laut.de-Biographie
Form One
Triff Johnny Rhino - eine Aufforderung, der jeder, der Spaß am glänzenden Debüt-Album des jungen schwedischen MCs hatte, umgehend nachkommen möchte. Aber wer zum Teufel ist Johnny Rhino? Und wie kann es sein, dass aus Skandinavien, der Heimat bröselnden Knäckebrots und corpsepaint-bewehrter Kirchenbrandstifter, am laufenden Meter exzellenter Hip Hop gen Süden schwappt? Es muss wohl doch am Trinkwasser liegen.
Johnny Rhino, mit bürgerlichem Namen Johan Reinhold, firmiert in der Szene unter dem Alias Form One. Schon immer leidenschaftlicher Musiker, spielt Johan Gitarre und singt in verschiedenen Bands. Erst später, dafür um so heftiger, kommt er in Kontakt mit Hip Hop. Er beginnt, eigene Raps zu verfassen. Der Weg bis zum ersten Album soll sich allerdings als kurvenreich herausstellen.
Eine Begegnung mit dem Produzenten DC erweist sich 1997 als günstige Fügung. Johan wird ins Studio eingeladen und arbeitet erstmals unter professionellen Aufnahmebedingungen. Die Kollabo weckt das Interesse eines weiteren Kollegen: Embee, Produzent der schwedischen Vorzeige-Crew Looptroop, erkennt Form Ones Potential. 1998 bringt er ihn auf seinem Mixtape "The Way Beyond II" unter und verschafft ihm so gebührende Aufmerksamkeit.
Beiträge zu diversen Compilations folgen, darunter "Burning Rubber", das (noch unter dem Namen Formula One) auf dem Sampler "Den Svenska Underjorden" zu finden ist. Dieser Querschnitt schwedischen Untergrund-Hip Hops, auf dem Looptroop, Chords, Petter und etliche andere vertreten sind, erlangt bis weit über die Landesgrenzen hinaus Kult-Status.
Gemeinsames Zuschlagen erzielt meist den größeren Effekt: Form One schart 2001 die Rapper Glaciuz The Icy, Leo und Nephilim um sich und gründet seine Crew Loose Cannons. Nicht zuletzt durch die 2002 erscheinende EP "Gimme The Mic" profilieren sie sich als skandinavische Spitzenklasse-MCs. Zur gleichen Zeit festigt Form One durch eine Zusammenarbeit mit dem Bostoner MC Akrobatik und dem Produzenten-Duo Double Deez seinen Stand im internationalen Rapgame.
Danach verschiebt sich das Augenmerk wieder in Richtung Solo-Karriere. Noch 2002 unterzeichnet Form One bei Street Level Records seinen ersten Plattenvertrag, das Jahr darauf sieht den Release einer 12" ("Three Poisonous Darts"), auf der der Skandinavier Schützenhilfe der amerikanischen MCs Copywrite, Camu Tao und Maylay Sparks genießt.
Ebenfalls 2003 lernt Form One einen weiteren Vertreter der Produzenten-Zunft kennen. Etliche gemeinsame Projekte mit Astma machen schnell deutlich: In dieser Besetzung und in keiner anderen soll das längst überfällige Solo-Album entstehen. Um die eigenen Vorstellungen besser umsetzen zu können, gründen die beiden noch schnell ihr eigenes Label, DLX Entertainment, bevor sie sich in die Arbeit stürzen.
Ein Schnellschuss wird es trotzdem nicht: Die Monate vergehen, erst 2006 steht "Meet Johnny Rhino" verkaufsbereit in den Plattenläden. Flüchtigkeitsfehler können bei derartig langer Brutzeit dafür weitgehend ausgeschlossen werden. Tatsächlich überschlägt sich die Presse vor Begeisterung und wirft mit Vergleichen mit Jay-Z und Nas nur so um sich. Nicht ganz unberechtigt, präsentiert das Album doch einen exzellenten, ausgefeilt flowenden MC, der sich neben Beats der Labelkollegen Astma und Michel Rocwell über Vorlagen von Soul Supreme und DJ Large freuen darf. Auch die Features sind nicht ohne: Zum Mic greifen Chino XL, Yak Ballz, AG (von D.I.T.C.) und Heltah Skeltahs Reimgewalt Sean Price.
Zuvor darf sich das deutsche Publikum im Frühjahr 2006 einen Eindruck von den Live-Qualitäten des Schwedenrappers verschaffen: Im Rahmen der "Catch A Fire"-Tour rockt Form One an der Seite von Samy Deluxe, Dendemann, Torch, Nosliw und seinen großen Landsmännern von Looptroop die Bühnen der Republik.
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