Chevelle

Wenn eine Band für ihr Debütalbum einen Hochkaräter wie Steve Albini für die Produktion gewinnt, dann vermutet man zurecht, dass es sich hierbei um eine vielversprechende Kombo handelt. 1999 gelingt das den US-amerikanischen Chevelle mit ihrem Erstling "Point # 1".

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Chevelle The North Corridor

Erde an Chevelle: Ihr habt den Absprung verpasst.

Stilistisch lassen sich Chevelle nur insofern dem Nu Metal zuordnen, als treibende und aggressive Gitarrenriffs die Songstrukturen prägen. Dunkle Stimmungen treffen auf energetische und emotionale Arrangements und aufbegehrende Texte. Als Referenzgrößen und wesentliche Einflüsse dienen häufig Tool, Helmet, Filter oder A Perfect Circle.

Die Bandhistorie beginnt 1995 in Grayslake in Illinois, als Sam und Pete Loeffler sich für Musik zu interessieren beginnen. Pete legt sich eine Gitarre zu und widmet sich dem Gesang, Sam erlernt seine ersten Takte auf dem Schlagzeug. In die zum Proberaum umfunktionierte heimische Garage laden die Brüder den Freund Matt Scott ein, der den Part des Bassisten übernimmt. Kurze Zeit später ersetzt Joe Scott den Original-Bassisten, da er sich als der bessere Instrumentalist erweist.

Die Band ist demnach eine reine Familienangelegenheit, drei der insgesamt sieben Loeffler-Geschwister firmieren von nun an als das Trio Chevelle. Der Bandname rekurriert auf das Lieblingsauto des Vaters, dem Chevrolet Chevelle. Schnell erspielen sich die Jungs auf Partys und diversen Veranstaltungen eine respektablen Ruf und kommen 1999 zu ihren ersten Club-Auftritten in Chicago, für die sich das jüngste Mitglied Joe mit seinen 14 Jahren eine Sondergenehmigung besorgen muss.

Im selben Jahr veröffentlichen sie bereits das von Albini produzierte Werk "Point #1" auf dem Label Squint Entertainment, das sie mit ihrer Demoaufnahme "The Blue Album" überzeugt haben. Anfänglich werden Chevelle aufgrund ihrer christlichen bzw. religiös verklärten Lyrics in die Nähe christlicher Rockbands gerückt, wobei vor allem die Songs "Point #1" und "Mia" den von christlichem Vertrauen geprägten Aspekt der Texte veranschaulichen.

Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, dass die Band bei Squint Entertainment landet, das seinerzeit ausschließlich derartig gelagerte Musiker unter Vertrag nimmt. Kontroversen entspinnen sich, nachdem die drei Jungs sich als christlich bezeichnen, aber dennoch Flüche und wütendes Vokabular in ihre Texte integrieren.

Später versucht die Formation immer wieder, sich des Etiketts "christliche Band" zu entledigen, wobei sie sich als Individuen durchaus als Christen sehen, nicht aber als Band. Im Chicago Tribune erklärt Sam: "Unser Glaube ist uns nach wie vor enorm wichtig, aber es ist auch eine sehr persönliche Sache. Keiner von uns denkt nur ansatzweise, dass eine Rockband die Bühne als Podest zum Predigen nutzen sollte."

Dem Debüt schließen sich US-Touren unter anderem mit Filter, Sevendust, Powerman 5000 und Machine Head an. Epic Records wird auf die junge Rockband aufmerksam und nimmt sie unter Vertrag. Auf diesem Label erscheint 2002 das Werk "Wonder What's Next", das im Jahr darauf mit über einer Million verkaufter Tonträger Platinstatus erreicht. Das Album wartet mit dem Single-Hit "Send The Pain Below" auf, der in den amerikanischen Radiosendern rotiert und die Spitze der Rock- und Modern Rock-Charts erklimmt.

Chevelles Erfolg resultiert nicht zuletzt aus ihrem Auftritt auf der Hauptbühne bei der von Ozzy Osbournes Frau Sharon ins Leben gerufenen Ozzfest-Tour im Jahr 2003. Dabei nimmt die Band ihre erste Live-CD mit dem Titel "Live From The Road" auf, die seit 2003 in den Läden steht. Auf dieser Konzertreise entsteht auch die im selben Jahr veröffentlichte DVD "Live From The Norva".

2003 touren Chevelle außerdem mit Audioslave durch Europa und begleiten mit Taproot und Unloco die amerikanische Band Disturbed auf deren "Music As A Weapon II"-Tour.

Nach diesen ausgiebigen Konzertreisen begeben sich Chevelle 2004 wieder ins Studio, um ihr drittes Album "This Kind Of Thinking (Can Do Us In)" einzuspielen. In den USA erscheint das Werk im September 2004, steigt auf Platz acht in dem Billboard-Charts ein und wird bereits sechs Wochen später mit Gold ausgezeichnet.

Vor der Veröffentlichung dieses erfolgreichen Albums steigen Joe Loeffler, der jüngste der Brüder und der Bassist der Band, aus. Ob ihm der Ausstieg nahe gelegt wird oder er die Combo freiwillig verlässt, bleibt wegen der unterschiedlichen Aussagen spekulativ.

Um das Album dem Publikum vorzustellen, treten Chevelle erstmals als Headliner auf. Als Support Acts stehen ihnen Taproot und 30 Seconds To Mars zur Seite. Als Ersatz-Bassist gewinnen sie Geno Lenardo von der Band Filter für sich.

2006 eröffnen sie die US-Stadion-Tour von Nickelback, neuer Bassist und festes Bandmitglied wird Dean Bernardini. Chevelle setzen sich nach wie vor aus Familienmitgliedern zusammen, Dean ist ein Adoptivkind der Loefflers. Vor seinem Engagement bei Chevelle vermöbelt er für Liftpoint die Felle.

2006 spielt das Trio im Palms Studio in Las Vegas sein mittlerweile viertes Studioalbum "Vena Sera" ein, produziert von Elvis Baskette, es erscheint 2007. Der kommerzielle Erfolg bleibt in den Staaten ungebrochen, die Platte erreicht auf Anhieb Platz zwölf der Billboard-Charts.

2007 touren die Jungs unter anderem mit Evanescence, Finger Eleven und Strata und bestreiten auf einer Australien-Tour das Vorprogramm von The Butterfly Effect. 2009 erscheint das Album "Sci-Fi Crimes". Pete Loeffler betont inzwischen, dass die religiösen Assoziationen nie eine große Rolle gespielt hätten und das man derartige Inhalte von der Musik fernhalten wolle.

Nachdem zum zehnjährigen Bandjubiläum im Jahr 2011 die Live-CD/DVD "Any Last Words" auf den Markt fliegt, folgt nur wenige Monate später das sechste Studioalbum "Hats Off To The Bull". Die erste Singleauskopplung "Face To The Floor" landet auf Platz eins der Mainstream-Rock-Charts.

2014 präsentieren Chevelle ihre neue Platte "La Gárgola". Während der anschließenden Tour im Jahre 2015 stürzt ein Fan in Chicago von einem Catwalk in die Tiefe und stirbt. Die Band kommt über den Schock jedoch schnell hinweg: "The North Corridor" erscheint bereits im Folgejahr.