laut.de-Biographie
Black Pumas
"Weil wir Musik machen wollten, die wir selbst gerne hören", nur deswegen gründet sich das Duo Black Pumas. Mit kommerziellem Erfolg, vielen Grammy-Nominierungen und durchweg positiver Resonanz: Denn "dazu scheinen die Leute eine Verbindung aufbauen zu können", erläutert Adrian Quesada im Deutschlandfunk. Er ist der Gitarrist der texanischen Formation. Die anderen Instrumentalisten wechseln je nach Aufnahme. Der Sänger heißt Eric Burton. Ekstatisch, mitunter eruptiv trägt er vor, er beherrscht das Falsett. Adrian ist der Vordenker des Duos, Eric setzt Ideen um. Jahrelang in der Straßenmusik aktiv, ist es für ihn eine Riesenchance, als er erfährt, dass der kreativ umtriebige Quesada einen Vokalisten für ein neues Projekt sucht. Wie Pumas auf Beutezug erscheinen die beiden förmlich aus dem Nichts, als sie 2018 erstmals Aufmerksamkeit erwecken.
Bandchef Quesada kommt 1977 zur Welt. Seine langjährige Band in den 2000ern heißt Grupo Fantasma, spielt Support für Prince und springt gelegentlich für ihn als Backing Band anstelle der New Power Generation ein, wenn der Chef in seinem eigenen Nachtclub in Las Vegas auftritt. "Und er war toll", so Quesada im DLF-Interview. "Er hat uns unter seine Fittiche genommen, uns Respekt entgegengebracht und die Gelegenheit gegeben, zu lernen und besser zu werden. Er hat uns dahingehend vertraut, dass wir in der Lage sind, ihn zu begleiten." Quesadas Gruppe jammt Latin Funkrock, wächst mit ihren Aufgaben und heimst dafür 2011 einen Grammy ein. Auf dem Peak der Grupo Fantasma steigt Adrian aus, eröffnet ein Tonstudio in Austin, Texas, produziert und talentscoutet fortan lokale Artists.
Nach Austin verschlägt es Eric Burton, geboren 1987 in L.A., zufällig, durch sein Unterwegssein als Straßenmusiker. Geld verdient er vorher zum Beispiel so: "Am Santa Monica Pier gab man früh einen Zettel mit seinem Namen ab, wenn man spielen wollte, der kam in eine Lostrommel mit lauter solchen Zetteln für die rund 14 Slots, die es am Tag gab, und wenn du gezogen wurdest, hieß das, du 'arbeitest' an dem Tag", so Eric im Interview mit CBS. Arbeiten heißt hier, drauf zu hoffen, dass Passanten Münzen in einen Hut werfen. Schon 2010 schreibt er einen Song, der dem Duo später Weltruhm einbringen wird, ab 2015 performt er ihn an der Westcoast mit Akustikgitarre, Mikrofon und einem Mini-Verstärker, den er sich untern Arm klemmt: "Colors".
In der texanischen Metropole gefällt es Kalifornier Eric dann besonders gut, er findet sie familiär. "In Austin zu leben bedeutet, in eine leidenschaftliche Community hinein gezogen zu werden, wo wir uns gegenseitig supporten und motivieren", beschreibt Burton im Gespräch mit dem Magazin Headliner. Es gibt zwei Gründungs-Stories. Die erste: Bei einer Open Mic-Veranstaltung sieht Adrian einen Auftritt Erics und zeigt sich sofort begeistert. Er überredet den Street Musician, doch mal in sein Tonstudio mit zu kommen. Bereits bei dieser ersten Begegnung schreiben die beiden gemeinsam Songs. Im DLF erinnert sich Adrian Quesada: "Es war eine glückliche Fügung, und nichts, was wir groß geplant hätten."
Die zweite Story geht so: Quesada hat eine Bekannte, die mit Burton befreundet ist. Sie connectet die beiden, lässt Burton Instrumentals von Quesada zukommen, Burton singt auf eins davon übers Telefon das spätere Pumas-Stück "Fire" vor, und Quesada lädt ihn daraufhin ins Studio ein, weil er bereits seit längerem jemanden für eine neue Band sucht. Adrian fährt während des Telefonats gerade Auto und hört nicht viel, liebt aber die Energie und den Vibe Erics. "Die Idee an sich mit einer Audition am Telefon ist ziemlich cute", so Eric im Interview mit dem Headliner Magazine. "Aber er sagte sofort: 'Komm doch zu mir ins Studio!'" Das erste Resultat ist in jedem Falle die Aufnahme "Black Moon Rising".
Die beiden wollen als Duo durchstarten. Nun brauchen sie einen Namen. Jaguare und Panther inspirieren, mit 'Löwe' gibt's schon viele Bands. Am Ende einer ausgedehnten Google-Suche über die Eigenschaften dieser Tiere landet man beim Puma und malt das hellbraune Tier in Gedanken schwarz an. Genauso entstanden nämlich Name und Logo eines deutschen Sportartikelherstellers. Der Ideengeber Lutz Backes zeichnete erst einen schwarzen Panther, wandelte ihn dann aber mit dem Kopf und den Pfoten eines Pumas ab und ließ ihn schwarz.
Zum schon vorhandenen Song "Black Moon Rising" passt die Farbgebung natürlich. Auch der große Durchbruch hat mit Farbe zu tun, nicht von Tierfell, sondern der Hautfarbe von Menschen. Das antirassistische "Colors" vom Debüt erreicht neunstellige Streaming-Klickzahlen. Dann geht alles ganz schnell: Auftritt für Joe Biden bei dessen Amtseinführung, zahlreiche Grammy-Nominierungen, ein eigener Stylist, der für Eric Kleidung aussucht und ihn für Fernsehauftritte und Video-Calls zurecht rückt.
Zusammen mit exzellenten Bandmusikern ergreifen die beiden mit dem sicheren Griff einer Raubkatze jede sich bietende Chance, wie Burton im NME beschreibt: "Für unser Team war's sehr wichtig, sicher zu stellen, dass wir das meiste aus der Welle rausholen, indem wir uns in verschiedene Städte und Länder rund und um die Welt schicken ließen, um so viele Erfahrungen im Live-Spielen zu sammeln, wie wir konnten, zum Zweck, das Wachstum der 'Marke' und auch ihrer Etablierung."
Fürs zweite Album "Chronicles Of A Diamond" bauen sich dann hohe Erwartungen auf. "Wir waren diesmal unter Druck", so der Sänger gegenüber dem NME: "Ich will nicht lügen, die Sache mit dem Nachfolger ist schwer. Zugleich war's aber auch mit viel Spaß in der Entstehung des Albums verbunden und sehr kathartisch." Während für den Erstling bereits etliches Material aus den Jahren zuvor vorhanden war, das Eric als Straßenmusiker gesungen hatte oder Adrian im Studio ausgetüftelt hatte, entstanden die Songs der mittlerweile Freunde gewordenen beiden Musiker nun organischer gemeinsam.
Welche Einflüsse in der Musik genau auftauchen, lässt sich kaum identifizieren. Adrian Quesada hört privat so kontrastreiche Acts wie Ghostface Killah und Neil Young und gerne Motown, mag von jüngeren Gruppen zum Beispiel Sault, Burton lobt Khruangbin, will sich aber nicht so wirklich auf eigene Idole festlegen. Als Sympathisanten der Black Pumas ließen sich bisher auch schon recht verschiedene Leute ausfindig machen, von US-Vizepräsidentin Kamala Harris bis Harry Styles. Das Ergebnis allen Erwartungsdrucks, "Chronicles Of A Diamond" hört sich großartig an und hält den hohen Ansprüchen stand.
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