laut.de-Biographie
BC400
DJ Buttafingaz, Produzent und Drummer Uncle P sowie The Cultural Chameleon legen im Jahr 2000 den Grundstein für Buttercuts Limited. Wie so häufig ist das Label mit Sitz in London ursprünglich als Plattform für die eigenen Veröffentlichungen der Betreiber gedacht, wie mindestens genau so häufig gesellen sich nach und nach befreundete Künstler um den harten Kern. Buttercuts entwickelt sich in kürzester Zeit zu einem Umschlagplatz für innovativen britischen Hip Hop, Drum'n'Bass, Reggae, Soul und Funk - Vielseitigkeit ist Labelpolitik. BC400, das im Dunstkreis von Buttercuts entstandene Hip Hop-Kollektiv, bringt diese Vielfalt zum Ausdruck und auf die Bühne.
Die Geschichte, die im Grunde nur mit der Übernahme der Weltherrschaft enden kann, beginnt ebenfalls 2000: Der Londoner Rapper WildEye (halb Iraki, halb Ire), der einen Ruf als Freestyler zu verlieren hat, rottet sich mit seinem Kollegen The Cultural Chameleon und Garage-MC Sparkler B, einem Freund von DJ Buttafingaz, zusammen. The Cultural Chameleon (kurz CultCam) gehört gemeinsam mit Labelboss Buttafingaz zu den Gründern von Buttercuts. Er ist klassisch ausgebildeter Pianist, spielt Bass und rappt - seine Wurzeln liegen zur Hälfte in Finnland, zur Hälfte in Belgien - auf französisch. Drei MCs: Fehlen eigentlich nur noch Beats und Cuts. Uncle P liefert (inklusive der Mikrofone) erstere, DJ Buttafingaz steuert die Decks und handwerkliches Können bei. Auf geht's.
Im Folgenden entstehen bei Proben und aus musikalischen Experimenten diverse Demo-Aufnahmen, darunter 2001 der Track "Illtime". "Illtime" stellt für Uncle P, der sich bisher eher in den Bereichen Breakbeat und Drum'n'Bass bewegte, einen seiner ersten Gehversuche im Hip Hop dar. Ungefähr zur gleichen Zeit stößt Code:Breaker zu Buttercuts. Er hat sich in der Londoner Drum'n'Bass- und Jungle-Szene bereits einen Namen gemacht, beginnt nun aber, da ihm die musikalische Entwicklung im Drum'n'Bass gegen den Strich geht, mit Hip Hop zu experimentieren, wie sein Demo-Stück "Doubters" zeigt. "Illtime", "Doubters" sowie das von Uncle P produzierte "The Last Men Alive" finden den Weg auf die Debüt-Veröffentlichung der Crew: 2002 erscheint "The Full Fat EP". Erste Aufmerksamkeit in der Londoner Hip Hop-Community ist ihnen damit sicher; "Illtime" schafft sogar den Sprung ins Radio.
Kurz darauf verlässt Sparkler B die Truppe, um sich seinen eigenen Projekten zu widmen; die verbliebenen vier machen unter dem Namen The Buttercuts Crew weiter. Im Oktober 2002 folgt mit "The Saturated EP" der zweite Schlag. "State Of Catastrophe" stellt hier den wohl mächtigsten Beitrag. Die Zeit ist reif, die Show gehört auf die Bühne. Die Buttercuts Crew beginnt, häufig gemeinsam mit Labelkollegen, das Land unsicher zu machen. Mit der neun- bis elfköpfigen Funk/Reggae-Band The Pistachios entwickelt sich eine besonders intensive Zusammenarbeit. Über die Pistachios stößt Christabel (gerne auch Xtbl), die Soulstimme Zimbabwes, zu den Buttercuts. Auch Uncle P hält nichts mehr im Studio; er bereichert die Liveshow mit seiner Drum-Maschine.
Code:Breaker ist unterdessen vollkommen dem Hip Hop verfallen; er beginnt zwar um 2002 wieder mit Drum'n'Bass-Produktionen, sieht da aber nicht mehr seinen Schwerpunkt. Er bevorzuge den Hip Hop, da er ihm mehr Ausdrucksmöglichkeiten bietet: "Das Publikum ist älter als im Drum'n'Bass. Die Leute achten eher darauf, was du sagst." Nebenher nimmt Code:Breaker einen Auftrag von Moving Shadow Records an; das Drum'n'Bass-Label arbeitet häufig für die Hersteller von Computerspielen. Ohne zu wissen, wie immens sich diese Sache entwickeln würde, leiht Code:Breaker seine Stimme einer der Radiostationen - in "Grand Theft Auto". Im Juli 2003 veröffentlicht er eine Solo-EP, "City Of Greed". Hierfür verpasst Buttercuts-Neuzugang fbcfabric einem älteren Code:Breaker-Track einen frischen Beat, zwei weitere Stücke werden von The Darker Half, mit dem gemeinsam Code:Breaker die Avatars bildet, beigesteuert. Einen vierten produziert der legendäre jamaikanische Junglist David Boomah, den sich die Buttercuts Crew umgehend einverleibt.
Sieben Musiker, neun Nationalitäten, vier Kontinente. Zwei Sprachen. Unterschiede in geographischer wie musikalischer Herkunft, Weltanschauung, Glauben und Kultur: Die Buttercuts-Mitglieder betrachten die unzähligen Unterschiede nicht als Hindernis, vielmehr sehen sie hier ihre Stärke und Hauptinspirationsquelle. Dass sich die Resultate nicht in eine Genre-Schublade packen lassen, versteht sich nahezu von selbst: Unter den Fans finden sich Hip Hopper ebenso, wie Reggae-Freunde und eingefleischte Drum'n'Bass-Heads, übrigens auch Morcheebas Paul G, die Stereo MCs und Rob Smith von Smith & Mighty.
Die Idee einer Solo-EP von Christabel wird verworfen. Die Dame und die Herren haben erkannt, dass in ihrem Fall das Ganze wirklich mehr ist, als die Summe der einzelnen Teile: Gemeinsam sind sie um Klassen besser. Ihre Weiterentwicklung als Kollektiv resultiert 2004 in der "Single Number One" - die unter dem neuen Namen BC400 auf den Markt kommt. Im Juli folgt eine weitere Single (eine Doppel-A-Seite mit "Toastmasters" und "Run To The Hills"); zu "Toastmasters" existiert außerdem mittlerweile ein Video. "The Antidote", nach fünf Jahren der erste "richtige" Longplayer, erscheint im September 2005 und bestätigt (selten genug!) in jeder Hinsicht die Worte des Promotextes: "BC400 may not change the world, but they might just broaden yours." Definitiv.
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