laut.de-Biographie
Busy P
Wer ursprünglich Rechtsanwalt werden möchte und schließlich als Drahtzieher der Pariser Hipster-Musikszene agiert, wird sich über das Scheitern seiner einstigen Karrierepläne wohl nicht beschweren. Pedro Winter heißt der Mann, der die Hype-Formel knackt und sich für die Exportschlager Daft Punk, Ed Banger Records und Justice verantwortlich zeigt.
Als Daft Punk mit ihrem Album "Homework" 1997 einen Plattendeal auf Virgin an Land ziehen sowie erste Ausmaße ihrer zukünftigen Arbeit erahnen, fragen sie Kumpel Pedro, ob er nicht Lust hätte, sie zu managen. Bis dahin promotet der damals 23-Jährige Partys in Frankreichs Hauptstadt und kann auf keinerlei Erfahrung im Musikmanagement zurückblicken. Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter stört das nicht. Eine persönliche Beziehung oder eine gemeinsame Vision genießen für sie Priorität.
Im folgenden Jahrzehnt kümmert sich Busy P um die Band und erobert mit ihr - an den Fäden hinter der Kulisse ziehend - sowohl die internationale Clubszene als auch den Mainstream. Obwohl die Konstellation perfekt scheint und jeden erdenklichen Erfolg zwischen Welttournee und Platin mit sich bringt, verschlägt es den beschäftigten Pedro 2002 an neue Ufer.
So gründet er ein eigenes Label, das sich auf moderne Clubmusik zwischen Elektro, House, Hip Hop und Rock bzw. Hooligan Disco, wie er es gern persönlich bezeichnet, konzentriert. Statt elitärem Gehabe soll der Spaßfaktor im Vordergrund stehen. Als selbstironische Geste auf den französischen Dialekt, trägt sein neues Zuhause den lautschriftlichen Namen Ed Banger.
Mr. Flash liefert Abgabe ED001. Bevor sich schließlich Vicarious Bliss, Uffie, Feadz, Krazy Baldhead, Sebastian, DJ Mehdi oder Mr. Oizo in das exklusive Release Line Up einreihen, setzen Justice mit "Never Be Alone", als zweite Veröffentlichung, den Startschuss für den anschließenden Welterfolg des Kultlabels. Schon bald steht der Name Ed Banger synonym für die New Rave Bewegung und Electroclash-Sound.
Darüber hinaus versorgt Art Director So Me das Projekt mit angemessener Verpackung, die das Musiklabel mit einem Lifestyle Brand gleichsetzt. WESC "ed phones", ein exklusives Nike Air Force 1 Modell, Spielzeugfiguren aus dem Daft Punk-Kosmos, ein DJ Mehdi-Skateboard, Bücher über Underground Künstler, Grafik-Prints, Platten und Klamotten, alles ist im dazugehörigen Cool Cats Store erhältlich.
Zur Produktanpreisung engagiert man internationale Blog-Stars als Models. Einen gleichnamigen Blog zum Laden betreibt - wie sollte es anders sein - der umtriebige Pedro Winter. Der modebewusste Franzose, der übrigens Jeremy Scott zu seinen engsten Freunden zählt und Designer wie Viktor & Rolf, Karl Lagerfeld oder Tsumori Chisato verehrt, zeigt sich äußerst bedacht wenn es um die Präsentation seiner Werke und Schützlinge geht.
Nach dem Management von Daft Punk übernimmt er 2003 die Betreuung Frankreichs neuer Shootingstars Justice. Gemeinsam schustern sie ein ähnlich spektakuläres Bühnenoutfit sowie Icon für die Band, wie sie schon ihre Vorreiter besaßen. Wieder einmal ist der Hype perfekt inszeniert und die Aufmerksamkeit maximal.
Sechs Stunden Schlaf und Liebe zu seiner Arbeit ist der Motor des Rastlosen. Neben all seinen Tätigkeiten produziert er eigene Tracks, nimmt DJ-Gigs auf der ganzen Welt wahr und lässt Otto-Normal-Raver wundern, wie er all die Aufgaben zeitlich meistert. Schließlich gehören Absagen an Madonna oder kleinere Streitigkeiten mit Kanye West genauso zum Alltag wie eine gigantische Anzahl an Interviewterminen.
Als hätte er die Weltformel geknackt, weiß der Stratege Busy P genau, an welchen Reglern er zu drehen hat, wenn es um die Verpackung seiner Projekte geht. Dass er dabei "nur" im Hintergrund fungiert, ist nicht weiter tragisch. Er betrachtet sich als äußerst glücklichen Menschen.
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