laut.de-Biographie
DJ AM
Boulevardblätter als auch eingefleischte Clubber liebten ihn gleichermaßen. Schließlich fand seine Arbeit irgendwo zwischen den Nachtclubs Las Vegas, Promi Partys von Beverly Hills bis Hollywood oder Hipster-Events auf der ganzen Welt statt. Adam Goldstein (1973-2009) durfte sich viele Jahre lang "Gefragtester DJ der USA" nennen.
Es klingt wie ein kleiner Hollywood-Plot: 2001 bucht Sängerin Melissa Etheridge AM als DJ für ihren 40. Geburtstag. Das Resultat: Sämtliche Gäste, in diesem Fall die amerikanische Musikprominenz, Grammy- wie Oscarpreisträger, drehen auf der Tanzfläche komplett durch, als der ihnen ein Set jenseits aller Genregrenzen vor den Latz knallt.
Hip Hop, Rock, Pop, House, Bmore, Klassiker und der neueste heiße Scheiß: alles ganz frisch und exklusiv serviert. Oasis-M.I.A.-Daft Punk-Gary Glitter-KRS-One-The Beatles folgen dabei in der Playlist nicht selten aufeinander, abgerundet mit technischen Finessen und intelligenten Übergängen. Lassen sich die aufeinanderfolgenden Tracks nicht mixen, so führt AM über deren Inhalte die Geschichte auf der Tanzfläche fließend fort. Sein Stil könnte leicht das Etikett "Conscious DJing" tragen.
Innerhalb kürzester Zeit avanciert Goldstein zum begehrtesten DJ der Hollywood-Prominenz. Noch schneller wächst seine Gage. Celebrities und Sponsoren überbieten sich gegenseitig, um ihn für ihre Events zu ergattern, darunter Jim Carry, Leonardo DiCaprio oder Hugh Hefner inklusive Playboy-Villa.
Anstellungen in VIP-Kreisen, eine exklusive Klientel und horrende Gagen reduzieren seinen Ruf voreilig auf den Titel "Celebrity DJ". Zu Unrecht! Schon vor dem Glamour steht AM an den Decks der Band Crazy Town, die mit dem Track "Butterfly" 1999 Platin holen. Künstler wie Madonna, Will Smith, Babyface, Bubba Sparxx, Nikki Costa und Papa Roach borgen sich seine Scratches für ihre Stücke. Auch Jay-Z greift für seine Konzerte gern auf den Mann aus Philadelphia zurück.
Adam Goldsteins Fähigkeiten und Stilmixe sind so beachtlich, dass er über die gesamten Nullerjahre ständig ausgebucht ist, ohne jemals eine eigene Produktion veröffentlicht zu haben. Er ist der erste DJ, der in Las Vegas in Tom Jones-Manier einen Jahresvertrag bekommt. Das Casino Caesar's Palace beherbergt den Club Pure und präsentiert dort über zwölf Monate die legendären "AM Fridays". Funktioniert genauso gut wie bei Sigfried und Roy, daher fliegt der DJ fortan nahezu wöchentlich in die Entertainment-Metropole. Darüber hinaus steigt er zum Mitinhaber des Clubs Lax auf.
Die "AM Fridays" etablieren sich als gefragte Marke, die einer klassischen Las Vegas-Show gleichsteht und seither in verschiedenen Clubs und Casinos stattfindet. Später lässt sich die Reihe im Rain Nightclub nieder.
Der Entertainer wandelt sich zum Geschäftsmann. T-Mobile präsentiert ihn auf einer limitierten Sidekicks-Edition, Pepsi widmet ihm ein Dosen-Design, und Nike leiht ihn mal eben für einen Spot mit Kobe Bryant. Als Sneaker-Fetischist kann AM besonders mit letzterem Deal sehr gut leben und seine Sammlung von 600 Paar um ein customized AM-Einzelstück bereichern.
Ein neues Projekt bildet TRV$DJ-AM, das aus einer Live-Performance von Schlagzeug und DJing besteht. Drummer Travis Barker von Blink 182 gibt den Beat, AM scratcht und mixt darüber. Die Formation ist seitdem auf den MTV Music Awards genauso zuhause wie auf der Winter Music Conference in Miami.
Nicht minder glamourös gestaltet sich das Privatleben Goldsteins. Klatschblätter vermelden eine Verlobung mit Paris Hiltons Kollegin Nicole Richie. Fernsehauftritte in der Pseudo-Reality-Serie "The Simple Life" oder bei "Punk'd" folgen wie von selbst. Nach der aufgelösten Liaison datet er die Schauspielerin und Sängerin Mandy Moore. Das Liebesleben des Amerikaners interessiert spätestens jetzt auch Illustrierte des Kalibers Bunte.
Für spektakuläre Nachrichten sorgt im Herbst 2008 ein Flugzeugabsturz. Bei einem Crash von Barkers Privatjet klettern der Drummer und AM als einzige Überlebende aus dem brennenden Wrack, erleiden starke Verbrennungen und entgehen nur knapp dem Tod. Für die übrigen verstorbenen Insassen gründen sie eine Stiftung, die den Hinterbliebenen Unterstützung zukommen lassen soll.
Doch für AM hat der Unfall langfristige Konsequenzen: Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus kämpft er mit einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung. Als sich dann im August 2009 seine Freundin Hayley Wood von ihm trennt, löst das einen Rückfall in seine längst überwunden geglaubte Drogenabhängigkeit aus. Eine Woche später findet die Polizei Adam Goldstein tot in seiner Manhattaner Wohnung. Neben dem Bett liegen verschreibungspflichtige Pillen und eine Crackpfeife. AM wurde nur 36 Jahre alt.
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