laut.de-Biographie
Wa22ermann
Erfolgreiche Musikerinnen und Musikern haben ja meistens Jahre lang gegrindet, Demos gemacht, Demos verschickt, es unbedingt gewollt, dann haben ein paar Sachen nicht geklappt, dann haben ein paar Sachen doch geklappt und schließlich war man hier. Nicht so die Kreuzberger Rapperin Wa22ermann: Die ist einfach eingeschlagen. Ein paar Parts auf Social Media, Hype.
Klingt jetzt wie Lotterleben, musste sich aber auch erst einmal heraus kristallisieren. Geboren wird Wa22ermann (ein Name, der auf H20, ihr Sternzeichen und ihren Geburtsnamen anspielt) in Pakistan, erst mit neun Jahren ziehen ihre Eltern nach Berlin, einen Ort, den sie nach eigenen Angaben bis zu ihrer ersten Tour quasi nie verlassen wird. Ihre Erwartungen und die Realität trennen sich aber prompt: Sie erwartet blonde Menschen und Wolkenkratzer, bekommt stattdessen Problemviertel, Schlägereien und einen Haufen Leute, die machen, was sie wollen.
Im Takt mit ihren älteren Schwestern arbeitet sie sich durch die Musikgeschmäcker des 21. Jahrhundert, hört Dancehall, insbesondere Vybz Kartel, sie hört Dembow, hängt dann zwischendurch aber auch mal ordentlich auf Indie und natürlich auch immer Deutschrap, Deutschrap und noch mehr Deutschrap. Der ist dann auch die Rettung, als ein partikulares Event 2020 die Welt lahmlegt. Was tun, jetzt wo Rausgehen als Hobby wegfällt? Ihre Freundesgruppe entscheidet sich für RapRap, aber nur Wa22ermann bleibt mehr als zwei Wochen dran, fällt regelrecht in einen Sog. Das ist der Moment, in dem besagte Social Media-Clips auftauchen.
War der Skill schon 100% da? Nicht unbedingt. Aber man merkt eben einfach, wenn eine Person es draufhat oder nicht, Handwerk hin oder her. Erste Produzenten interessieren sich für das Talent, holen sie ins Studio. So dauert es nicht mehr lange bis zu ihrer Debütsingle "Salsa". Das ist Peak-Gen Z-Rap, klug, aber abgebrüht: "Das Leben dreht sich nicht um dich auch nicht um mich nur sich im Kreis", Ansage. Das hinterlässt Eindruck.
2022 findet sie in Apsilon einen wertvollen Verbündeten, der auch ihre erste Single mit unter Four Music herausbringt, "BLBH" ("bisschen Liebe, bisschen Hass"), wo sie später auch bleiben soll. Dort geht der Singles-Output weiter, wird zunehmend Dance-orientierter, die Nummer "Bienenstock" wird das recht deutlich machen. House, Nachtleben, Psychedelia, das werden Marschrichtungen der künftigen Karriere sein.
"07:30" wird dann sowas wie der erste Eindruck von ihr auf Projekt-Ebene und macht einen verdammt guten Job: Ihre Hymnen über Nachtleben und Abfuck, ein bisschen Scheiß-auf-Alles, ein unterschwelliger, aber kein bisschen hinterm Berg gehaltener Feminismus, das findet schnell Anklang. Der Anklang kommt vor allem im Laufe eines ausgiebigen Festival-Runs, der sie schließlich sogar auf die Fusion bringen wird.
Fusion ist schließlich auch ein gutes Sichtwort für Tracks wie "Aquarell", "Tag Wird Zur Nacht" und "TNS", die sie 2024 rausbringt: Irgendwo ist Wa22ermann von Anfang an jemand gewesen, der nicht so ganz in Genre-Schubladen gepasst hat. Sie kommt aus einer Berliner Bunkerwelt, ist offensichtlich trotzdem Deutschrap as fuck, irgendwie trotzdem ein Popstar, irgendwie trotzdem Untergrund. Man kann ja viele Dinge gleichzeitig sein. Aber dass Wa22ermann ein Star ist, das hat man zurecht schon bei ihren allerersten Gehversuchen gespürt.
Noch keine Kommentare