DJ Nicon - " Optische Elemente 2.5"

Auf "Optische Elemente" und "Optische Elemente 2" folgt, den Regeln der Logik gehorchend? Ganz genau: "Optische Elemente 2.5". Die 3 gilt als besondere Zahl, und für den Abschluss einer Trilogie sollte man sich ruhig Zeit nehmen. Nicon scheint trotzdem heiß auf Output und schiebt ein Zwischenspiel ein.

An Material mangelt es nicht, und die Unterstützung der Label-Kollegen von Optik Records ist gewiss. Garniert mit einigen Features und einer beeindruckenden Sammlung diverser Shout Outs (von Jadakiss über Mary J. Blige bis hin zu El Da Sensei) gerät der Mix durchaus formatfüllend.

Anders als bei den voran gegangenen Ausgaben legt Nicon bei "2.5" den Schwerpunkt auf Qualität "Made in Germany". Mit zwei Ausnahmen stammen sämtliche Beats aus Deutschland. Den Großteil produzierte Savas' Leib-DJ gleich selbst. Ob das die beste Idee war? Stellenweise klingt es etwas dünn. So hätte ich Amar, der durch die Bank überzeugend auftritt, in "Alles Gute" einen mächtigeren Hintergrund gegönnt. Atmosphäre ist vorhanden, allein es fehlt die Wucht.

Genauso schreit die Performance des Optik-Nachwuchses nach mehr Fett: Sinan, der Prinz der Youngsters, hat es schon lange nicht mehr nötig, sich als "Savas' kleiner Bruder" zu verkaufen. Er kann längst alleine stehen. Möglicherweise haben wir es hier tatsächlich mit dem nächsten großen "Superstar" zu tun. Gebt ihm (und Cousin Dimi) ordentliche Beats und nicht Lauwarmes wie in "D.I.M.I.", und sie heben die Battle-Rap-Welt aus den Angeln. Bestens aufeinander eingespielt, strahlen beide ungeachtet ihres zarten Alters eine Sicherheit aus, die einem Angst einjagt.

Savas persönlich scheint (was nicht überraschen würde) als erster aus Nicons Sortiment gewählt zu haben: Er greift für sich die besseren Beats ab. Ob im finsteren "Intro" oder der synthetisch-wuchtig unterlegten Frage "Wieso" - Savas ist und bleibt der Oberarzt, und Statements wie "Ich will, dass ihr Alben im Laden kauft statt runterzuladen" möchte man ohne Zögern unterschreiben. Wird sein Solo-Album das deutsche "Chronic"? Kollege Gässlein leckt sich vermutlich bereits die Finger.

Mit "Ende Gelände" (auch musikalisch nicht uninteressant) und "Optik 4 Life" (das zugehörige Instrumental steckt seit Eminems "Love You" aus dem "8 Mile"-Soundtrack tief in den Gehörgängen) zementiert der King ein weiteres Mal seine Position als Nummer eins im Optik-Lager.

Zahlreiche Tracks ringen mir nicht mehr als ein schulterzuckendes "Naja" ab. Weder Snaga noch Smexer überzeugen nachhaltig. Caput gibt den harten Buben, wozu er in "Wer Will Das Verhindern" Rückendeckung duch entschieden dickere Bässe nötig gehabt hätte. Franky Kubrick ist zwar sympathisch, gehört aber nicht in die erste Rap-Liga, was in "Moneypoliert" durch den ebenfalls eher dürftigen Sound noch unterstrichen wird. Battle Rapp verdirbt den an sich guten Eindruck von "Kein Erbarmen" durch eine schier unerträgliche Hookline.

Allerdings hat Nicon - neben den bereits erwähnten Savas, den Youngsters und Amar - noch den einen oder anderen weiteren Trumpf im Ärmel. Boba Fettt macht regelmäßig schlicht Spaß. Nicht nur Meyah Don fand in Rap einen "Treuen Gefährten". Ercandize präsentiert sich konstant stark. Nicon setzt für ihn mal auf Western-Showdown- ("Abschied"), mal auf Horrorfilm-Klänge ("Habibi Musik"). Den Beat zu "1 Im Game" baut Ercan persönlich - wer es discolastig mag, ist hier gut aufgehoben.

Besonders wohltuend bleibt "Sag Mir" im Gedächtnis: In der ruhigen, nachdenklichen Nummer stört auch der wieder einmal schwachbrüstige Bass nicht. "Die Welt ist am Ende"? Solange es so tönt, ist zumindest die Hoffnung noch nicht tot, und Mixtapes haben bereits schlechtere Prädikate als "durchwachsen" abgeräumt.