laut.de-Kritik
Augenzwinkernde Porno-Raps vom Effenberg des Hip Hop.
Review von Stefan JohannesbergWas haben Stefan Effenberg, Nick Nolte und Eddie Murphy gemein? Sie alle standen Pate fürs neue Projekt von Kool Savas und Illmatic. Benannt nach einer Wortkreation von Effe nahmen Optik-Boss Savas und 3p-Rapper Illmatic in nur 24 Stunden ein ganzes Album auf. Das bekannte Chaotencop-Duo aus Hollywood hatte in seinen beiden Actionfilmen zwar doppelt so viel Zeit, das Ergebnis bleibt jedoch das gleiche: ein Heidenspaß für Freunde des Genres.
Hier wird gestylt, bis die Grafittis glühen. Oder die Gesichter pubertierender Hip Hop-Teenies. Illmatic mimt "Deutschlands Playboy 51", dessen "Nudel", auch als "Schlauch" bekannt, "nur in MC Hammer-Hosen passt". Und wer in der griechisch-türkischen Verbrüderungshymne "Hellas (Türkiye)" den "Archimedes" auf "Arsch in Penis" reimt, hat die Lacher auf seiner Seite.
Savas möchte da auch nicht hinterher hinken. Der "Aal" des Berliners "fickt Möpse" in bester Pimplegionär-Manier, während "die Eier gegen den Ass klatschen". Auf "Willkommen Im Game" befiehlt er: "Nimm jetzt meinen Aal in die Hand." Doch die Sex-Schose macht dank des nötigen Augenzwinkerns Spaß. Nur die Zeile "ich finger dich Baby" schleimt sich eklig schlüpfrig durch die Boxen.
Wenn nicht gepoppt wird, versinkt das Duo Infernale in übertriebener Rap-Angeberei. Das Intro pumpt mit dem legendären Effe-Zitat schön bombastisch. KKS nennt sich hier "S-Hova" und stellt sich "auf eine Stufe mit Nas, Eminem und 50 Cent". Außerdem ist nur noch "Ice Ice Baby" alles, was ihn interessiert. Den "Backpackrappern" widmen sie einen ganzen Diss-Track. Underground-Leute wie Def Jux, Common oder Akrobatik kriegen halb ernst, halb ironisch eine aufs Dach. Illmatics ungläubige Fragerei "Wer ist dieser MF Doom? Ich kenn keinen MF Doom", sorgt für Lacher.
Unterstützung erhalten die beiden Emcees von den Beatingenieure Katch und DJ Release, die ein freshes Fundament aus melancholischen Loops, modernen Handclap-Snares und minimalistischen Club-Synthies bauen. Den Höhepunkt der Handwerkskunst erreichen sie dank eines genial eingesetzten Pulp Fiction-Surfrocksamples beim bouncigen "Einfach So".
Im Gegensatz zum Ami-Bounce sorgen die roughen Flows jedoch für die nötige Härte. Savas, "weltbester Spitter", toppt dabei erwartungsgemäß Kumpel Illmatic, obwohl dieser sich auf "This Style" mit Zeilen wie "Das ist nicht Bon Jovi, das ist die Bomb, Homie. Hör auf zu rappen, mach Porno-Flicks wie Son Doobie", als Erster ins Ziel rappt. "Mies flowen - ich weiß nicht wie." In Punkto 'Große Klappe' stehen die Zwei dem Fußballtiger und Eddie Murphy in Nichts nach.
1 Kommentar
Vermutlich der absolute Geheimtipp für alle Savas-Fans, die vor allem die Ami-Rap inspirierte Mittelphase seiner Karriere etwas abgewinnen können. Wurde der „alte“ Kool Savas nach „Der Beste Tag meines Lebens“ schon für tot erklärt, feierte mit zusammen mit Illmatic und „Nur noch 24 Stunden“ sein Comeback bei den „Hardcore-Fans“, die mit dem Major-Debüt – zumindest damals – wenig anfangen konnten. Savas präsentiert sich hier in bester Westberlin Maskulin Manier, nur mit einer deutlich besseren Technik, die er in den Jahren des Selbststudiums seinen Idolen Jay-Z und Jadakiss abgeschaut hat. Das in nur 24 Stunden geschriebene Kollabo-Album ist ein absolutes Fest für jeden Battlerap-, und Punchline-Fan, der auf den derben Humor von WBM abfährt. Gewissermaßen ist es so etwas wie ein „Battlekings“ der Neuzeit, voller zitierwürdiger Lines, stumpfen Vergleichen und plumpen Aussagen. Sogar Illmatic bietet dem King auf dem ein oder anderen Track Paroli, doch in erster Linie ist „Nur noch 24 Stunden“ das Popcorn-Kino-Comeback von SAV. 5/5.