laut.de-Kritik
Voller Körpereinsatz mit Dave Grohls Mannen und Supergrass.
Review von Martin MengeleWieso werden eigentlich Supergrass im Genre Britpop gehandelt? Nur weil sie aus Oxford kommen, machen sie noch lange keinen Pop. Vielleicht wegen dem Tremolo in Gaz Coombes' Stimme. Ich muss an dieser Stelle zu meiner Schande gestehen, dass ich die Jungs vorher noch nicht kannte, außer den superoriginellen Namen. Was die da im Palladium abliefern, fällt dann eher in die Kategorie Spacerock. Und dieser hier ist nicht von schlechten Eltern. Klar, irgendwo muss das Supergrass ja seine Wirkung zeigen, wenn auch die Jungs keineswegs einen gedopten Eindruck machen. Im Gegenteil. Sie bestreiten einen durch und durch professionellen Gig, der den Foos das adäquate Tempo vorgibt.
Dave Grohl und seine Mannen verstecken sich in der Pause noch lange hinter einem überdimensionalen Foo-Vorhang, bevor sie dem Publikum ihre neue Single "All My Life" um die Ohren hämmern. Wenn der zweite Song dann "My Hero" heißt, ist nur noch Pogo und Crowdsurfing im ausverkauften Palladium möglich. Ich habe eigentlich noch nie auf die Foo-Jungs im Hintergrund geschaut. Die Band war für mich immer schon ein Synonym für Dave Grohl. Wenn man dann sieht, dass hinter diesem Megasound drei Highschool-Hanswürste ohne jegliche Schweinerock-Attitüde stecken, weiß man, dass Rock'n'Roll auch an der Schule gelernt werden kann. So brav die Typen auch aussehen, sie geben alles. Mit vollem Körpereinsatz ist ebenso Frontmann Dave dabei und scheint sich schon bei den ersten fünf Songs zu verausgaben. Er gönnt sich keine Atempause und schüttelt seine wilde Mähne, als wolle er so den Takt angeben.
Jetzt wird langsam klar, warum Kylie Minogue und Pink bei den MTV Europe Video Awards betonten, Dave sei der "Sexiest Motherfucker on the Planet!" Ich gebe es nur ungern zu, aber er hat gewisse Ähnlichkeit mit Kollege Kraus (als er noch ein paar Lenze weniger zählte). Dave brodelt nur so vor Energie und versteht es wie kaum ein anderer, die Menge aufzupeitschen. Ein echter, ungebändigter Charismatiker. Ich hätte ihn zwar dieses Jahr lieber bei den QOTSA trommeln sehen. Als Sänger der Foo Fighters belegt er aber im Live-Test seine Qualitäten als hervorragender und ausdauernder Shouter. Wie er seine Stimme derart ausreizt, bleibt mir jedenfalls ein Rätsel. Nach so einem Gig dürften die Stimmbänder eines Normalsterblichen schon nach drei Songs in Fetzen im Rachen hängen. Nicht so bei Dave, der einzige Schweiß scheint hier nur im Publikum zu rinnen. So muss es sein. Wer sich sein Fitnesstraining sparen will, dem sei eine Runde Moshpit mit den Foos empfohlen!
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