laut.de-Biographie
Damiano David
"Rock'n'Roll never dies!", brüllt Damiano ins Mikro nach dem Sieg Måneskins beim Eurovision Song Contest 2021. Und zu diesem Zeitpunkt nimmt er diesen Ausruf sichtbar ernst. Mit Kajal, Perlenohrringen und einer Kette, die an ein Hundehalsband erinnert, sieht er so wild aus, wie seine Band mit ihrem Beitrag "Zitti e buoni" klingt. Italienischsprachiger Rock mit viel nackter Haut bringt ihnen schnell den Spitznamen "horny ABBA" ein. Ihr Beitrag sticht auffällig rockig aus der Masse der Pop- und Schlagerbeiträge hervor. Die Teilnahme am ESC katapultiert die Band ins Bewusstsein der europäischen Musikwelt und darüber hinaus. Vor allem Sänger Damiano David fällt mit seiner rauen Stimme und seinem herausragenden Selbstbewusstsein auf.
Damiano David wird Anfang 1999 in Rom geboren und wächst im ruhigen Stadtteil Monteverde auf. Dank seiner Eltern, die beide Flugbegleiter sind, tourt er bereits früh durch die ganze Welt, ein kleiner Vorgeschmack auf den Rockstar-Lifestyle. Neben seiner Liebe zur Musik ist Damiano ein leidenschaftlicher Basketballspieler. Doch sein Karrierewunsch zeichnet sich schon früh ab: Er will auf die großen Bühnen der Welt. Zu seinen Vorbildern zählen Steven Tyler und Chris Cornell. Gemeinsam mit seinen Schulfreunden Victoria De Angelis und Thomas Raggi gründet er 2015 die Band Måneskin (dänisch für "Mondschein"), Schlagzeuger Ethan Torchio findet sich dank einer Facebook-Annonce dazu. Mit der Komplettierung des Quartetts sind die Weichen für den Erfolg gestellt. Wie es sich für einen angehenden Rocker gehört, schmeißt Damiano bald darauf die Schule.
Eine Eigenschaft, die Måneskin schon früh auszeichnet, ist ihr Ehrgeiz. Bereits kurz nach ihrer Gründung nehmen sie an Bandwettbewerben teil und spielen unentwegt in den Fußgängerzonen Roms. Der nationale Durchbruch gelingt ihnen 2017, als sie bei "X-Factor Italia" als Zweitplatzierte hervorgehen.
Vier Jahre später verhelfen sie Italien beim Eurovision Song Contest zu einem unverhofften Sieg. Doch der Wettbewerb wird von einem Skandal begleitet: Einige Zuschauer meinen, während der Übertragung des Finales Damiano beim Koksen erwischt zu haben. Eine Kameraeinstellung zeigt ihn dabei, wie er seinen Kopf über den Tisch beugt. Bei der Pressekonferenz nach der Show beteuert der Sänger seine Unschuld. Ein negativer Drogentest gibt ihm recht. Er fühle sich von derartigen Vorwürfen persönlich angegriffen, schnaubt Damiano.
Doch der Vorfall soll dem Image der Band nicht schaden. Im Gegenteil: Der verruchte, wenngleich harmlose, Skandal zum Karrierebeginn scheint ihnen noch mehr Anschub zu geben. Måneskin sind als neue Hoffnungsträger für die Zukunft des Rock'n'Roll in aller Munde. Sie geben Interviews in amerikanischen Talkshows, kollaborieren mit Acts wie Tom Morello und geben Konzerte in ausverkauften Hallen. Ein Kameraschwenk durchs Publikum offenbart hochkarätige Fans, darunter Angelina Jolie und ihre Tochter, die begeistert mitsingen.
Doch Damiano fühlt sich zunehmend von seiner Rolle als Berufsrebell eingeengt. Mit dem Soloalbum "Funny Little Fears" und einem neuen Image bemüht er sich, alten Erwartungen zu entfliehen. Mit Schnauzbart und Vintage-Outfits gibt er sich äußerlich als Hollywood-Gentleman, musikalisch als italienischer Cousin von Harry Styles. "New house, new me, new state. New look, new car, new plate", singt Damiano passend zur neuen Bühnenpersona. Måneskin-Fans klagen indessen, er sei zu amerikanisiert und habe seine Ecken und Kanten verloren. Er sei zu dem geworden, was er im Song "Gossip" noch vor wenigen Jahren an anderen Mainstream-Künstlern bemängelt hatte: "You're not iconic, you are just like them all."
Für Damiano fühlt sich der Neustart jedoch wie eine Befreiung an. Er wolle zeigen, wer er wirklich sei, sagt er in einem Interview mit der Times, und das sei ein leidenschaftlicher Pop-Musiker. Eigentlich sei er das schon immer gewesen, sagt er in einem Podcast-Interview. Man habe ihn von Anfang an missverstanden. Es scheint, als sei Rock'n'Roll nun doch gestorben – zumindest für Damiano.
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