nicht vermuten würde. Neulich hatte der RBB mal ein Interview gemacht. In Berlin. Wir sollten da irgendwie zu einem Hochhaus kommen, wo man auf dem Dach drehen wollte. Die sind dann natürlich mit der Hausverwaltung im Gespräch gewesen und sollten erklären, wofür das sei. Da war der Hausbesitzer, wie sich zeigte, ein Riesenfan. "Klar, Leute, ihr könnte ihr überall drehen." Das war bei uns immer schon ziemlich obskur, wo die Musik überall landet. Aber natürlich hast du Recht. Wenn ich rausgehe, warten keine Horden auf mich, die Fotos wollen. Ich find das auch gut.

Ist doch schön. Du musst noch nicht aus der Heimat flüchten. Zumindest nicht aus solchen Gründen.

Alec: Weißt du, ich komme ja auch aus solch einer Szene, wo das Glamour-Ding als Background gar nicht angestrebt wird. Am liebsten ganz anonym. Ich hab ja die anderen schon damit provoziert, dass ich überhaupt Fotos von uns auf die Platten mache. (Verächtlich) 'Selbst da ist überall sein Bild drauf.' Aber ich sehe auch einfach keine Hierarchie zwischen Künstler und Publikum.

Hierarchie nicht. Aber ist es nicht ne geile Sache, mit der eigenen Kunst so wahrgenommen zu werden, wie jene, von denen du dir als Teenager die Platten gekauft hast?

Alec: Mir persönlich geht es darum nicht. Super ist, wenn man merkt, dass Leute sich damit auseinandersetzen.

Neenee, ich meine jetzt den rein persönlichen Kick. Freust du dich nicht morgens vor dem Spiegel, dass du nicht gleich am Bankschalter stehen musst?

Alec: Naja klar, aber das Gefühl habe ich ja schon seit 20 Jahren.

Nur hatten wir vor 20 Jahren noch nicht die Chance, darüber zu quatschen. Deshalb bringe ich das heute mal

Alec: Keine Ausrede. Mir geht es komischerweise wirklich am meisten um die Musik und ihre Umsetzung. Ich hab auch echt ein Problem damit, wenn Leute nach einem Konzert ankommen und diese Fanschiene fahren. Das liegt daran, dass wir ganz bewusst jeden gleich behandeln. Da ist auch so mancher aus der Musikindustrie total sauer gewesen. Aber mir ist der Typ, der Backstage aufräumt einfach genauso wichtig, wie wenn da jetzt mal Künstler XY anrollt. Für die Generation zwischen 20 und 30 ist aber leider vielfach dieses Celebrity-Ding sehr wichtig.

Die sind ja auch medial von den Castingshows geprägt und manipuliert, mit denen sie hier aufgewachsen sind. Starruhm vor Inhalt

Alec: Genau, ich lache mich über solche Verhaltensweisen immer krank. Darauf reagieren die Leute meist positiv, weil sie merken: 'Stimmt, totaler Schwachsinn, Menschen in solche Kategorien überhaupt einzuteilen. Warum eigentlich?' Trotz der ganzen Inszenierung nehmen wir uns aber viel weniger Ernst, als viele von uns glauben.

Alles für die Show?

Alec: Viele wollen doch auch gern ne richtige Show haben. Da käme ich mir jetzt auch blöd vor, wenn man das vorenthielte. Die Rockschiene! Und die Ästhetik finden wir natürlich auch selbst gut. Aber zu ernst darf das nicht werden. Sollen die Fans doch selbst hinterfragen. Wer macht sich seine eigene Meinung, und wer schreit nur 'Yeah!' und reckt die Faust? Ich muss dir da unbedingt noch eine Story erzählen. Das war so geil. Wir hatten in England ne Tour. Auf dem Rückweg haben wir noch ein Zusatzkonzert in Reutlingen gegeben. Kein Hipster-Publikum, keine coole Szene. Da entstehen total spannende Sachen. Da waren diese Punks auf dem Gig. Ich kann bis heute nicht ganz verstehen, was da passiert ist. Du weißt ja, dass die "Future Of War" auf dem Index gelandet ist. Wir dürfen ja eigentlich die Songs davon nicht spielen, machen das aber doch, weil es auf den Konzerten ja keiner mitbekommt.

Du bist sicher, dass der letzte Satz ins Interview soll?

Alec: Ach, wie du willst.

Es geht dabei nicht um mich. Ich denke nur an ein paar ehrgeizige Staatsanwälte, die aus solchen Null-Anlässen ein Ermittlungsverfahren machen.

Alec: Das ist aber eine Tatsache und ich bin für die Freiheit der Presse. Wenn sich jetzt irgend jemand vom Amt darüber aufregt, sollen sie kommen und uns doch gleich in Handschellen abführen. Aber ich hoffe mal, dass die da andere Probleme haben. Aber weiter im Text. Weißte, wir haben ja selbst keine offizielle Myspace-Seite. Das haben wir einer Art Fanclub übergeben. Und da waren dann auch die Songs drauf, die sich auf dem Index befinden. Da gab es dann richtig offizielle Post von Myspace, dass wir die Tracks runternehmen sollen. Und dann stehen da in der ersten Reihe in Reutlingen so Punk-Kids und regen sich auf einmal voll auf. Ich frage total irritiert, was denn los sei. "Wir wussten ja gar nicht, dass ihr ne Myspace-Seite habt; Imperialismus." Und so, ne? Das war damals noch Rupert Murdoch. Und die sind dann mitten im Gig wirklich so 7-8 Leute im lauten Protest raus gerauscht und haben das Konzert verlassen (Gelächter).

Absolute Loriot-Szene. Damit kannste ja wirklich auf jeder Party glänzen.

Alec: Ja genau, einfach interessant. Ich hab das dann auch erst mal noch zu erklären versucht. Natürlich besetzt man erst mal jede Plattform schnell, bevor es jemand anders tut. Ich will mich ja nicht hinterher rechtlich streiten, wer die Atari-Page machen darf. Wäre ja total nervig für mich. Deshalb - auch wenn Fansites das oft gut meinen - finden sich oft falsche Infos dort oder so. Und dann glaubt jeder, es sei die Band. Deshalb haben wir Myspace sofort besetzt, um das selbst steuern zu können.

Wo war das, sagtest du?

Alec: In Reutlingen. Wie gesagt. Wir machen da ja gern Experimente. So bestimmte Locations oder auch jetzt bei der Amerika-Tour. In Las Vegas machen wir ein Konzert mit freiem Eintritt. Nur, wenn du als Künstler so was machst, kommen auch mal Leute, die überhaupt keine Ahnung haben - von unserer Musik - und besonders darauf reagieren, weil sie nicht genau wissen, worauf sie sich einlassen. Ich finde das total gut, solche Sachen auch zu machen, anstatt immer nur vor der totalern Fanbase zu spielen.

So ein Experiment kannst du ja auch noch bis ins hohe Alter machen, weil die Mucke einfach genug Schockpotential hat. Mit 75 da oben stehen und mal schauen, wie viele diesmal aus dem Zelt sprinten.

Alec: Solange der Atari noch funktioniert!

Alec, ich danke dir für deine Offenheit und das schöne Gespräch.

Alec: Dank zurück. Wir hatten eigentlich die ganze Zeit Spaß.

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